Finale

Der Rest der Welt

Köln ist voll – voll mit Weihnachtsmärkten. Es ist unmöglich, durch die Stadt zu gehen, ohne sich aus Versehen ganz plötzlich zwischen gebrannten Mandeln und Glühwein wiederzufinden – und das um zwölf Uhr mittags. Selbst auf der Schäl Sick, also der anderen Rheinseite, ziert ein kleiner Weihnachtsmarkt den Wienerplatz. Die Betrunkenen, die mir begegnen, wenn ich dort auf die Bahn warte, riechen nun nicht mehr nach Bier und Schnaps, sondern nach Glühwein, Zimt und irgendwie putzig weihnachtlich.

Ich möchte mich also gar nicht darüber auslassen, dass es erst Anfang Dezember ist. Sicher, die Leute brauchen die Weihnachtsmärkte nicht, sie haben bestimmt noch einigen Christbaumschmuck im Keller, und ihre Weihnachtsgeschenke bestellen sie mittlerweile bequem über Amazon Prime.

Adventskranz Aber auch mir, die ich mich als Kind für Weihnachten stets bei Freunden einlud, ist es schon passiert, dass ich über einen dieser Märkte schlenderte, sehnsüchtig die Adventskränze mit Bienenwachskerzen ansah und mich bremsen musste, einen zu kaufen.

Aber eigentlich ist klar: Chanukka ist das coolere Fest! Wir müssen nicht den zweifelhaften Geburtstag eines abtrünnigen Juden feiern, und die weihnachtliche Barmherzigkeit können wir uns auch sparen. Stattdessen dürfen wir Dreidel spielen, jeden Tag ein neues Lichtlein zünden und das sieben Tage lang feiern.

Diese lächerlichen drei Weihnachtstage sind nichts dagegen. Bestimmt haben sich die Christen deshalb ihren Adventswahnsinn ausgedacht und – die Weihnachtsmärkte. Damit möchte ich mich vor alle Rabbiner und Gemeinderäte, jüdische Geschäftsleute und Künstler stellen und sagen: In Köln gibt es einen mittelalterlichen Weihnachtsmarkt, einen Do-it-yourself-Öko-Weihnachtsmarkt und den Schwulen-und Lesben-Weihnachtsmarkt. Also: Warum gründen wir nicht endlich einen Chanukka-Markt?

Chanukkiot Gerne würde ich nächstes Jahr über den Rudolfplatz schlendern, mir verschiedene Chanukkiot ansehen, mal Kerzen in Farben kaufen, die mir gefallen, vielleicht sogar bemalt oder beschriftet. Das ist doch eine Riesen-Marktlücke! Wir brauchen keine glitzernden Kugeln oder Lametta dafür, aber Dreidel in allen möglichen Formen und Farben. Und welche zum Selbermachen!

Der Rabbi betreut in meiner Vorstellung einen Stand mit Gebetbüchern und Liedtexten, denn – ganz ehrlich – niemand kann das »Maos Zur« auswendig. Und falls noch ein paar Stände fehlen, bietet es sich an, auch gleich Verkleidungen für Purim zu verkaufen – das ist schließlich schon bald, am
12. März.

Wer genug geshoppt hat, isst dann frische Sufganiot bis zum Umfallen. Und danach vielleicht noch etwas Herzhaftes? Latkes! Koscheren Glühwein sollte es auch geben, schließlich kann es uns genauso kalt werden wie unseren Weihnachten feiernden Freunden. Auch auf die Gefahr hin, dass wir mit dieser genialen Idee der jüdischen Weltherrschaft wieder ein Stückchen näher gekommen sind.

Andrea Kiewel

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