Finale

Der Rest der Welt

Le Chaim Foto: Thinkstock

Das Schöne an uns Männern ist, dass wir keinen richtigen Grund brauchen, um Bier zu trinken. Frauen sind da anders. Sie kaufen zwei Flaschen Bier mit Fruchtgeschmack und backen am Nachmittag eine Möhrentorte.

Um sieben Uhr abends kommen dann drei Freundinnen. Wie jeden dritten Donnerstag im Monat. Dann gucken sie Netflix und beschweren sich in der Pause über ihre Männer. Auf dem Tischchen stehen die Torte und vier Gläser. Bei uns Männern geht das weniger förmlich. Wir haben Durst und schreiben eine SMS: »Bier, 20 Uhr, Bahnhof?«

Übrigens: Auch Juden trinken Bier. Allerdings nicht so viel wie die Tschechen oder die Deutschen. Laut Wikipedia trinkt ein Israeli weniger als ein Ghanaer, aber mehr als ein Iraker.

Kiddusch Dürfte man mit Bier Kiddusch machen, würde Israel im Bier-Ranking gleich zehn Plätze gutmachen. Leider wird auch zu Barmizwa-Feiern und Hochzeiten weniger Bier als Wein aufgetischt. Häufig steht eine einzige Weinflasche auf den runden Tischen. Eine Flasche für neun Personen!

Ich glaube übrigens, Juden schmeckt Bier zu gojisch. In Zürich gibt es zwei Koscher-Supermärkte. Die Weintheken sind gewaltig. Da gibt es Burgunder, Bordeaux, Riesling und Carmel. Eindrücklich. Wer aber ein Bier will, darf zwischen einem Bier auswählen: Maccabi-Bier.

Nochmals zum Thema Bieranlässe. Vergangene Woche hatte ein Kollege seinen letzten Arbeitstag. Der Chef hat ihm gekündigt. Für uns war klar: Das ist ein guter Bieranlass. Anfangs zögerte der Kollege. Er muss jetzt sparen. So ein Biergelage wird sicher wieder teuer! Nein, nein, beruhigten wir ihn, wir kommen zu dir nach Hause und kümmern uns ums Bier.

Wir setzten uns in seinen Garten und füllten uns ab. Irgendwann entdeckte jemand eine Minibar in der Wohnung. Dürfen wir? Der Arbeitslose schüttelte den Kopf. Finger weg, das sind meine teuersten Whiskyflaschen!

Whisky Aber gut, jeder nur ein kleines Schlückchen. Wir gossen uns die Gläser voll und verdrehten die Augen. Das sind aber feine Whiskys! Nach einer Stunde waren alle Flaschen leer. Wir torkelten im kleinen Garten umher und brüllten Weihnachtslieder. Um Mitternacht rannten wir zum letzten Zug.

Jetzt sitze ich wieder zu Hause. Irgendetwas hämmert in meinem Kopf. Oh, nein, das schlechte Gewissen – schon wieder! Ja, ist gut. War jetzt nicht so edel, dem Unglücklichen am letzten Arbeitstag noch alle Flaschen auszutrinken. Ich habe verstanden! Mit dem Honorar dieser Glosse kaufe ich ihm neue Whiskyflaschen. Der arme Tropf wird sich freuen.

Aufgegabelt

Lachs-Sashimi

Rezepte und Leckeres

 04.06.2023

Interview

»Das Misstrauen bleibt«

Stella Leder über Kulturstaatsministerin Claudia Roth, Antisemitismus im Kulturbetrieb und fehlende Empathie gegenüber Jüdinnen und Juden in der Kunstwelt

von Joshua Schultheis  04.06.2023

Geheimnisse & Geständnisse

Plotkes

Klatsch und Tratsch aus der jüdischen Welt

von Katrin Richter  02.06.2023

Aryeh Nussbaum Cohen

König David aus Brooklyn

Schon mit 14 sprang er als Kantor an den Hohen Feiertagen ein – jetzt singt der Countertenor in Händels Oratorium »Saul« in Berlin

von Ayala Goldmann  02.06.2023

Billy Joel

Der »Piano Man« zieht aus

Der Musiker beendet seine seit zehn Jahren andauernde Konzertserie im New Yorker Madison Square Garden

von Christina Horsten  02.06.2023

Düsseldorf

Paul-Spiegel-Filmfestival gestartet

Das Programm soll »ein realistisches Bild des Judentums und die Vielfalt der jüdischen Identitäten« vermitteln

 01.06.2023

Hard Rock

»Kiss«-Sänger: Ähnlichkeit mit SS-Runen ist uns nicht aufgefallen

Das »Doppel-S« im Band-Logo sollte Blitze darstellen, so der jüdische Bandleader Gene Simmons

 31.05.2023

Geschichte

Porträt einer gescheiterten Idee

Der Historiker Gennady Estraikh über Birobidschan, eine jüdische Heimat in Sibirien

von Alexander Kluy  31.05.2023

Analyse

»Rough Diamonds« auf Netflix feiert große Erfolge

Warum Serien über ultraorthodoxe Juden so großen Anklang finden

von Christiane Laudage  30.05.2023