Finale

Der Rest der Welt

Israel weckt Emotionen. Leider nicht immer positive. Zuletzt bekam das der Rapper Matisyahu zu spüren, den wir bei der Eröffnung der Europäischen Makkabi-Spiele 2015 – wenigstens für ein paar Augenblicke – in der Berliner Waldbühne zu sehen bekamen. Nun wurde der Amerikaner von einem spanischen Musikfestival ausgeladen – weil er sich weigerte, »jüdische Selbstkritik« zu äußern und die gewünschte Position zur Gründung eines Staates Palästina zu äußern.

Bei so viel Hass und Boykott-Wahn, der nun auch Diaspora-Künstler trifft, müssten wir uns eigentlich über jeden Freund freuen, den der jüdische Staat in Europa noch hat.

Motiv Aber auch seine Freunde kann man sich nicht immer aussuchen – wie etwa David Benjamin S., der im November 2014 in Berlin einen ICE bestieg und sechs Fahrgäste als Geiseln nahm. Vor dem Berliner Kammergericht hat nun der Prozess gegen den jungen Mann aus Baden-Württemberg begonnen. Als Motiv für sein Vorgehen gab der 24-jährige Angeklagte an, er habe »schon immer etwas Radikales für Israel« tun wollen.

Radikal war seine Aktion in der Tat: Mit einer Schreckschusspistole bewaffnet, drückte er dem Schaffner des ICE einen handgeschriebenen Zettel in die Hand. »Ich, David Benjamin S., verlange folgendes«, hieß es darin: »Der Bundespräsident Joachim Gauck, die Bundeskanzlerin Angela Merkel und der Außenminister Frank-Walter Steinmeier sollen in einer Pressekonferenz die Anerkennung Palästinas als Staat durch Schweden, Großbritannien und Spanien aufs Schärfste verurteilen und sich öffentlich hinter die Juden und Israel stellen.« Alles andere, schrieb der junge Mann weiter, wäre reiner Wahnsinn: »Ich sage nur – sechs Millionen Juden!« Außerdem forderte David Benjamin S. 250.000 Euro in bar.

Zur Geldübergabe kam es nicht – auch nicht zur Pressekonferenz. Die sechs Geiseln wurden befreit, der junge Süddeutsche überwältigt. Vor Gericht hat er nun die Möglichkeit, seine Motive ausführlich darzulegen: Er sei zwar in einem fundamentalistisch-christlichen Elternhaus aufgewachsen, besitze aber »jüdische Wurzeln«, erklärte David Benjamin S. Die Anerkennung Palästinas halte er für falsch, »solange dort die Hamas wirkt und das eigene Volk als Schutzschild benutzt«.

Konversion Was soll man dazu sagen? Ganz unrecht hat er nicht. Trotzdem kann man nur hoffen, dass der junge Mann nicht zum Judentum konvertieren will.

Sollte das doch der Fall sein, möchte ich an dieser Stelle an alle mir bekannten Rabbinerinnen und Rabbiner appellieren: Beten Sie lieber für die Tschuwa unserer eigenen Delinquenten – sonst müssen wir uns demnächst auch für die Geiselnahme im ICE rechtfertigen.

Aber wahrscheinlich wird sich so oder so jemand finden, der glaubhaft nachweist, dass der junge Mann nicht auf eigene Faust, sondern im Auftrag christlich-zionistischer Fundamentalisten oder direkt als Marionette des internationalen Zionismus gehandelt hat. Warum sonst wird das Urteil gegen den Angeklagten ausgerechnet am 11. September erwartet?

Marbach

Israelische Soziologin Eva Illouz hält Schillerrede

Illouz widme sich dem Einfluss wirtschaftlichen Denkens und Handelns und greife damit Widersprüche kulturgeschichtlich auf, hieß es

 16.07.2025

Berlin

Mögliche Einigung über Raubkunst-Plastik?

Streit um den Tänzerinnenbrunnen: Anwälte von Erben und Georg Kolbe Museum kamen zu erstem Treffen zusammen

 16.07.2025

Aufgegabelt

Teiglach

Rezepte und Leckeres

 16.07.2025

Programm

Termine und TV-Tipps

Termine und Tipps für den Zeitraum vom 17. Juli bis zum 25. Juli

 16.07.2025

New York/London

Punkband Bob Vylan muss auf Europatour verzichten

Nachdem es israelischen Soldaten den Tod gewünscht hat, fällt die Teilnahme des Duos an der Europatournee der Band Gogol Bordello ins Wasser

 16.07.2025

Cuxhaven

Deichbrand-Festival hält an Macklemore-Auftritt fest

Der Rapper Macklemore soll am Sonntag ein Konzert geben, obwohl er antisemitische Propaganda und Verschwörungstheorien über Israel verbreitet

 16.07.2025

Los Angeles

Ben Stillers »Severance« punktet bei Emmy-Nominierungen

Gleich zwei Satiren über die moderne Arbeitswelt räumen bei den Nominierungen für den wichtigsten Fernsehpreis der Welt ab. Auch für »The White Lotus« und einen Batman-Ableger sieht es gut aus

 16.07.2025

Restitution

»Das Ausmaß hat uns überrascht«

Daniel Dudde über geraubte Bücher, Provenienzforschung an Bibliotheken und gerechte Lösungen

von Tobias Kühn  15.07.2025

Haskala

Medizin für die jüdische Nation

Aufgeklärte jüdische Ärzte sorgten sich um »Krankheiten der Juden«. Das wirkte auch im Zionismus nach

von Christoph Schulte  15.07.2025