Wuligers Woche

Buchstabensuppe mit Einlage

Chanukka, Chanukkah oder Hannuka? Foto: Getty Images / istock

Wuligers Woche

Buchstabensuppe mit Einlage

Oder: Wie schreibt man »Lichterfest«?

von Michael Wuliger  29.11.2018 10:50 Uhr

Schlussredaktion bei einer deutschen Regionalzeitung. Ende dieser Woche.

Chefredakteur: »Kommen wir zur Wochenendbeilage. Unser Volontär hat seinen ersten Artikel geschrieben. Glückwunsch, Herr Kollege!« (Volontär strahlt.)

Chefredakteur: »Thema ist die kulturelle Vielfalt unserer Stadt. Der Leadsatz ist sehr gelungen: ›Auch unsere jüdischen Mitbürger feiern Advent. Bei ihnen heißt es Chanukka.‹«

Chef vom Dienst: »Da ist ein Schreibfehler drin! Es heißt Channuka. Mit zwei ›n‹ und einem ›k‹.«

Volontär (verunsichert): »Bei Wikipedia steht aber ›Chanukka‹, mit einem ›n‹ und zwei ›k‹.«

Chef vom Dienst: »Ich habe Ihnen doch schon mal gesagt: Wikipedia ist keine zuverlässige Quelle. Zufällig kenne ich mich hier aus. Ich habe mal bei einer Fortbildung eine jüdische Kollegin kennengelernt. Die schreibt ›Channuka‹ mit zwei ›n‹ und einem ›k‹.«

Chefredakteur zum Volontär: »Das mit dem Recherchieren üben wir noch. Gerade bei so empfindlichen Themen. Sonst beschwert sich wieder die Jüdische Gemeinde.«

Kulturredakteurin: »Der junge Kollege hat aber, glaube ich, recht. Ich hab das Wort mal bei einem Scrabble-Turnier gelegt. ›Chanukka‹ mit einem ›n‹ und zwei ›k‹. Wurde vom Schiedsrichter nicht beanstandet. Gab 87 Punkte.«

Lokalredakteur: »Aber wirklich mit ›Ch‹ vorne? Gestern kam eine Mail der Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit. Die laden ein zu einer ›Hanukka-Feier‹. Vorne groß ›H‹, nicht ›Ch‹. Moment mal. Weiter unten im Text steht dann ›Hanukkah‹ mit ›h‹ hinten.«

Chefredakteur: »Ruf mal einer bei der Jüdischen Gemeinde an. Die müssten es ja wissen.«

Volontär: »Aber ob da jemand rangeht? Es ist Sabbat.«

Chef vom Dienst: »Es heißt ›Schabbat‹. Mit ›Sch‹!«

Lokalredakteur: »Mit ›Sh‹!«

Chefredakteur: »Diese jüdischen Themen rauben mir den letzten Nerv!« Zum Volontär: »Jetzt rufen Sie einfach mal an!«

Volontär geht raus, kommt nach zwei Minuten wieder: »Ich habe bei der Gemeinde noch jemanden erreicht. Es heißt Chanukka. Mit ›Ch‹!«

Volontär stockt. »Aber sicher bin ich mir jetzt trotzdem nicht. Das war ein Russe. Die können kein ›H‹ aussprechen.«

Chefredakteur: »Und was machen wir jetzt?«

Schweigen.

Lokalredakteur: »Ich hab’s! In der Mail von der Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit steht im ersten Satz: ›Wir feiern gemeinsam das jüdische Lichterfest.‹ Nehmen wir das doch!«

Chef vom Dienst: »Sehr gute Idee!« Zum Volontär: »Wie man ›Lichterfest‹ richtig schreibt, werden Sie ja wohl wissen.«

Chefredakteur: »So machen wir das!« Schaut auf die Uhr. »20 Minuten hat uns dieser Multikultikram schon wieder gekostet. Manchmal verstehe ich, warum so viele Leute die AfD wählen. Liegt sonst noch etwas an? Nein? Gut, dann sind wir durch. Frohen Ersten Advent allerseits!«

Genf

Entscheidung gefällt: Israel bleibt im Eurovision Song Contest

Eine Mehrheit der 56 Mitgliedsländer in der European Broadcasting Union stellte sich am Donnerstag gegen den Ausschluss Israels. Nun wollen Länder wie Irland, Spanien und die Niederlande den Musikwettbewerb boykottieren

von Michael Thaidigsmann  04.12.2025

Medien

»Die Kritik trifft mich, entbehrt aber jeder Grundlage«

Sophie von der Tann wird heute mit dem Hanns-Joachim-Friedrichs-Preis geehrt. Bislang schwieg sie zur scharfen Kritik an ihrer Arbeit. Doch jetzt antwortete die ARD-Journalistin ihren Kritikern

 04.12.2025

Antisemitismus

Schlechtes Zeugnis für deutsche Schulen

Rapper Ben Salomo schreibt über seine Erfahrungen mit judenfeindlichen Einstellungen im Bildungsbereich

von Eva M. Grünewald  04.12.2025

Literatur

Königin Esther beim Mossad

John Irvings neuer Roman dreht sich um eine Jüdin mit komplexer Geschichte

von Alexander Kluy  04.12.2025

Geheimnisse & Geständnisse

Plotkes

Klatsch und Tratsch aus der jüdischen Welt

von Katrin Richter, Imanuel Marcus  04.12.2025

Show-Legende

Mr. Bojangles: Sammy Davis Jr. wäre 100 Jahre alt geworden

Er sang, tanzte, gab den Spaßmacher. Sammy Davis Jr. strebte nach Erfolg und bot dem Rassismus in den USA die Stirn. Der Mann aus Harlem gilt als eines der größten Showtalente

von Alexander Lang  04.12.2025

Preisvergabe

Charlotte Knobloch kritisiert Berichterstattung von Sophie von der Tann

Dass problematische Berichterstattung auch noch mit einem Preis ausgezeichnet werde, verschlage ihr die Sprache, sagt die Präsidentin der IKG München

 04.12.2025

Philosophie

Drang zur Tiefe

Auch 50 Jahre nach ihrem Tod entzieht sich das Denken Hannah Arendts einer klaren Einordnung

von Marcel Matthies  04.12.2025

Kulturbetrieb

»Wie lange will das politische Deutschland noch zusehen?«

Der Bundestagskulturausschuss hörte Experten zum Thema Antisemitismus an. Uneins war man sich vor allem bei der Frage, wie weit die Kunstfreiheit geht

von Michael Thaidigsmann  04.12.2025