Österreich

Wachsam bleiben

Zeichen der Solidarität: Israels Flagge auf dem Parlament in Wien Foto: picture alliance / TOBIAS STEINMAURER / APA / picturedesk.com

Auf dem Dach des Bundeskanzleramts in Wien weht die israelische Flagge. Davor standen in den vergangenen Tagen immer wieder eine Handvoll Leute mit palästinensischen Fahnen. Auch in Wien gab es am Samstag und Sonntag propalästinensische Kundgebungen. Autos mit der palästinensischen Fahne waren zu sehen.

Dies seien Leute, »die sich für Terror und gegen Leben entschieden haben«, sagt Oskar Deutsch, der Präsident der Israelitischen Kultusgemeinde Wien (IKG). Den Angriff der Hamas auf Israel nennt er einen »Anschlag von Sadisten«. Und er sagt: »Wir machen weiter.« Das jüdische Leben sei am vergangenen Samstag weitergegangen, und es werde auch jetzt weitergehen. »Es gibt das Demonstrationsrecht in Österreich«, sagt Deutsch zu den Kundgebungen in Wien. Diese Kundgebungen hätten zwar nichts in Österreich verloren, doch gelte das Recht, Demons­trationen abzuhalten.

Schutz jüdischer Einrichtungen massiv verstärkt

Als emotional, aber friedlich beschrieb die Polizei die Kundgebungen unterm Strich. Pikant sind allerdings die Details. Etwa dieses: Mehrere Autos mit palästinensischer Beflaggung kreisten Augenzeugen zufolge am Samstagabend »feiernd« im zweiten Bezirk. Das ist kein Zufall: »Der Zweite« ist ein stark jüdisch geprägter Teil der Stadt, in dem sich auch viele jüdische Einrichtungen befinden. Aber bereits zuvor hatten die österreichischen Sicherheitskräfte den Schutz jüdischer Einrichtungen massiv verstärkt.

Österreichs jüdische Gemeinde ist alarmiert. Es wird zu Wachsamkeit aufgerufen. Auch die Israelitische Kultusgemeinde hat ihrerseits den Schutz von Objekten verstärkt. »Die Sicherheitskräfte der IKG arbeiten dabei eng mit Verfassungsschutz, Polizei und Bundesheer zusammen«, heißt es in einer auf der Website der IKG veröffentlichten Stellungnahme. Da findet sich auch der Hinweis, Eingangstüren stets geschlossen zu halten und sich nicht unmittelbar vor einem Eingang zu versammeln. Synagogen halten den Betrieb aber aufrecht; der Unterricht an jüdischen Schulen geht weiter – jedoch mit der Einschränkung, dass bis auf Weiteres keine Ausflüge stattfinden.

Österreichs jüdische Gemeinde ist alarmiert. Es wird zu Wachsamkeit aufgerufen.

Außerdem hat der psychosoziale Dienst ESRA eine Hotline eingerichtet. »Wir müssen vielen Eltern erklären, welche Unmenschlichkeit hier stattgefunden hat und wie man das Kindern beibringen kann«, sagt Oskar Deutsch dazu.

Unruhige Jahre hat die jüdische Gemeinde in Österreich in diesem sonst eher ruhigen Land hinter sich. Da war ein massiver Anstieg antisemitischer Übergriffe im Zuge der Pandemie. Da gab es einen gezielten Messer-Mord an einer Straßenbahnstation. Und da war vor allem auch der islamistisch motivierte Anschlag in der Wiener Innenstadt am 2. November 2020.

Antisemitische Übergriffe

Dieser Anschlag sowie eine Reihe spektakulärer antisemitischer Übergriffe (etwa der Angriff auf die Synagoge in Graz im August 2020) waren auch der Anlass dafür, dass die staatliche Förderung für jüdische Einrichtungen Ende 2020 von 1,3 Millionen auf vier Millionen Euro erhöht wurde. Das Geld soll zu einem Teil dem Schutz jüdischer Einrichtungen dienen.

Die Kooperation zwischen österreichischen Sicherheitsbehörden und Einrichtungen des Staates Israel sei »seit Jahrzehnten erprobt«, so Innenminister Gerhard Karner laut einer Presseerklärung. Er versicherte: »Der Verfassungsschutz geht konsequent gegen jede Form von islamistischem Extremismus und Terrorismus vor.«

Bei der IKG in Wien ist man jetzt dabei zu sondieren, abzuwägen und auszuloten, wie es weitergeht. Für Mittwoch war eine Gedenkzeremonie für die von den Hamas-Terroristen Getöteten geplant – Details waren allerdings bis zuletzt unbekannt. Unklar ist auch, ob der für Ende Oktober geplante Tag der offenen Tür in der Wiener Gemeinde stattfinden wird. Man habe darüber noch nicht im Detail gesprochen, sagt Deutsch, grundsätzlich aber »findet zurzeit alles statt«.

Kommentar

Zürich sollte Francesca Albanese keine Bühne bieten

Die antisemitische UN-Sonderberichterstatterin tritt am Freitag in der Zürcher Zentralwäscherei auf - subventioniert durch die Steuerzahler der Stadt

von Ronny Siev  03.07.2025

Großbritannien

Unterhaus: Palestine Action als Terrororganisation eingestuft

Mitglieder der radikalen Anti-Israel-Gruppe waren im Juni auf einen britischen Luftwaffenstützpunkt eingedrungen und hatten dort Flugzeuge beschädigt

 03.07.2025

Ukraine

Putins Krieg und Trumps Frieden

Während sich die Medienaufmerksamkeit auf Nahost konzentriert, bombardiert Russland weiterhin das Land. Nun schlägt sogar der US-Präsident neue Töne an

von Michael Gold  03.07.2025

Australien

Zwei Krankenpfleger, die damit drohten, jüdische Patienten zu töten, haben Arbeitsverbot

Im Februar sorgte ein TikTok-Video für Abscheu und Empörung, in dem zwei Krankenpfleger ihrem blanken Judenhass freien Lauf ließen. Nun stehen sie vor Gericht

 02.07.2025

Großbritannien

Warten auf »Bridgerton«

Die Sehnsucht nach der vierten Staffel des Netflix-Hits ist groß. Aber wie war eigentlich das reale jüdische Leben in der Regency?

von Nicole Dreyfus  29.06.2025

Glastonbury Festival

Kritik an antiisraelischen Parolen

Neben der Musik sorgt Hetze gegen Israel für Aufsehen – mit Folgen für die BBC, die alles live übertragen hat

 29.06.2025

Glastonbury

Bob Vylan ruft »Death, death to the IDF« – BBC überträgt es

Beim größten Open Air Festival Großbritanniens rufen Musiker antiisraelische Parolen

 28.06.2025

Militär

Name des schwulen Bürgerrechtlers Harvey Milk von US-Kriegsschiff gestrichen

Das nach Milk benannte Versorgungsschiff heißt jetzt »USNS Oscar V. Peterson«

 28.06.2025

Meinung

Francesca Albaneses Horrorshow

Die UN-Berichterstatterin verharmlost den Hamas-Terror und setzt die Israelis mit den Nazis gleich. Mit ihren Ansichten tourt sie nun durch die Schweiz

von Nicole Dreyfus  30.06.2025 Aktualisiert