Gedenkstätten

Bildungsstätte Anne Frank: Chancen digitaler Medien nutzen

Gedenkstätten und Bildungsstätten müssen neue Wege beschreiten, um mit dem demografischen Wandel Schritt zu halten Foto: picture alliance/dpa

Gedenkstätten

Bildungsstätte Anne Frank: Chancen digitaler Medien nutzen

Wie können Gedenkstätten Videospiele nutzen? Dies ist Thema beim Gamescom Congress

 23.08.2024 10:57 Uhr

Für die Direktorin der Bildungsstätte Anne Frank, Deborah Schnabel, sind digitale Medien und Videospiele eine große Chance für Bildungs- und Erinnerungsarbeit. Zugleich seien sie aber auch Schauplatz von Ausschlüssen, Antisemitismus oder Rassismus, erklärte sie am Donnerstag beim Gamescom Congress in Köln. »Je größer auch die Gaming-Kultur wird, umso mehr müssen wir hinschauen.« Denn die Branche sei letztlich ein Spiegel der Gesellschaft.

Es gebe sehr viele unterschiedliche Einsatzzwecke für Games, betonte Schnabel. Mit dem Mobile Game »Hidden Codes« betreibe ihre Bildungsstätte beispielsweise Prävention von Radikalisierung im Netz.

Neben den Schülerinnen und Schülern würden auch Lehrkräfte und Eltern geschult.

Gerade für junge Generationen seien die Bereiche Information und Entertainment nicht getrennt, betonte Schnabel. Erst schaue man sich bei TikTok etwas Informatives an und direkt danach ein Tanzvideo. Die Realität von jungen Menschen müsse dementsprechend in der Bildungsarbeit aufgegriffen werden.

Der Geschäftsführer des Deutschen Kulturrats, Olaf Zimmermann, unterstrich, dass Gaming »ein ganz normaler Kulturbereich« sei.

Wesentliche Frage für Gedenk- und Bildungsstätten sei, wie man Inhalte präsentiere

Video- und Computerspiele seien ein massenkulturelles Format, welches sehr viele Menschen erreiche. Was dort passiere, sei ebenso bedeutsam für die gesellschaftliche Wirklichkeit wie Theater, Literatur und Bildende Kunst.

Eine wesentliche Frage für Gedenk- und Bildungsstätten sei zurzeit, wie man Inhalte präsentiere. Manche hätten Games bereits eingesetzt und seien begeistert, andere wollten es ausprobieren und wiederum andere fürchteten eine Trivialisierung - dass Kinder und Jugendliche ohne pädagogischen Input vom Spiel mitgerissen würden.

Für den Kulturwissenschaftler Christian Huberts gehören Spiele- und Erinnerungskultur zusammen. Jedes Game sei geeignet, um zu erinnern, aber es komme auf den Nutzungskontext an, sagte der Projektleiter der Stiftung Digitale Spielekultur. Huberts ist verantwortlich für das Projekt »Let’s Remember«, für das er mit Gedenkorten im ganzen Bundesgebiet zum Thema Games etwa in Workshops gearbeitet hat.

Ein Spiel müsse nicht unbedingt einen Bildungsvermittlungszweck haben, erläuterte der Kulturwissenschaftler. Selbst wenn ein Game Erinnerungskultur verzerre, könnte dies zu einer Auseinandersetzung genau darüber führen.

Games an Gedenkorten?

Games an Gedenkorten auszustellen, sei allerdings weniger sinnvoll, erläuterte er. Es sei besser, wenn die Menschen sich den Ort anschauten und nicht den Bildschirm. Games könnten besser zur Vorbereitung Zuhause oder in der Schule dienen. Das Spiel könne beispielsweise auch darauf hinweisen, dass man sich den jeweiligen Ort anschauen könne.

Am meisten springe der Funke über, wenn Menschen selbst Spiele entwickelten, betonte der Projektleiter und verwies auf eine Erfahrung in der Arbeit mit der Gedenkstätte Hadamar in Hessen.

Schülerinnen und Schüler hätten sich dann beispielsweise damit auseinandersetzen müssen, welche Entscheidungsmöglichkeiten historische Akteure hatten und wie man mit der Verantwortungsfrage umgehe.

Der Gamescom Congress findet parallel zur Computer- und Videospielmesse Gamescom statt. In über 60 Programmpunkten geht es unter anderem um die Bedeutung von Videospielen für die Demokratie und die Rolle von Künstlicher Intelligenz (KI). epd 

Kulturkolumne

Verhandeln auf Tinder

Dating in Zeiten der Wassermelone

von Laura Cazés  28.08.2025

Frankfurt am Main

Michel Friedman will nicht für TikTok tanzen

Es handle sich um eine Plattform, die primär Propaganda und Lügen verbreite, sagt der Publizist

 28.08.2025

Programm

Termine und TV-Tipps

Termine und Tipps für den Zeitraum vom 28. August bis zum 4. September

 27.08.2025

Sachbuch

Die Gruppe 47, Günter Grass und die ersten »Shitbürger«

»WELT«-Herausgeber Ulf Poschardt rechnet in seinem neuen Bestseller »Shitbürgertum« auch mit der Kontinuität des deutschen Judenhasses ab. Ein exklusiver Auszug

von Ulf Poschardt  27.08.2025

Filmfestspiele

Gal Gadot wird zur Hassfigur in Venedig

In einem offenen Brief verlangen 1500 Unterzeichner die Ausladung der israelischen Schauspielerin von den Filmfestspielen. Doch die hatte offenbar nie die Absicht, nach Venedig zu kommen

von Nicole Dreyfus  27.08.2025

Atlanta

Woody Allen verteidigt Auftritt bei Moskauer Filmfestival

In einem CNN-Interview legt der Regisseur und Schauspieler dar, warum er an dem russischen Event teilnahm

 27.08.2025

Essay

Übermenschlich allzumenschlich

Künstliche Intelligenz kann Großartiges leisten. Doch nicht zuletzt die antisemitischen Ausfälle von Elon Musks Modell »Grok« zeigen: Sie ist nicht per se besser als ihre Schöpfer. Ein alter jüdischer Mythos wirft Licht auf dieses Dilemma

von Joshua Schultheis  27.08.2025

Archäologie

Vorform der Landwirtschaft: Steinsicheln für die Getreideernte

Funde aus einer Höhle in Zentralasien stellen Annahmen zur Entstehung der Landwirtschaft infrage. Offenbar liegen deren Ursprünge nicht nur in der Region Vorderasien, die auch das heutige Israel umfasst

von Walter Willems  26.08.2025

Digital

Initiative von Heidelberger Hochschule: Neuer Podcast zum Judentum

»Jüdische Studien Heute« als Podcast: Das neue Angebot der Hochschule für Jüdische Studien Heidelberg will alle zwei Wochen Forschungsthemen aufgreifen und Einblicke in die jüdische Lebenswelt bieten

von Norbert Demuth  26.08.2025