Meinung

Antisemitismus in der Frankfurter Festhalle

Musiker und BDS-Fanboy Roger Waters (2018) Foto: dpa

Ende Mai dieses Jahres soll Roger Waters in Frankfurt auftreten. Das ist schon schlimm genug, denn es ist kein Geheimnis, dass Waters seine Konzerte für antisemitische Propaganda missbraucht. Auch außerhalb der Bühne gehört Waters zu den aggressivsten und fanatischsten BDS-Unterstützern und setzt alle Künstler vehement unter Druck, nicht in Israel aufzutreten.

Da Roger Waters seine Konzerte in der Vergangenheit dazu genutzt hat, ein mit einem Davidstern markiertes Schwein über der Bühne schweben und anschließend abschießen zu lassen, sollten sich auch alle Besucher der geplanten Konzerte in Hamburg, Köln, München und Frankfurt ernsthaft fragen, wie dies mit ihren freiheitlichen Werten in Einklang zu bringen ist.

In Frankfurt gibt es jedoch noch eine Besonderheit, beziehungsweise eine besondere Geschmacklosigkeit. Das Konzert soll nämlich ausgerechnet in der Festhalle stattfinden. Zur Erinnerung: In der Pogromnacht am 9. November 1938 wurden mehr als 1000 jüdische Männer aus ihren Wohnungen gezerrt, von ihren Familien getrennt und in die Festhalle getrieben. Dort wurden sie sadistisch gedemütigt, geschlagen und anschließend deportiert, die meisten von ihnen nach Buchenwald.

Es ist unerträglich und inakzeptabel, dass genau an diesem Ort nunmehr 85 Jahre später einem Antisemiten wie Waters die ganz große Bühne zur Verfügung gestellt wird.

Es kommt sogar noch schlimmer: Eigentümer der Festhalle ist die Messe GmbH, Gesellschafter sind zu 60 Prozent die Stadt Frankfurt und zu 40 Prozent das Land Hessen. Es ist bereits skandalös, dass unter diesen Voraussetzungen überhaupt ein Vertrag mit Roger Waters zustande gekommen ist.

Noch ist es aber nicht zu spät. Stadt und Land haben noch die Möglichkeit, das Konzert zu verhindern und sich aus der Vereinbarung mit Waters zu lösen. Es ist möglich, dass nach einer solchen Kündigung Schadensersatzforderungen des Konzertveranstalters geltend gemacht werden. Das darf aber niemals ein Grund dafür sein, die falsche politische Entscheidung zu treffen.

Wenn sich die Stadt Frankfurt und das Land Hessen aus Angst vor einer zu zahlenden Strafe lieber dafür entscheiden, Roger Waters auftreten zu lassen, wäre das eine moralische Bankrotterklärung der Politik, denn Antisemitismus hat kein Preisschild.

Wenn es die Politik wirklich ernst meint mit ihren Ankündigungen, entschlossen gegen Antisemitismus zu kämpfen, ist jetzt die Zeit gekommen, Verantwortung zu übernehmen und zu handeln. Ansonsten verspielen die zuständigen Politiker ihre Glaubwürdigkeit und nach der Schande der documenta droht im Mai der Skandal in der Festhalle.

Wenn aus den gravierenden Fehlern der documenta die richtigen Lehren gezogen worden sind, darf dieses Konzert unter keinen Umständen in der Festhalle stattfinden.

Der Autor ist Vorstandmitglied der Jüdischen Gemeinde Frankfurt.

Andrea Kiewel

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