Finale

Ayalas Welt

Irgendwie habe ich die israelischen Männer nie verstanden. Es begann mit Benny, den ich als 20 Jahre alte Studentin in Jerusalem beim Volkstanz kennenlernte. Ich ging mit ihm ins Kino, wenig später saß er auf meiner Bettkante im Studentenwohnheim und forderte seinen Tribut. »Was, du willst mich nicht? Warum habe ich dann meine Zeit in dich investiert?«, beschwerte er sich und zog von dannen. Ich, die Mitteleuropäerin, an lange Seelengespräche mit meinen Kumpels gewöhnt, war schockiert. Fortan mied ich Kinobesuche mit israelischen Studenten.

Während meiner Studienzeit habe ich noch viele israelische Männer kennengelernt, aber keiner konnte mein Herz wirklich erwärmen. Da war Mikky, der sich vor allem für die Friedensbewegung Schalom Achschav interessierte und sich an eine Frau nicht binden mochte. Dann gab es Ory, den Chauvi, der einen Harem mit zwei Haupt- und zwei Nebenbeziehungen pflegte. Immerhin war ich mehrere Monate eine seiner Hauptfrauen – der weibliche Masochismus ist uferlos. Auch mit Motty habe ich mich eingelassen – der war unglücklich verheiratet und hatte trotzdem keine Zeit für mich. Eines Tages, nachdem ich Motty endlich zur Hölle geschickt hatte, nahm er wieder Kontakt zu seiner alten Jugendliebe auf. Warum?, fragte ich ihn. Er wolle herausbekommen, was er wirklich gegenüber Frauen fühle, sagte Motty. Was das Ergebnis war, weiß ich nicht – aber ich glaube, er ist immer noch verheiratet.

aufreißer Wieso fallen mir jetzt, fast 20 Jahre später, diese alten Geschichten ein? Weil ich neulich auf Facebook Post von Danny bekam. »Herzlichen Glückwunsch zu Deiner Hochzeit!« schrieb er an einem Freitagabend um 0.55 Uhr. Danny hatte ich völlig vergessen. Dabei hatte ich ihn, als ich im Ulpan Hebräisch lernte, sehr bewundert – er sah aus wie ein echter Orientale, hatte grüne Augen und sprach akzentfrei Hebräisch. Weil ich Danny erlaubte, mein Zimmer in Givat Ram zu teilen, flog ich drei Tage vor Ende des Ulpan aus dem Studentenwohnheim. Sein lapidarer Kommentar: Nur eine Diasporajüdin könne so dumm sein, sich erwischen zu lassen. Ein Jahr später, mein Hebräisch war inzwischen passabel, traf ich Danny wieder und merkte endlich, dass Ivrit ohne Akzent noch kein Zeichen eines genialen Geistes sein muss.

Zum Glück hat mein Mann, ein Deutscher, mich für alle Erfahrungen mit Benny, Danny & Co. reichlich entschädigt. Obwohl er sich nach dem ersten gemeinsamen Kinobesuch nur mit Handschlag von mir verabschiedet hat.

Die Autorin ist Journalistin und lebt in Berlin. Sie wechselt sich an dieser Stelle mit Beni Frenkel ab.

Dortmund

»United in Hearts«: Jewrovision 2025 hat Motto und Termin

Die Jewrovision, angelehnt an den Eurovision Song Contest, ist ein fester Termin für viele jüdische Jugendliche. Sie tanzen und singen um den Sieg bei dem bundesweiten Wettbewerb - dieses Jahr im Ruhrgebiet

von Leticia Witte  20.05.2025

NS-Raubkunst

Doch keine Einsicht

Noch vor kurzem versprach Bayerns Kunstminister Markus Blume »Transparenz und Tempo«. Jetzt verweigert er den Erben des jüdischen Kunsthändlers Alfred Flechtheim die Akteneinsicht

von Michael Thaidigsmann  19.05.2025

ESC

Israel im Visier: Debatte um Publikumsvoting bei ESC entbrannt

Eine Musikshow wird zur Staatsaffäre: In Spanien schlagen die Wellen nach dem ESC-Finale hoch. Es geht unter anderem um das Publikumsvoting. Fragen kommen aber auch aus einem anderen Land

von Marek Majewsky  19.05.2025

Israel

John Cleese gibt Comedy-Shows in Jerusalem und Tel Aviv

Das britische Multitalent ist einer der wenigen ausländischen Stars, die sich derzeit in Israel auf die Bühne trauen

 19.05.2025

TV-Tipp

Arte zeigt Porträt des kanadischen Sängers Leonard Cohen

Es ist wohl das bekannteste Lied des kanadischen Sängers Leonard Cohen. Und so steht »Hallelujah« auch im Zentrum eines ebenso unterhaltsamen wie inspirierenden Porträts über diesen modernen Minnesänger

 19.05.2025

Kommentar

Nächstes Jahr bitte ohne Doppelmoral!

Der Musik-Wettbewerb sollte nicht mit einseitiger Solidarität zur inhaltlosen Bühne verkommen

von Nicole Dreyfus  18.05.2025

Musik

Der Fagott-Virtuose

Emanuel Blumin-Sint kombiniert Werke von Bach, Mozart und Paganini mit zeitgenössischen Kompositionen

von Claudia Irle-Utsch  18.05.2025

Berlin

Centrum Judaicum zeigt »Gefühlsdinge«

Die Ausstellung diskutiert wie Objekte Erinnerungen und Emotionen transportieren

 18.05.2025

ESC

Überblick: So stimmten Publikum und Jury über Israel ab

297 Punkte hat Yuval Raphael mit ihrem Beitrag »New Day Will Rise« am Samstagabend im Publikumsvoting bekommen

von Katrin Richter  18.05.2025