Nora Pester

Juden in Leipzig: »Bedeutend für die Messe«

Die Leipziger Verlegerin Nora Pester Foto: Gregor Zielke

Nora Pester

Juden in Leipzig: »Bedeutend für die Messe«

Die Verlegerin über die jüdische Geschichte der Stadt und ihr neues Buch

von Tobias Kühn  27.04.2023 14:12 Uhr

Frau Pester, Sie haben ein Buch über das »Jüdische Leipzig« geschrieben. Warum?
Ich wurde gefragt, ob wir einen Stadtplan mit jüdischen Orten in Leipzig machen möchten, und dachte: nicht noch einen Stadtplan! Es wäre doch schöner, Biografien zum Ausgangspunkt zu nehmen, um sich der jüdischen Geschichte dieser Stadt zu nähern.

Shmuel Yosef Agnon, Ernst Bloch, Hanns Eisler, Friedel Stern … nach welchen Kriterien haben Sie die Personen ausgewählt?
Ich habe ein bisschen auf die Prominenz geschaut. Wenn ich unterwegs bin und Namen wie Ernst Bloch, Shmuel Agnon oder Gerda Taro nenne und sie mit Leipzig verknüpfe, dann höre ich immer: »Ach was, die sind dort geboren, haben dort gelebt?« Diese Verknüpfung möchte ich aufzeigen.

Vor der NS-Zeit war die Leipziger Gemeinde eine der größten in Deutschland. Doch im Mittelalter und in der frühen Neuzeit durften Juden sich nur während der Messe dort aufhalten. Was hat es damit auf sich?
Die Leipziger Messe wäre ohne die »Messjuden« undenkbar gewesen. Sie kamen aus Städten, die heute in Polen oder der Ukraine liegen, und machten einen bedeutenden Teil des Messebetriebs aus. Irgendwann stellte man fest, dass man für diese vielen Händler und Kaufleute eine eigene Infrastruktur schaffen muss, wie Gebetsräume oder einen Friedhof, wenn jemand während der Messe stirbt. Die Leipziger jüdische Geschichte hat ihren Ursprung in der Handelsgeschichte: Durchreisende Juden, die ihre Geschäfte auf der Messe machten, haben den Grundstock für eine jüdische Infrastruktur gelegt.

Welches Potenzial birgt die lokale Beschäftigung mit jüdischer Präsenz?
Man kann daran die bedingte Normalität jüdischen Lebens in einer Stadt zeigen, also eine jüdische Infrastruktur, die nahezu komplett verschwunden ist: Synagogen, Schulen, Vereine und Geschäfte. Aber auch die Präsenz säkularer Juden, die selbstverständlicher Teil der Stadtgesellschaft waren. Die Spuren sieht man oft noch heute, aber kaum einer kennt die Lebenswege dahinter. Diese Lücke soll das Buch füllen.

Mit der Verlegerin und Autorin sprach Tobias Kühn.

Nora Pester: »Jüdisches Leipzig. Menschen – Orte – Geschichte«. Hentrich & Hentrich, Berlin/Leipzig 2022, 180 S., 19,90 €

Berlin

Mut im Angesicht des Grauens: »Gerechte unter den Völkern« im Porträt

Das Buch sei »eine Lektion, die uns lehrt, dass es selbst in den dunkelsten Zeiten Menschen gab, die das Gute dem Bösen vorzogen«, heißt es im Vorwort

 17.09.2025

Israel

»The Sea« erhält wichtigsten israelischen Filmpreis

In Reaktion auf die Prämierung des Spielfilms über einen palästinensischen Jungen strich das Kulturministerium das Budget für künftige »Ophir«-Verleihungen

von Ayala Goldmann  17.09.2025

Berlin

»Stärker als die Angst ist das menschliche Herz«

Die Claims Conference präsentiert in einem Bildband 36 Männer und Frauen, die während der Schoa ihr Leben riskierten, um Juden zu retten

von Detlef David Kauschke  17.09.2025

Auszeichnung

Theodor-Wolff-Preis an Journalisten vergeben

Der Theodor-Wolff-Preis erinnert an den langjährigen Chefredakteur des »Berliner Tageblatts«, Theodor Wolff (1868-1943)

 17.09.2025

Los Angeles

Barbra Streisand über Dreh mit Robert Redford: »Pure Freude«

Mit dem Klassiker »The Way We Were« (»So wie wir waren«) brachen die beiden Stars in den 70er-Jahren Millionen Herzen. Nach dem Tod von Redford blickt Hollywood-Ikone Streisand zurück auf den Dreh

von Lukas Dubro  17.09.2025

Kritik

Toni Krahl hat »kein Verständnis« für israelfeindliche Demonstrationen

Was in der Region um Israel passiere, sei ein Drama, das sich über Jahrzehnte entwickelt habe, sagte Krahl

 17.09.2025

Berlin

Für Toleranz, Demokratie: Margot Friedländer Preis vergeben

Es ist die erste Preisverleihung nach dem Tod der Stifterin. Ausgezeichnet wird der Einsatz für die Ideale der im Frühjahr gestorbenen Holocaust-Überlebenden

 17.09.2025

Hochstapler

»Tinder Swindler« in Georgien verhaftet

Der aus der Netflix-Doku bekannte Shimon Hayut wurde auf Antrag von Interpol am Flughafen festgenommen

 16.09.2025

Eurovision Song Contest

Streit um Israel: ESC könnte wichtigen Geldgeber verlieren

RTVE ist einer der fünf größten Geldgeber des Eurovision Song Contest. Umso schwerer wiegt der Beschluss, den der spanische Sender verkündet

 16.09.2025