Finissage

Auf die nächsten 1700 Jahre

Im Jüdischen Museum Berlin: Felix Klein, Abraham Lehrer, Mark Dainow und Josef Schuster (v.l.) Foto: Rolf Walter

Das Festjahr »1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland« ist Geschichte. Mit einer Finissage im Jüdischen Museum Berlin haben Organisatoren und Unterstützer das Projekt verabschiedet – und gleichzeitig eine mögliche Fortsetzung auf europäischer Ebene in Aussicht gestellt.

Am vergangenen Donnerstagabend zogen Matthias Schreiber, Vorstandsvorsitzender des Vereins »321–2021: 1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland«, und Abraham Lehrer, Vizepräsident des Zentralrats der Juden in Deutschland und Gründungsmitglied des Vereins, eine positive Bilanz des Festjahrs mit über 2400 beim Verein registrierten Veranstaltungen.

EVALUATION Das Festjahr hatte offiziell im Februar 2021 begonnen und war wegen ausgefallener Events während der Corona-Pandemie bis Mitte 2022 verlängert worden. Angestrebt wird jetzt eine Evaluation, um aus den Ergebnissen Schlüsse für die Zukunft zu ziehen. Zudem kündigte Zentralratsvize Lehrer an, es solle versucht werden, das Projekt auf eine europäische Ebene zu heben: »Hier sehen wir eine Zukunft für die Erfolgsstory.«

Lehrer bilanzierte, im Vorfeld des Festjahres seien von Juden und Nichtjuden Bedenken geäußert worden, ob 1700 Jahre jüdisches Leben ein Grund zum Feiern seien oder ob die zahlreichen Gräueltaten im Lauf der Geschichte gegen Juden nicht eher ein Gedenkjahr rechtfertigten. »Rückblickend können wir zu Recht und auch mit einer guten Portion Stolz sagen, dass wir es geschafft haben, beides gleichberechtigt in die Augen der Gesellschaft zu stellen.« Es sei eine Vielfalt erreicht worden, die er selbst sich nicht habe vorstellen können, sagte Lehrer. Zusätzlich zu den mehr als 2400 Veranstaltungen seien etwa 1000 gekommen, »die nicht in unserem Kalender registriert wurden«.

Zu den Gästen gehörten zahlreiche Vertreter aus Politik, Kultur und Gesellschaft. Gekommen waren die gesamte Spitze des Zentralrats der Juden in Deutschland – Präsident Josef Schuster, die Vizepräsidenten Mark Dainow und Abraham Lehrer sowie Zentralratsgeschäftsführer Daniel Botmann – und der ehemalige Ministerpräsident von Nordrhein-Westfalen und Vorsitzende des Kuratoriums des Vereins 321, Jürgen Rüttgers. Den Abend moderierte die Journalistin Shelly Kupferberg.

Vielfalt Katarina Barley, Vizepräsidentin des Europäischen Parlaments, sagte bei einer Panel-Diskussion mit Matthias Schreiber, Felix Klein, Beauftragter der Bundesregierung für jüdisches Leben in Deutschland und den Kampf gegen Antisemitismus, und Hannah Dannel, Kulturreferentin des Zentralrats, der Ansatz des Festjahres »1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland« decke sich mit dem Motto der Europäischen Union »In Vielfalt geeint«.

Insofern hoffe sie, dass sie dazu beitragen könne, den Gedanken des deutsch-jüdischen Festjahres auch auf die europäische Ebene zu heben: »Das wäre wirklich spannend, zu sehen, wie das in allen anderen Ländern aussieht. Die müssten sich zum Teil aber dann noch ordentlich auf den Weg machen«, stellte Barley fest.

Felix Klein erklärte, er sei diesbezüglich mit Katharina von Schnurbein, Koordinatorin der Europäischen Kommission zur Bekämpfung von Antisemitismus und der Förderung jüdischen Lebens, und anderen bereits im Gespräch.

Alexander Estis

»Ich bin Pessimist – aber das wird bestimmt bald besser«

Der Schriftsteller über die Folgen der Kriege in der Ukraine und Nahost, Resilienz und Schreiben als Protest

von Ayala Goldmann  12.12.2024

Kino

Film-Drama um Freud und den Lieben Gott

»Freud - Jenseits des Glaubens« ist ein kammerspielartiges Dialogdrama über eine Begegnung zwischen Sigmund Freud und dem Schriftsteller C.S. Lewis kurz vor dem Tod des berühmten Psychoanalytikers

von Christian Horn  12.12.2024

Kultur

Termine und TV-Tipps

Termine und Tipps für den Zeitraum vom 12. Dezember bis zum 18. Dezember

 12.12.2024

London

Hart, härter, Aaron Taylor-Johnson

Ein Marvel-Schurke zu sein, ist körperlich extrem anstrengend. Dies räumt der jüdische Darsteller nach dem »Kraven The Hunter«-Dreh ein

 11.12.2024

PEN Berlin

»Gebot der geistigen und moralischen Hygiene«

Aus Protest gegen Nahost-Resolution: Susan Neiman, Per Leo, Deborah Feldman und andere verlassen den Schriftstellerverein

 11.12.2024

Medien

»Stern«-Reporter Heidemann und die Hitler-Tagebücher

Es war einer der größten Medienskandale: 1983 präsentierte der »Stern« vermeintliche Tagebücher von Adolf Hitler. Kurz darauf stellten die Bände sich als Fälschung heraus. Ihr »Entdecker« ist nun gestorben

von Ann-Kristin Wenzel  10.12.2024

Imanuels Interpreten (2)

Milcho Leviev, der Bossa Nova und die Kommunisten

Der Pianist: »Ich wusste, dass ich Bulgarien verdammt zügig verlassen musste«

von Imanuel Marcus  10.12.2024

Glosse

Der Rest der Welt

»Mein kleiner grüner Kaktus« – ein Leitfaden für Frauen von heute

von Nicole Dreyfus  10.12.2024

Gelsenkirchen

Bayern-Trainer Kompany: Daniel Peretz genießt mein Vertrauen

Daniel Peretz soll Manuel Neuer bis zum Jahresende im Bayern-Tor vertreten. Trainer und Mitspieler vertrauen dem Israeli. Neuer könnte in einem Monat in Gladbach zurückkehren

 10.12.2024