Hören

Alternativer Rock

Lammfromm? Die Rocker von »Botanica« Foto: Scott Irvine

Paul Wallfisch, der charismatische Sänger der Rockband »Botanica«, gilt als Schwarzes Schaf in einer Familie von Klassik-Stars. Seine Großmutter Anita Lasker-Wallfisch spielte Cello im Mädchenorchester von Auschwitz und wurde später eine berühmte Interpretin. Mit ihrem Mann, dem bekannten Pianisten Peter Lasker, erzog sie ihren Sohn Raphael Wallfisch zu einem der bedeutendsten Cellisten seiner Zeit. Dessen Söhne Benjamin und Simon Wallfisch wurden ebenfalls klassische Interpreten.

SCHWARZES SCHAF Nur der dritte Sohn schlug aus der Reihe. Paul Wallfisch erzählt, dass er schon früh statt Bach oder Ravel lieber »Led Zeppelin« gehört und seine Schallplattensammlung regelmäßig unter den cholerischen Umerziehungsversuchen seines Vaters gelitten habe. Dennoch hat er Karriere als Rocksänger gemacht. Und Serge Gainsbourg hat ihm einmal in einem Pariser Studio so etwas wie einen Ritterschlag verpasst: Erst reichte der Franzose ihm die Whiskey-Pulle rüber und sagte dann unumwunden: »Du bist Jude, stimmt’s? Das sind die Guten!«

Paul Wallfisch komponiert schnörkellosen Alternative-Rock, der von einer Handvoll Musikern gespielt wird. Die zwölf Songs der aktuellen »Botanica«-CD Who You Are stellt Wallfisch nun im Rahmen einer Tournee vor, bei der es vermutlich nicht ganz lammfromm zugehen wird. Umso erstaunlicher, dass für die Konzerte in Hamburg und Berlin die deutsche Piepse-Popsängerin Annett Louisan neben weiteren illustren Gästen angekündigt ist. Mal hören, ob dann das schwarze Schaf zum Wolf im Schafspelz wird.

Meinung

Gratulation!

Warum die Ehrung der ARD-Israelkorrespondentin Sophie von der Tann mit dem renommierten Hanns-Joachim-Friedrichs-Preis nicht nur grundfalsch, sondern auch aberwitzig ist

von Lorenz Beckhardt  01.12.2025 Aktualisiert

Kommentar

Schiedsgerichte sind nur ein erster Schritt

Am 1. Dezember startet die Schiedsgerichtsbarkeit NS-Raubkunst. Doch es braucht eine gesetzliche Regelung auch für Werke in Privatbesitz, meint unser Gastautor

von Rüdiger Mahlo  01.12.2025

Rache

»Trigger-Thema« für Juden

Ein Filmseminar der Jüdischen Akademie untersuchte das Thema Vergeltung als kulturelle Inszenierung

von Raquel Erdtmann  01.12.2025

Wuppertal

Schmidt-Rottluff-Gemälde bleibt in Von der Heydt-Museum

»Zwei Frauen (Frauen im Grünen)« von Karl Schmidt-Rottluff kann im Von der Heydt Museum in Wuppertal bleiben. Nach Rückgabe an die Erbin erwarb die Stadt das Bild von ihr. Vorausgegangen waren intensive Recherchen zur Herkunft

 01.12.2025

Dorset

»Shakespeare In Love« - Dramatiker Tom Stoppard gestorben

Der jüdische Oscar-Preisträger war ein Meister der intellektuellen Komödie. Er wurde 88 Jahre alt

von Patricia Bartos  01.12.2025

Fernsehen

Abschied von »Alfons«

Orange Trainingsjacke, Püschelmikro und Deutsch mit französischem Akzent: Der Kabarettist Alfons hat am 16. Dezember seine letzte Sendung beim Saarländischen Rundfunk

 30.11.2025 Aktualisiert

Gerechtigkeit

Jüdische Verbände dringen auf Rückgabegesetz 

Jüdische Verbände dringen auf Rückgabegesetz Jahrzehnte nach Ende des NS-Regimes hoffen Erben der Opfer immer noch auf Rückgabe von damals geraubten Kunstwerken. Zum 1. Dezember starten Schiedsgerichte. Aber ein angekündigter Schritt fehlt noch

von Verena Schmitt-Roschmann  30.11.2025

Berlin

Späte Gerechtigkeit? Neue Schiedsgerichte zur NS-Raubkunst

Jahrzehnte nach Ende der Nazi-Zeit kämpfen Erben jüdischer Opfer immer noch um die Rückgabe geraubter Kunstwerke. Ab dem 1. Dezember soll es leichter werden, die Streitfälle zu klären. Funktioniert das?

von Cordula Dieckmann, Dorothea Hülsmeier, Verena Schmitt-Roschmann  29.11.2025

Interview

»Es ist sehr viel Zeit verloren gegangen«

Hans-Jürgen Papier, ehemaliger Präsident des Bundesverfassungsgerichts, zieht eine Bilanz seiner Arbeit an der Spitze der »Beratenden Kommission NS-Raubgut«, die jetzt abgewickelt und durch Schiedsgerichte ersetzt wird

von Michael Thaidigsmann  29.11.2025