Sehen!

»Auf nach Italien!«

Max Liebermanns »Dächer in Florenz« (1902) Foto: Privatbesitz © Christoph Irrgang

Eigentlich hat Max Liebermann Italien gehasst. Zumindest anfänglich. Traten die meisten seiner Künstlerkollegen die obligatorische Italien-Tour an, um sich ins­pirieren zu lassen, fand der junge Maler und spätere Präsident der Berliner Secession das Land, wo die Zitronen blühen, »zu pittoresk« und bezeichnete sich selbst als »verhärteten Anti-Italiener«. Und das sogar, nachdem er 1878 Venedig besucht hatte.

Allerdings hat Italien ihn dann doch noch geknackt, was vielleicht auch daran lag, dass bei weiteren Reisen Frau und Tochter mit dabei waren. Und weil er irgendwann dann eben doch Goethes Italienische Reise für sich entdeckt hat. All das lernt man in der sonnigen aktuellen Ausstellung Auf nach Italien! der Villa Liebermann.

Mindestens sechsmal ging es über die Alpen, und die Liebermanns arbeiteten sich fast durch den ganzen Stiefel, von Bergamo über Florenz bis nach Neapel. Liebermann traf italienische Kollegen und Kunstkenner, stellte aus und skizzierte, was er sah, um es später im Atelier in Öl zu verewigen: Gassen in Venedig, Dächer in Florenz, Kirchenszenen in Rom. Und das alles in seinen herrlich freien, fast abs­trakten Strichen und Farbgewittern, immer auf der Suche nach mehr als dem, was der erste Blick zeigt.

In rund 20 Gruppenausstellungen waren die Werke des deutschen Impressionisten in Italien zu sehen.

In rund 20 Gruppenausstellungen waren die Werke des deutschen Impressionisten in Italien zu sehen. Gleich die erste Schau, 1895, war der Auftakt der weltberühmten Kunstbiennale, die damals noch Esposizione Internazionale d’Arte della città di Venezia hieß. Liebermann präsentierte sein Porträt des Dramatikers Gerhart Hauptmann und gewann damit den internationalen Preis der Provinz Venedig.

Liebermanns eigener Charakterkopf schaffte es zudem in die Uffizien in Florenz. 1908 hatte man ihn um ein Selbstporträt für die hauseigene Sammlung gebeten und hat es nun an die Villa am Wannsee ausgeliehen. Es zeigt ihn energisch und entschlossen vor der Staffelei stehend, mitten in der Bewegung, die Pinsel fest im Griff und ein abwehrend erhobener Ellbogen. Man kommt nicht umhin zu denken, dass die Botschaft des Bildes möglicherweise lautet: Stört mich nicht! Fahrt lieber nach Italien.

Die Ausstellung »Auf nach Italien!« in der Villa Liebermann am Wannsee in Berlin ist bis zum 7. Oktober zu sehen.

Comic

Es lebe der Balagan!

Die israelische Illustratorin Einat Tsarfati legt ein aufgeräumtes Buch über Chaos vor

von Tobias Prüwer  14.12.2024

Düsseldorf

»Seine Prosa ist durchdrungen vom tiefen Verständnis und empathischer Nähe«

Der Schriftsteller David Grossman wurde am Samstag mit dem Heine-Preis ausgezeichnet

 14.12.2024

Alexander Estis

»Ich bin Pessimist – aber das wird bestimmt bald besser«

Der Schriftsteller über die Folgen der Kriege in der Ukraine und Nahost, Resilienz und Schreiben als Protest

von Ayala Goldmann  12.12.2024

Kino

Film-Drama um Freud und den Lieben Gott

»Freud - Jenseits des Glaubens« ist ein kammerspielartiges Dialogdrama über eine Begegnung zwischen Sigmund Freud und dem Schriftsteller C.S. Lewis kurz vor dem Tod des berühmten Psychoanalytikers

von Christian Horn  12.12.2024

Kultur

Termine und TV-Tipps

Termine und Tipps für den Zeitraum vom 12. Dezember bis zum 18. Dezember

 12.12.2024

London

Hart, härter, Aaron Taylor-Johnson

Ein Marvel-Schurke zu sein, ist körperlich extrem anstrengend. Dies räumt der jüdische Darsteller nach dem »Kraven The Hunter«-Dreh ein

 11.12.2024

PEN Berlin

»Gebot der geistigen und moralischen Hygiene«

Aus Protest gegen Nahost-Resolution: Susan Neiman, Per Leo, Deborah Feldman und andere verlassen den Schriftstellerverein

 11.12.2024

Medien

»Stern«-Reporter Heidemann und die Hitler-Tagebücher

Es war einer der größten Medienskandale: 1983 präsentierte der »Stern« vermeintliche Tagebücher von Adolf Hitler. Kurz darauf stellten die Bände sich als Fälschung heraus. Ihr »Entdecker« ist nun gestorben

von Ann-Kristin Wenzel  10.12.2024

Imanuels Interpreten (2)

Milcho Leviev, der Bossa Nova und die Kommunisten

Der Pianist: »Ich wusste, dass ich Bulgarien verdammt zügig verlassen musste«

von Imanuel Marcus  10.12.2024