Sehen!

»Ball im Savoy«

Dagmar Manzel als Marquise Madeleine de Faublas in »Ball im Savoy« Foto: cc

Eine der spektakulärsten Operetten der Weimarer Ära kehrt 80 Jahre nach ihrem Verbot durch die Nationalsozialisten auf die Berliner Bühne zurück. Die Komische Oper präsentiert ab dem 9. Juni Paul Abrahams Ball im Savoy, inszeniert von Intendant Barrie Kosky. In den Hauptrollen singen und spielen Dagmar Manzel, Katharine Mehrling und Helmut Baumann. Die musikalische Leitung hat Adam Benzwi.

seitensprünge Im Zentrum des 1932 uraufgeführten Musikstücks steht ein junges Paar, dessen Eheglück just nach der Rückkehr von der Hochzeitsreise vor die Zerreißprobe gestellt wird. Ball im Savoy variiert das ewige Operettenthema vom ehelichen Seitensprung und von der Doppelmoral, die Männern erlaubt, was ihren Frauen verboten ist. Konventionell ist diese Operette aber keineswegs. Paul Abraham (1892–1960) hatte eine musikalische Mischung aus Berliner Jazz, ungarischen Zigeunerweisen, wienerischem Schmelz und jüdischem Klezmer komponiert und präsentierte Charaktere, die in ihrer Weltoffenheit all das repräsentierten, wofür Berlin in den 20er-Jahren Sinnbild war.

Das Aufführungsverbot durch die Nazis setzte dem Siegeszug des Werkes kurz nach der Premiere ein Ende, Abraham und zahlreiche Sänger der Produktion mussten ins Ausland fliehen. Im Nachkriegsdeutschland wurde Ball im Savoy zwar wieder- aufgeführt, doch »unter einer gehörigen Schicht Zuckerguss begraben«, so die Komische Oper. Die neue Aufführung kehrt zurück zur Urfassung. Mit Ball im Savoy und weiteren Stücken will Barrie Kosky die Werke vertriebener jüdischer Komponisten wieder nach Berlin zurückholen: »Ihre Musik soll hier wieder gespielt und gehört werden, wo sie einst gelebt und gewirkt haben.« ja

Komische Oper Berlin. Premiere: Sonntag, 9. Juni. Weitere Vorstellungen: 12., 15., 18., 21., 23. und 26. Juni, 13. Juli

www.komische-oper-berlin.de

Berlin

Erste Ausstellung über den Architekten Ossip Klarwein

Präsentiert werden mehr als 100 Entwürfe und Modelle, darunter ikonische Bauten des 1933 nach Palästina geflohenen jüdischen Architekten

 17.06.2025

Nachruf

Chronist einer ganzen Epoche

Michel Bergmann war ein Schriftsteller, der viele Genres beherrschte

von Ellen Presser  17.06.2025

Los Angeles

Neues Album von Haim: »Manchmal muss man loslassen«

Auf ihrem vierten Album singen die Haim-Schwestern von Trennung, Abschied und Neuanfang. Dabei betritt das Trio mit beinahe jedem Song ein anderes musikalisches Terrain

von Philip Dethlefs  17.06.2025

Diskurs

»Die Erinnerungsrepublik Deutschland ist zu Ende«

Auszüge aus der Heidelberger Hochschulrede des Grünen-Politikers Sergey Lagodinsky

 16.06.2025

Literatur

Michel Bergmann ist tot

Der jüdische Schriftsteller starb im Alter von 80 Jahren

 17.06.2025 Aktualisiert

Taormina Film Fest

Michael Douglas entschuldigt sich für Politik der US-Regierung

Der Darsteller erhält von Iris Knobloch eine Ehrung für sein Lebenswerk. Die Vergabezeremonie in Sizilien nutzt er für Kritik an seinem Land

 16.06.2025

Fernsehen

Luftraum in Israel gesperrt: »Fernsehgarten« ohne Kiewel

Die Moderatorin lebt in Tel Aviv - doch zu ihrer Jubiläumssendung konnte sie nicht anreisen

 15.06.2025

Leo Baeck Institut

»Die Wissenschaft ist keine Oase«

Michael Brenner über das vor 70 Jahren gegründete Archiv der Geschichte und Kultur des deutschsprachigen Judentums, freie Forschung und bedrohte Demokratie

von Ayala Goldmann  15.06.2025

Kunst

Öffnet die Herzen!

Die Israelin Bracha Lichtenberg Ettinger fordert mit einer intensiven Einzelschau in Düsseldorf die Besucher heraus

von Eugen El  15.06.2025