Frankfurt/ Main

Antisemitismus in Kleinformat

Antisemitismus im kleinsten Format zeigt das Museum für Kommunikation in Frankfurt am Main. Die Ausstellung »Angezettelt« präsentiert bis zum 21. September Propaganda-Aufkleber und Klebemarken vom 19. Jahrhundert bis zur Gegenwart, sagte Museumsdirektor Helmut Gold. Die unscheinbaren Medien, die massenhaft hergestellt und verbreitet wurden, seien nicht weniger bedeutsam gewesen als der Rundfunk.

Die kleinen Marken seien selbst unter Antisemitismus-Forschern wenig bekannt, erläuterte die Kuratorin Isabel Enzenbach vom Berliner Zentrum für Antisemitismusforschung. Die 100 Exponate des Sammlers Wolfgang Haney umfassten den ganzen Zeitraum des modernen Antisemitismus von 1879 bis zur Gegenwart und spiegelten alle Vorurteile und Vorwürfe gegen Juden wider.

Berlin Die Schau zeigt, dass die nationalsozialistische Propaganda auf einer lange geübten Polemik aufbauen konnte. Eine Marke mit der Aufschrift »Kauft nicht bei den Juden« wurde bereits 1893 auf einen Briefbogen aufgeklebt. Ein Mitarbeiter des Berliner Märkischen Museums notierte, er habe die Marke in der Berliner Stadtbahn gefunden.

Unter den herausragenden Exponaten ist ein Stapel von 60 Liebesbriefen, die sich ein Paar zwischen 1920 und 1923 schrieb. Der Umschlag jedes Briefes ist mit einer antisemitischen Klebemarke versiegelt, etwa mit der Behauptung »Die Juden sind unser Unglück«.

Widerstandsgruppen Aber auch die Gegner der Antisemiten nutzten das kleine Medium. So verbreitete der jüdische Central-Verein ab 1930 den Aufkleber »Die Nazis sind unser Unglück«. Noch 1935 wurden Funde davon registriert. Widerstandsgruppen verwendeten Aufkleber unter Todesgefahr.

Die rassistischen Aufkleber verschwanden nicht mit dem Ende der Hitler-Diktatur. So ist ein nachgemachtes Rückflugticket mit der Aufschrift »Ab Deutschland, Ziel Heimat, One way« zu sehen, das die NPD im Wahlkampf zum Berliner Abgeordnetenhaus 2011 verbreitete. Und auch die Gegner machten weiterhin Gebrauch von diesem Medium: »Hier verschwand ein Nazi-Aufkleber, denn so was braucht kein Mensch«, heißt es neben der Zeichnung eines Männchens, das ein Hakenkreuz in die Tonne wirft. epd

Öffnungszeiten:
Dienstag bis Freitag 9 bis 18 Uhr
Samstag, Sonn- und Feiertag 11 bis 19 Uhr

www.mfk-frankfurt.de

Aufgegabelt

Noahs Eintopf

Rezepte und Leckeres

 16.11.2025

TV-Tipp

Sie ging über Leichen: Doku »Riefenstahl« zeigt eine überzeugte Nationalsozialistin

Das Erste zeigt Andres Veiels vielschichtigen Dokumentarfilm über Leben und Wirken von Hitlers Lieblingsregisseurin Leni Riefenstahl. Der Film geht auch der Frage nach, wie ihre Filme bis in die Gegenwart ausstrahlen

von Jens Hinrichsen  15.11.2025

Kunst

Illustrationen und Israel-Hass

Wie sich Rama Duwaji, die zukünftige »First Lady von New York«, auf Social Media positioniert

von Jana Talke  13.11.2025

Kino

Zwischen »Oceans Eleven« und Houdini-Inszenierung

»Die Unfassbaren 3« von Ruben Fleischer ist eine rasante wie präzise choreografierte filmische Zaubershow

von Chris Schinke  13.11.2025

Amsterdam

Chanukka-Konzert im Concertgebouw kann doch stattfinden

Der israelische Kantor Shai Abramson kann doch am 14. Dezember im Amsterdamer Konzerthaus auftreten - allerdings nur bei zusätzlich anberaumten Konzerten für geladene Gäste

 13.11.2025

Geheimnisse & Geständnisse

Plotkes

Klatsch und Tratsch aus der jüdischen Welt

 13.11.2025

Film

Dekadenz, Krieg und Wahnsinn

»Yes« von Nadav Lapid ist provokativ und einseitig, enthält aber auch eine tiefere Wahrheit über Israel nach dem 7. Oktober

von Sascha Westphal  13.11.2025

Kolumne

Hineni!

Unsere Autorin trennt sich von alten Dingen und bereitet sich auf den Winter vor

von Laura Cazés  13.11.2025

Zahl der Woche

-430,5 Meter

Fun Facts und Wissenswertes

 12.11.2025