Berlin

Deborah Colker bringt Tanzperformance »Cão Sem Plumas« nach Deutschland

Die brasilianische Choreografin und Regisseurin Deborah Colker Foto: CAFI

»Cão Sem Plumas« (»Hund ohne Federn«) ist ein Gedicht des 1999 verstorbenen brasilianischen Lyrikers João Cabral de Melo Neto. Deborah Colker macht daraus eine Bühnenschau, in der spektakuläre Tanz-Einlagen dominieren.

Die preisgekrönte Choreografin und Regisseurin aus Rio de Janeiro und ihre 15 Tänzerinnen und Tänzer machen mit ihrer Performance auf Umweltprobleme am Fluss Capibaribe im Norden Brasiliens aufmerksam. Dafür bekam sie in Frankreich den Prix Benoix de la Dance.

Als Zutaten wählte sie zeitgenössischen Tanz aus ihrem Heimatland, klassische Musik in Verbindung mit Kostümen, die den Schlamm und die Wurzeln in der Flusslandschaft symbolisieren. Hinzu kommen Beats und Filmaufnahmen in Schwarz-Weiß, die die jüdische Künstlerin 24 Tage lang mit dem gesamten Tanzensemble in den Wäldern von Pernambuco aufnahm.

Tradition und Technik

Regionales wird mit Universellem gepaart, Tradition mit Technik. Das Ergebnis ist eine beeindruckende Mixtur, die ein Unikum darstellt. Akrobatisch bewegen sich die Tänzer und kopieren mit bodennahen Bewegungen die Flusskrebse in den Mangroven. Sie gehen in der gefilmten nordostbrasilianischen Landschaft auf, als wären sie ein Teil davon.

Die Companhia de Dança in AktionFoto: CAFI

Cláudia Kopke, die als Maskenbildnerin an dem am Sonntag mit einem Oscar prämierten Film »Ainda Estou Aqui« über die brasilianische Militärdiktatur beteiligt war, entwarf die schlammig-erdigen Kostüme der Tanzgruppe Companhia de Dança. Das bewusst minimalistische Bühnenbild gibt dem Tanz und den bewegten Bildern Platz.

Deborah Colker ist Enkelin russischer Juden, die nach Brasilien emigrierten. Als Tänzerin, Choreografin und Regisseurin wurde sie bereits mit Preisen überhäuft, darunter der Laurence Olivier Award in der Kategorie »Outstanding Achivement in Dance«.

Olympia und Cirque du Soleil

Bei den Olympischen Spielen in Rio de Janeiro war sie 2016 »Movement Director«. Auch ihre Kooperation mit dem Cirque du Soleil beeindruckte Kritiker.

Colkers Show »Cão Sem Plumas« ist im April in Berlin, Ingolstadt, Remscheid und Viersen zu sehen. im

Erinnerungskultur

»Algorithmus als Chance«

Susanne Siegert über ihren TikTok-Kanal zur Schoa und den Versuch, Gedenken neu zu denken

von Therese Klein  07.11.2025

Erinnerung

Stimmen, die bleiben

Die Filmemacherin Loretta Walz hat mit Überlebenden des KZ Ravensbrück gesprochen – um ihre Erzählungen für die Zukunft zu bewahren

von Sören Kittel  07.11.2025

New York

Kanye West bittet Rabbi um Vergebung

Der gefallene Rapstar Kanye West hat sich bei einem umstrittenen Rabbiner für seine antisemitischen Ausfälle entschuldigt

 07.11.2025

Rezension

Mischung aus Angst, alptraumhaften Erinnerungen und Langeweile

Das Doku-Drama »Nürnberg 45« fängt die Vielschichtigkeit der Nürnberger Prozesse ein, erzählt weitgehend unbekannte Geschichten und ist unbedingt sehenswert

von Maria Ossowski  07.11.2025

Interview

Schauspieler Jonathan Berlin über seine Rolle als Schoa-Überlebender und Mengele-Straßen

Schauspieler Jonathan Berlin will Straßen, die in seiner Heimat Günzburg nach Verwandten des KZ-Arztes Mengele benannt sind, in »Ernst-Michel-Straße« umbenennen. Er spielt in der ARD die Rolle des Auschwitz-Überlebenden

von Jan Freitag  07.11.2025

Paris

Beethoven, Beifall und Bengalos

Bei einem Konzert des Israel Philharmonic unter Leitung von Lahav Shani kam es in der Pariser Philharmonie zu schweren Zwischenfällen. Doch das Orchester will sich nicht einschüchtern lassen - und bekommt Solidarität von prominenter Seite

von Michael Thaidigsmann  07.11.2025

TV-Tipp

Ein Überlebenskünstler zwischen Hallodri und Held

»Der Passfälscher« ist eine wahre und sehenswerte Geschichte des Juden Cioma Schönhaus, der 1942 noch immer in Berlin lebt

von Michael Ranze  07.11.2025

Provenienzforschung

Alltagsgegenstände aus jüdischem Besitz »noch überall« in Haushalten

Ein Sessel, ein Kaffeeservice, ein Leuchter: Nach Einschätzung einer Expertin sind Alltagsgegenstände aus NS-Enteignungen noch in vielen Haushalten vorhanden. Die Provenienzforscherin mahnt zu einem bewussten Umgang

von Nina Schmedding  07.11.2025

Interview

»Mascha Kaléko hätte für Deutschland eine Brücke sein können«

In seinem neuen Buch widmet sich der Literaturkritiker Volker Weidermann Mascha Kalékos erster Deutschlandreise nach dem Krieg. Ein Gespräch über verlorene Heimat und die blinden Flecken der deutschen Nachkriegsliteratur

von Nicole Dreyfus  07.11.2025