Kino

Der letzte Tycoon

Die Titel seiner Filme haben einen großen Klang: Eric Pleskow (1924–2019) Foto: dpa

Der an vielen Welterfolgen beteiligte Filmproduzent Eric Pleskow ist tot. Der gebürtige Österreicher, unter dessen Verantwortung zahlreiche Oscar-prämierte Filme entstanden, starb am Dienstag im Alter von 95 Jahren, wie das Festival Viennale mitteilte.

Pleskow war 1939 mit seinen jüdischen Eltern auf der Flucht vor den Nazis in letzter Sekunde über Frankreich, Belgien und Holland in die USA ausgewandert. Nach Kriegsende kam er als Filmoffizier der amerikanischen Militärregierung nach Deutschland.

»Dass ich noch lebe und Kinder und Enkelkinder habe – das ist meine Rache an Hitler«, sagte Pleskow.

ERFOLGE In den USA war er später als Filmproduzent an vielen Kinoerfolgen beteiligt, unter anderem an den Oscar-prämierten Filmen Amadeus, Der mit dem Wolf tanzt, Einer flog über das Kuckucksnest, Rocky und Das Schweigen der Lämmer.

»Sein Tod ist für uns alle ein großer Verlust«, teilte die Viennale im Namen des gesamten Teams mit. »Als Präsident und Schutzpatron der Viennale hat er uns mit seinem Humor und seiner Weitsicht stets getragen.« Pleskow habe ein »erfülltes und langes Leben« gehabt, man schätze ihn als langjährigen Freund und Begleiter des Festivals. Pleskow war seit 1998 Präsident der Viennale.

Er sei nur durch eine Kette von Zufällen zu einem kleinen Mosaikstein der internationalen Filmgeschichte geworden, hatte Pleskow im April 2019 der österreichischen Tageszeitung »Kurier« gesagt. »Hätte ich Österreich nicht fluchtartig verlassen müssen, dann wäre ich in Wien wahrscheinlich als Arzt tätig gewesen und längst in Pension.«

PROPAGANDAFILME Die US-Armee hatte Pleskow im Alter von 21 Jahren nach München geschickt, um dort als Filmoffizier die Produktionen aus der Nazi-Ära nach Propaganda-Machwerken zu durchforsten und die »Bavaria«-Filmstudios wieder aufzubauen.

Pleskow war 1939 mit seinen jüdischen Eltern auf der Flucht vor den Nazis in die USA ausgewandert.

Zurück in den USA produzierte er als Präsident der Filmgesellschaft United Artists Klassiker der Filmgeschichte. Ende der 70er-Jahre gründete er die Orion Pictures - und der Erfolg blieb ihm treu. »Nehmen Sie eine berührende Geschichte, ein gutes Drehbuch und einen leidenschaftlichen Regisseur«, meinte Pleskow zur Autorin seiner Biografie. Auch ein bekannter Hauptdarsteller und eine große Portion Glück könnten nicht schaden.

Dem Rezept vom bekannten Hauptdarsteller blieb Pleskow aber selbst nicht immer treu. Er setzte den Anfang der 90er-Jahre fast unbekannten englischen Theaterschauspieler Anthony Hopkins für die Rolle des Psychopathen in Das Schweigen der Lämmer durch, obwohl alle Robert De Niro wollten, vertraute er 2010 der »Zeit« an. »Ich wollte halt immer a bissel was anderes.«

MEISTERWERK So waren United Artists und die Orion Pictures auch die ersten US-Firmen, die Geld in nicht-englischsprachige Filme investierten. Ohne Pleskow hätten viele der europäischen Meisterwerke von Fellini, Pasolini, Bertolucci und Truffaut nicht entstehen können – wie etwa 1900, Die 120 Tage von Sodom, Satyricon oder Der letzte Tango in Paris, schrieb der »Kurier«.

In Filmen wie Platoon oder Apocalypse Now interessierten ihn Menschen, die in die Mühlen einer Institution geraten, ihre Würde gegen ein System behaupten müssten. »Mich interessieren nicht diese Hollywood-Helden, die über sich selbst hinauswachsen, sondern ihre Krisen und Kämpfe, auch mit sich selbst«, so Pleskow zur »Zeit«.

Eine der für ihn wichtigsten Auszeichnungen war die Ehrenbürgerwürde seiner Heimatstadt Wien, die er 2007 verliehen bekam.

Mit Woody Allen produzierte Pleskow zahlreiche Filme - und respektierte, wie er selbst sagte, dessen Gebot, ihn nicht bei der Arbeit zu stören. Eine der für ihn wichtigsten Auszeichnungen war die Ehrenbürgerwürde seiner Heimatstadt Wien, die er 2007 verliehen bekam.

Als das größte Glück seines Lebens bezeichnete der Hochbetagte 2019 seine gelungene Flucht. »Dass ich noch lebe und Kinder und Enkelkinder habe – das ist meine Rache an Hitler«, sagte er dem »Kurier«.

Holzstörche zur Geburt in Niederösterreich. Noch immer werden neben den klassischen Namen viele biblische Namen den Kindern gegeben.

Statistik

Diese hebräischen Vornamen in Österreich sind am beliebtesten

Österreichische Eltern wählen gern Klassiker. Unter den Top Ten sind auch viele Namen biblischen Ursprungs

von Nicole Dreyfus  16.11.2025

TV-Tipp

Sie ging über Leichen: Doku »Riefenstahl« zeigt eine überzeugte Nationalsozialistin

Das Erste zeigt Andres Veiels vielschichtigen Dokumentarfilm über Leben und Wirken von Hitlers Lieblingsregisseurin Leni Riefenstahl. Der Film geht auch der Frage nach, wie ihre Filme bis in die Gegenwart ausstrahlen

von Jens Hinrichsen  16.11.2025

TV-Tipp

»Unser jüdischer James Bond«

Die Arte-Doku »Der Jahrhundert-Spion« erzählt die schillernde Lebensgeschichte des Ex-CIA-Agenten Peter Sichel, der seinerzeit den Ausbruch des Kalten Kriegs beschleunigte

von Manfred Riepe  16.11.2025

Aufgegabelt

Noahs Eintopf

Rezepte und Leckeres

 16.11.2025

Kunst

Illustrationen und Israel-Hass

Wie sich Rama Duwaji, die zukünftige »First Lady von New York«, auf Social Media positioniert

von Jana Talke  13.11.2025

Kino

Zwischen »Oceans Eleven« und Houdini-Inszenierung

»Die Unfassbaren 3« von Ruben Fleischer ist eine rasante wie präzise choreografierte filmische Zaubershow

von Chris Schinke  13.11.2025

Amsterdam

Chanukka-Konzert im Concertgebouw kann doch stattfinden

Der israelische Kantor Shai Abramson kann doch am 14. Dezember im Amsterdamer Konzerthaus auftreten - allerdings nur bei zusätzlich anberaumten Konzerten für geladene Gäste

 13.11.2025

Geheimnisse & Geständnisse

Plotkes

Klatsch und Tratsch aus der jüdischen Welt

 13.11.2025

Film

Dekadenz, Krieg und Wahnsinn

»Yes« von Nadav Lapid ist provokativ und einseitig, enthält aber auch eine tiefere Wahrheit über Israel nach dem 7. Oktober

von Sascha Westphal  13.11.2025