Buch

Antizionistischer Universalismus

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Antizionistischer Universalismus

Alex Feuerherdt und Florian Markl beschreiben, wie die Vereinten Nationen Israel delegitimieren

von Kevin Zdiara  07.03.2019 13:10 Uhr

Das Buch Vereinte Nationen gegen Israel handelt von einem Skandal. Es ist der Skandal, dass unter dem universalistischen Deckmantel der Vereinten Nationen die Legitimität des jüdischen Staates infrage gestellt wird. Allein 2017 waren 21 von 27 Resolutionen der UN-Vollversammlung ausschließlich gegen Israel gerichtet. Syrien oder Iran wurden jeweils mit nur einer Resolution bedacht. 2018 waren es immerhin noch sechs Resolutionen, die im Konflikt zwischen Israel und den Palästinensern gegen den jüdischen Staat Partei ergriffen.

Das Buch der beiden Autoren Alex Feuerherdt und Florian Markl ist deshalb ein Muss für alle, die sich in Deutschland für das Thema interessieren. Mit Feuerherdt und Markl haben sich zudem zwei renommierte Kenner der Materie zusammengetan, die sich seit vielen Jahren pub­lizistisch mit dem Hass gegen Israel beschäftigen.

Kein anderes Land steht bei den Vereinten Nationen so oft am Pranger wie Israel.

CHRONOLOGIE Für ihr Buch holen die Autoren historisch weit aus und setzen nicht mit der Gründung der UN im Oktober 1945 an, sondern steigen 1916 mitten im Ersten Weltkrieg und dem arabischen Aufstand gegen das Osmanische Reich ein. Detailliert und mit zahlreichen Fußnoten versehen zeichnen sie den Weg von da an über die Balfour-Erklärung bis zum UN-Beschluss über die Teilung des Mandatsgebiets Palästina in einen jüdischen und einen arabischen Staat 1947 nach. In diesen ersten Abschnitten handelt es sich um eine historische Arbeit, die Bekanntes noch einmal bündig zusammenfasst.

Interessant wird es in den folgenden Kapiteln, in denen die Autoren auf eine Mischung aus Chronologie und Analyse setzen. Hierbei leisten sie wichtige Arbeit, weil insbesondere im deutschsprachigen Raum eine umfassende Dokumentation der antiisraelischen Schlagseite der Vereinten Nationen bisher gefehlt hat.

Ob die perfide Definition des Zionismus als eine Form des Rassismus 1975, die Instrumentalisierung der Menschenrechte gegen Israel oder der juristische Krieg gegen den jüdischen Staat in Form des sogenannten »lawfare« – den Autoren gelingt es, die erschreckende Dimension des Hasses auf Israel im Rahmen der UN aufzuzeigen. Für sie handelt es sich bei den Vereinten Nationen um die »größte antizionistische Organisation der Welt«.

Der UN-Menschenrechtsrat hat den jüdischen Staat häufiger verurteilt als alle anderen Länder dieser Welt zusammen.

Allerdings ändert sich in diesen Abschnitten der Anspruch der Autoren. Sie beginnen mit der Resolution 194 der UN-Vollversammlung von 1948 über die Rückkehr der arabischen Flüchtlinge, um dann fast zwei Jahrzehnte zu überspringen und im nächsten Kapitel mit der Resolution 242 des UN-Sicherheitsrats 1967 nach dem Sechstagekrieg weiterzumachen. Die Lücke von 20 Jahren wird dem Leser nicht erläutert. Dieser Stil setzt sich fort und verleiht dem Buch eher den Charakter eines Frage-Antwort-Katalogs und weniger einer historischen Betrachtung der Beziehung zwischen den UN und Israel.

VÖLKERRECHT Bedauerlicher sind aber inhaltliche Einseitigkeit und Unvollständigkeit. In ihrer Diskussion um den berühmten Satz in der Resolution 242, wo von einem »Rückzug aus Gebieten« ohne den bestimmten Artikel »den« gesprochen wird, verlassen sie sich ausschließlich auf die Aussagen pro-israelischer Stimmen. Sie klammern das monatelange Ringen, das vom britischen UN-Gesandten Lord Caradon um die Verwendung des Artikels geführt wurde, vollkommen aus.

Feuerherdt leistet Feuerherdt mit dem Buch eine wichtige Arbeit für den deutschsprachigen Raum.

Auch im Hinblick auf die Legalität der Siedlungen wird von den Autoren ausschließlich die eine Sichtweise wiedergegeben. Laut Feuerherdt und Markl kann die Genfer Konvention keine Anwendung finden. Die zahlreichen völkerrechtlich bindenden Beschlüsse des UN-Sicherheitsrats, wie beispielsweise die Resolution 465 von 1980, in denen Israels Vorgehen als Verstoß gegen die Genfer Konvention gewertet wird, werden von den Autoren noch nicht einmal diskutiert. Damit machen sie sich unnötigerweise angreifbar.

Davon abgesehen leisten Feuerherdt und Markl mit ihrem Buch eine wichtige Arbeit für den deutschsprachigen Raum, weil hierzulande noch immer die Meinung vorherrscht, die Vereinten Nationen seien das Projekt eines aufgeklärten Universalismus. Die Autoren zeigen hingegen eindrücklich, dass in der Organisation längst antisemitische Kräfte das Sagen haben, die kontinuierlich an der Auslöschung Israels arbeiten.

Alex Feuerherdt, Florian Markl: »Vereinte Nationen gegen Israel: Wie die UNO den jüdischen Staat delegitimiert«. Mit einem Vorwort von Esther Schapira und Georg M. Hafner. Hentrich und Hentrich, Berlin 2018, 336 S., 24,90 €

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