Niederlande

Widerstand in Mokum

Das »De Dokwerker«-Denkmal Foto: dpa

Wer am Donnerstag in Amsterdam Straßenbahn fährt, wird es erleben: Um Punkt elf Uhr sollen die Fahrzeuge beinahe aller Linien eine Minute lang stillstehen. Der Grund dafür liegt in der Geschichte der niederländischen Hauptstadt: Auf den Tag genau vor 75 Jahren brachte der »Februarstreik« das öffentliche Leben für zwei Tage zum Erliegen. Anlass waren die Razzien der deutschen Besatzer im jüdischen Viertel und die Deportation von 427 Juden nach Buchenwald und Mauthausen. Zehntausende Menschen in Amsterdam und Umgebung begehrten dagegen auf.

In der Geschichte der niederländischen Besatzung spielt der Februarstreik eine besondere Rolle – war es doch das einzige Mal, dass sich die Bevölkerung den Deutschen in dieser Form widersetzte und in großem Stil Solidarität mit ihren jüdischen Nachbarn zeigte. Der Streikaufruf von 1941 ist in das historische Gedächtnis der Hauptstadt eingraviert, die noch heute gern mit ihrem jiddischen Beinamen »Mokum« kokettiert und in der Redewendungen, Gebäude und Nachnamen an ihre einstige jüdische Bevölkerung erinnern.

Theaterstück Zur Gedenkzeremonie wird auch der niederländische König erwartet, und das öffentlich-rechtliche Fernsehen plant eine Live-Übertragung. Teilnehmer des Streiks werden am Denkmal eines Hafenarbeiters (»De Dokwerker«) in der Nähe des Jüdisch-Historischen Museums, wo des Ereignisses wie jedes Jahr gedacht wird, einen Kranz niederlegen. Außerdem wird eine Fotoausstellung an den Streik erinnern. Debatten und ein Theaterstück runden die Feierlichkeiten ab.

Verantwortlich für die Organisation ist das »Komitee zum Gedenken an den Februarstreik 1941«. Erwartet werden auch Schüler der Amsterdamer jüdischen Grundschule Rosj Pina, die sich seit ein paar Jahren um das Dokwerker-Denkmal kümmert.

Ruben Vis, Generalsekretär der landesweiten Nederlands-Israëlitisch Kerkgenootschap (NIK), begrüßt die Teilnahme des Königs an der Gedenkveranstaltung. Sein Besuch sei »Ausdruck der Bedeutung, die er einem kollektiven moralischen Appell gegen Ausgrenzung und Unrecht gegenüber einer Bevölkerungsgruppe beimisst. Anders gesagt: Die schweigende Mehrheit ließ sich hören, und das ehrt der König durch seine Anwesenheit.«

Bereits seit 1945 streiten niederländische Kommunisten und Sozialdemokraten um die historische Urheberschaft des Februarstreiks. Seine Bedeutung erschließt sich in einem Gedicht, das dem Amsterdamer Journalisten und Publizisten Sem Davids zugeschrieben wird: »Was man aus diesen bitt’ren Zeiten an Stunden und Tagen vergessen mag/ Niemals diesen erhabenen Tag/ Als das Volk, Bedrohung und Tod zum Trotz/ Um der Gerechtigkeit Willen/ Aufstand für das Volk, das unterlag.«

München/Gent

Charlotte Knobloch spricht von »historischem Echo«

Nach der Ausladung des israelischen Dirigenten Lahav Shani von einem Musikfestival meldet sich Charlotte Knobloch mit deutlichen Worten

 11.09.2025

Italien

Jüdisches Touristen-Paar in Venedig attackiert

Die Täter schrien »Free Palestine«, bevor sie die Ehefrau mit einer Flasche attackierten und ihren Ehemann ohrfeigten

 11.09.2025

Georgien

Sicher und schön

Der Kaukasus-Staat pflegt Erbe und Zukunft der Juden. Und bietet atemberaubende Natur. Ein Besuch

von Michael Khachidze  11.09.2025

Belgien

Argerich, Maisky, Schiff empört über Gent-Festival

Bekannte jüdische und nichtjüdische Musiker haben eine Petition gestartet, um gegen die Ausladung der Münchner Philharmoniker und ihres Dirigenten Lahav Shani zu protestieren

 11.09.2025

Imanuels Interpreten (13)

Herb Alpert: Der Universalkünstler

Vom Trompeter zum Philantropen: Der Sohn jüdischer Einwanderer aus Kalifornien erreichte in den 90 Jahren seines bisherigen Lebens viel

von Imanuel Marcus  10.09.2025

Bundesamt für Statistik

Dieser hebräische Vorname ist am beliebtesten bei Schweizer Eltern

Auch in der Schweiz wählen Eltern weiterhin häufig biblische Namen für ihr Neugeborenes

von Nicole Dreyfus  10.09.2025 Aktualisiert

Südafrika

Unvergessliche Stimme

Die Schoa-Überlebende Ruth Weiss hat sich als Journalistin, Schriftstellerin und Kämpferin für Menschenrechte einen Namen gemacht. Sie wurde 101 Jahre alt. Ein Nachruf

von Katrin Richter  10.09.2025

Belgien

Aus der Straße des Antisemiten wird die Straße der Gerechten

In Brüssel gibt es jetzt eine Rue Andrée Geulen. Sie ist nach einer Frau benannt, die im 2. Weltkrieg mehr als 300 jüdische Kinder vor den deutschen Besatzern rettete. Doch bei der Einweihung herrschte nicht nur eitel Sonnenschein

von Michael Thaidigsmann  08.09.2025

Vuelta

Spanischer Radprofi Romo stürzt wegen Protestaktion

Die »propalästinensischen« Proteste bei der Spanien-Rundfahrt nehmen kein Ende. Auf der 15. Etappe ist es zu Stürzen gekommen

 07.09.2025