Abraham-Geiger-Preis

Christian Stückl geehrt

Preisträger Christian Stückl Foto: Tobias Barniske

Der Regisseur Christian Stückl ist am Sonntag in München mit dem Abraham-Geiger-Preis 2020 geehrt worden. Die mit 10.000 Euro dotierte Auszeichnung erhielt er für seine Inszenierungen der international bekannten Oberammergauer Passionsspiele. Für diese war Stückl 1990, 2000 und 2010 verantwortlich und ist es auch wieder 2022.

Das Spiel vom Leiden und Sterben Jesus‘ geht auf ein Gelübde von 1633 zurück. Damals gelobten die Oberammergauer, es in jedem zehnten Jahr aufzuführen, sofern niemand mehr an der Pest sterben sollte.

KOnflikte Stückl sei es gelungen, »weg von christlichem Judenhass hin zu einer ausgewogenen Darstellung innerjüdischer Konflikte« zu kommen, hieß es in der Begründung des an der Universität Potsdam angesiedelten Rabbiner-Seminars Abraham-Geiger-Kolleg. Stückl habe einer wichtigen Botschaft Gewicht verliehen: »Dass wir in unserem Land gegen Rassismus und Antisemitismus eintreten müssen, um eine pluralistische Gesellschaft zu sichern.«

Die Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern, Charlotte Knobloch, würdigte Stückl in ihrer Laudatio als einen »emphatischen, verständigen und klugen Mann«, der mit offenen Augen und einem wachen Geist gesegnet sei.

Tradition Bei den Passionsspielen sei es ihm gelungen, die Historie mitzudenken, der Tradition mit der nötigen Ehrerbietung zu begegnen, die Würde des Stückes zu wahren und trotzdem einen Modus zu finden, der die Passion in die Realität »unseres Landes« einpasse.

Knobloch sagte: »Es gelang Ihnen, das Jüdische in der Passion zu zeigen - ohne Vorurteile, ohne Dämonisierung, ohne antisemitische Untertöne.« Gezeigt werde das »Judentum in seiner Vielfalt«. Der Preis sei deshalb ein verdienter Lohn.

pluralismus Die Auszeichnung ist benannt nach dem Vordenker des liberalen Judentums, Abraham Geiger (1810–1874). Sie würdigt »Persönlichkeiten, die sich um den Pluralismus verdient gemacht haben und sich für Offenheit, Mut, Toleranz und Gedankenfreiheit einsetzen«. Unter den Preisträgern sind Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und der frühere Mainzer Kardinal Karl Lehmann.

Stückl wurde 1961 in Oberammergau geboren. Er inszenierte etwa auch bei den Münchner Kammerspielen und den Salzburger Festspielen. Für seine Arbeit wurde er vielfach ausgezeichnet, unter anderem 2014 mit dem Theaterpreis der Landeshauptstadt München. kna

Kultur

André Heller fühlte sich jahrzehntelang fremd

Der Wiener André Heller ist bekannt für Projekte wie »Flic Flac«, »Begnadete Körper« und poetische Feuerwerke. Auch als Sänger feierte er Erfolge, trotzdem konnte er sich selbst lange nicht leiden

von Barbara Just  25.11.2025

Jüdische Kulturtage

Musikfestival folgt Spuren jüdischen Lebens

Nach dem Festival-Eröffnungskonzert »Stimmen aus Theresienstadt« am 14. Dezember im Seebad Heringsdorf folgen weitere Konzerte in Berlin, Essen und Chemnitz

 25.11.2025

Hollywood

Scarlett Johansson macht bei »Exorzist«-Verfilmung mit

Sie mimte die Marvel-Heldin »Black Widow« und nahm es in »Jurassic World: Die Wiedergeburt« mit Dinos auf. Nun lässt sich Scarlett Johansson auf den vielleicht düstersten Filmstoff ihrer Laufbahn ein

 25.11.2025

TV-Tipp

Sie ging über Leichen: Doku »Riefenstahl« zeigt eine überzeugte Nationalsozialistin

Das Erste zeigt Andres Veiels vielschichtigen Dokumentarfilm über Leben und Wirken von Hitlers Lieblingsregisseurin Leni Riefenstahl. Der Film geht auch der Frage nach, wie ihre Filme bis in die Gegenwart ausstrahlen

von Jens Hinrichsen  24.11.2025

Nachruf

Das unvergessliche Gesicht des Udo Kier

Er ritt im Weltall auf einem T-Rex, spielte für Warhol Dracula und prägte mit einem einzigen Blick ganze Filme. Udo Kier, Meister der Nebenrolle und Arthouse-Legende, ist tot. In seinem letzten Film, dem Thriller »The Secret Agent«, verkörpert er einen deutschen Juden

von Christina Tscharnke, Lisa Forster  24.11.2025

TV-Kritik

Viel Krawall und wenig Erkenntnis: Jan Fleischhauer moderiert im ZDF den Kurzzeitknast der Meinungen

Mit »Keine Talkshow - Eingesperrt mit Jan Fleischhauer« setzt das ZDF auf Clash-TV: ein klaustrophobisches Studio, schnelle Schnitte, Big-Brother-Momente und kontroverse Gäste - viel Krawall, wenig Erkenntnis

von Steffen Grimberg  24.11.2025

Holzstörche zur Geburt in Niederösterreich. Noch immer werden neben den klassischen Namen viele biblische Namen den Kindern gegeben.

Statistik

Diese hebräischen Vornamen in Österreich sind am beliebtesten

Österreichische Eltern wählen gern Klassiker. Unter den Top Ten sind auch viele Namen biblischen Ursprungs

von Nicole Dreyfus  24.11.2025

Nürnberg

»Tribunal 45«: Ein interaktives Spiel über die Nürnberger Prozesse

Darf man die Nürnberger Prozesse als Computerspiel aufarbeiten? Dieses Spiel lässt User in die Rolle der französischen Juristin Aline Chalufour schlüpfen und bietet eine neue Perspektive auf die Geschichte

von Steffen Grimberg  24.11.2025

Sderot

Zweitägiges iranisches Filmfestival beginnt in Israel

Trotz politischer Spannungen will das Event einen Dialog zwischen Israelis und Iranern anstoßen

von Sara Lemel  24.11.2025