Finale

Der Rest der Welt

Neulich nachts um zwei Uhr lief im TV eine Beatles-Doku. Faszinierend, diese Horden von kreischenden Teenagern! Wie alt die wohl damals waren? 18? 15? Eines kann ich Ihnen sagen, wenn die Beatles heute auftreten würden, wären die Säle gefüllt mit hysterisch kreischenden Achtjährigen. Die Teenager werden ja immer jünger! Vorpubertät nennt sich das wohl, und ich weiß, wovon ich rede, habe ich doch regelmäßig vorpubertäre Scharen von kleinen Gören, Freundinnen meiner achtjährigen Emma, auf meinem Wohnzimmersofa zu sitzen.

Von überdimensionierten Kopfhörern beschallt, lungern die Mini-Teenies Kaugummi kauend auf den Kissen, malen sich die Nägel an und schmökern in Teenie-Magazinen. Nervig, diese Pre-Teenies! Und weil sie für Discobesuche und Boyfriends noch zu jung sind, denken sie sich andere Sachen aus, um ihre Eltern in den Wahnsinn zu treiben.

BFF-Manie Zum Beispiel herrscht im Moment die allgemeine BFF-Manie. BFF, also: Best Friends Forever! Alles dreht sich nur noch darum, wer wessen BFF ist – und vor allem bis wann. Zu diesem Zweck müssen die geplagten Eltern extra BFF-Kettchen anschaffen. Das sind zwei Halskettchen mit je einer Hälfte eines kitschigen Glitzerherzchens dran, von denen man eine der besten Freundin und die andere Hälfte sich selbst umlegt. So, dass stets alle wissen, wer im Moment die allerbeste Freundin von wem ist.

Bis eine weitere potenzielle BFF den Plan betritt und der Ex-BFF kreischend das Kettchen vom Hals reißt. Es ist schon hart, das Beinahe-Teenager-Dasein. Und meine Emma bettelt mich seit Wochen an, eine megacoole BFF-Party für sie zu schmeißen, auf dass sie auch einmal zum angebeteten Mittelpunkt ihrer versammelten BFFs werde. Was dann so aussieht, dass sich die BFFs direkt nach der Bnei Akiva am Samstagabend auf meinem Sofa breitmachen, Popcorn futtern und DVDs gucken. Mir bleibt auch nichts erspart.

Ich besorge also die angesagten DVDs von Selena Gomez, dem aktuellen Teenie-Idol mit der Schnute einer Zwölfjährigen auf dem Körper eines 18-jährigen Busenwunders. Schließlich sitzen alle Mädels, umhüllt von einer Wolke von Glitzerpuder, kichernd und erwartungsvoll vor meinem Fernseher. Ich hole die Selena-DVD hervor. Da baut sich Rina, die coolste BFF, vor dem Fernseher auf: »Selena Gomez? Die geht im Moment ÜBERHAUPT nicht! Wie UNCOOL! Die ist doch gegen Israel! Das hat sie selbst getwittert! Lest ihr denn keine BRAVO?«

fauxpas
Erschrocken starren Emma und ich uns an. Was für ein Fauxpas! Die kleinen Mädchen auf dem Sofa beginnen zu wispern und zu tuscheln. Ich google schnell den Sachverhalt mit meinem Smartphone. »Free Palestine! Pray for Gaza!«, hat Selena wohl neulich getwittert – und ist dafür per Rück-Tweet als dummes Huhn beschimpft worden, das ohne nachzudenken politische Parolen nachplappert.

Auf dem Sofa geht das aufgeregte Gewisper und Getuschel weiter. Ich fühle mich an Filme wie Das Urteil oder Die Jury erinnert. Schließlich drehen uns die Mitglieder der Teenie-Jury ihre Kaugummi kauenden Köpfe zu und verkünden: »Los, leg die DVD ein! Wir wollen die Selena-Show sehen, der Rest ist uns schnurz!«

Aufatmend sehen Emma und ich uns an. Die Party kann beginnen! Mit langweiligem Erwachsenenkram wie Diskussionen um Political Correctness können wir uns echt noch ein paar Jahre Zeit lassen.

Nachruf

Filmproduzent mit Werten

Respektvoll, geduldig, präzise: eine Würdigung des sechsfachen Oscar-Preisträgers Arthur Cohn

von Pierre Rothschild  15.12.2025

Meinung

Xavier Naidoos antisemitische Aussagen? Haken dran!

Der Mannheimer Sänger füllt wieder Konzertsäle. Seine Verschwörungserzählungen über Juden und holocaustrelativierenden Thesen scheinen kaum noch jemanden zu stören

von Ralf Fischer  15.12.2025

Los Angeles

Bestürzung über Tod von Rob Reiner und Ehefrau Michele

Der jüdische Regisseur und seine Frau wurden tot in ihrem Haus aufgefunden. Die Polizei behandelt den Fall als mögliches Tötungsdelikt

 15.12.2025

Justiz

Gericht: Melanie Müller zeigte mehrmals den Hitlergruß

Melanie Müller steht erneut vor Gericht: Die Schlagersängerin wehrt sich gegen das Urteil wegen Zeigens des Hitlergrußes und Drogenbesitzes. Was im Berufungsverfahren zur Debatte steht

von André Jahnke  14.12.2025

Feiertage

Weihnachten mit von Juden geschriebenen Liedern

Auch Juden tragen zu christlichen Feiertagstraditionen bei: Sie schreiben und singen Weihnachtslieder

von Imanuel Marcus  14.12.2025

Nachruf

Trauer um Hollywood-Legende Arthur Cohn

Arthur Cohn war immer auf der Suche nach künstlerischer Perfektion. Der Schweizer Filmproduzent gehörte zu den erfolgreichsten der Welt, wie seine Oscar-Ausbeute zeigt

von Christiane Oelrich  12.12.2025

Computerspiel

Lenny Kravitz wird James-Bond-Bösewicht

Als fieser Schurke will der Musiker im kommenden Jahr dem Agenten 007 das Leben schwer machen – allerdings nicht auf der Kinoleinwand

 12.12.2025

Berlin

Jüdisches Museum bekommt zusätzliche Förderung

Das Jüdische Museum in Berlin gehört zu den Publikumsmagneten. Im kommenden Jahr feiert es sein 25. Jubiläum und bekommt dafür zusätzliche Mittel vom Bund

 12.12.2025

Aufgegabelt

Latkes aus Dillgürkchen

Rezepte und Leckeres

 12.12.2025