Twitter

Tucker Carlson beleidigt Selenskyj antisemitisch

Flog bei Fox News hochkant hinaus: der rechter TV-Moderator Tucker Carlson bei einem Auftritt in Phoenix im Dezember 2022 Foto: IMAGO/ZUMA Wire

Seit einigen Wochen ist Tucker Carlson nicht mehr bei »Fox News«. Der konservative US-Nachrichtensender, für den der politisch am äußersten rechten Rand stehende Carlson sieben Jahre lang tätig war, setzte den 54-Jährigen Ende April nonchalant vor die Tür. Er hatte Fox nämlich viel Geld gekostet.

Am Dienstag postete Carlson nun auf Twitter die erste Folge seiner neuen »Show«. Es war wie zu Fox-Zeiten ein typischer »Rant«, Wutrede und politischer Rundumschlag zugleich, wobei die Betonung hier auf »Schlag« liegt. Im Kreuzfeuer von Tucker Carlsons Kritik stand neben Politikern der Republikaner, welche dem Moderator fast ausnahmslos zu liberal sind, vor allem der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj.

Antisemitische Stereotype Dass er jüdisch ist, dürfte auch Carlson bekannt sein. Dennoch verwendete er antisemitische Stereotype: »Verschwitzt und rattenähnlich« sei Selenskyjs Gesicht, sagte er, und nannte ihn »unseren durchtriebenen ukrainischen Freund mit den kalten Augen und dem Trainingsanzug«. Selenskyj stecke mit kapitalistischen US-Investoren wie Black Rock unter einer Decke. Er verfolge zudem Christen im Land und sei in Wahrheit ein »Komödiant, der sich in einen Oligarchen« verwandelt habe.

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Damit spielte Carlson auf Selenskyjs Karriere als Schauspieler an. Was genau er damit meinte, verriet Carlson nicht. Gleich zu Beginn des Videos deutete er unterschwellig an, die Ukrainer und Selenskyj seien für die Sprengung des Kachowka-Staudamms Anfang dieser Woche verantwortlich, der eine Katastrophe riesigen Ausmaßes für die ukrainische Bevölkerung in der Cherson-Region verursacht hatte. Dass das so sei, sei ja nun »offenkundig«, so Carlson. Belege für seine Behauptungen lieferte er wie üblich nicht. Danach verlangt sein Publikum in der Regel auch nicht: Hauptsache, alles klingt irgendwie gut.

Stattdessen ratterte der Moderator bedeutungsschwanger in Andeutungen gleich mehrere Verschwörungsmythen herunter – einige davon mit antisemitischem Klang. »Was genau geschah am 11. September? Nun, das ist immer noch geheim. Wie konnte Jeffrey Epstein so viel Geld verdienen? Wie ist er gestorben? Und was ist mit JFK?«

Russische Bevölkerung In Einspielern suggerierte Carlson zudem, Selenskyj und dessen Freund, der republikanische Senator Lindsay Graham, labten sich förmlich am Tod möglichst vieler Russen. Dass es sich um russische Soldaten handelte, erwähnte Carlson nicht, stattdessen deutete er an, Selenskyj habe es auf den Tod der »russischen Bevölkerung« abgesehen.

Die Anti-Defamation League (ADL) kritisierte die Äußerungen scharf. »Tucker Carlson hat zwar keine Prime-Time-Plattform mehr, aber jetzt hat er seine antisemitischen Behauptungen auf Twitter verbreitet. Dies ist genau die Art von gefährlichen, hasserfüllten Inhalten, die auf öffentlichen Plätzen nichts zu suchen haben«, erklärte die jüdische Organisation auf Twitter.

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Man habe ihm vor der Sendung gesagt, Twitter sei heute das, was früher einmal das »Kurzwellenradio unter der Bettdecke« gewesen sei. Mit anderen Worten: Es gebe dort keine »Türsteher« wie bei traditionellen Medien.

Rechtliche Schritte Ob die erste Folge von Carlsons Show »Tucker on Twitter« der Beginn einer zweiten Karriere in den sozialen Medien sein wird oder eine Eintagsfliege bleibt, scheint noch nicht ausgemacht. Sein ehemaliger Brötchengeber »Fox News« wehrte sich nach Veröffentlichung des Twitter-Videos umgehend und kündigte rechtliche Schritte gegen Carlson an. Der ehemalige Prime-Time-Moderator habe seinen Auflösungsvertrag mit dem Sender verletzt.

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Grund für die Ende April vollzogene Entlassung war offenbar, dass Carlsons Falschbehauptungen auf Fox News den TV-Sender eine dreistellige Millionensumme an Entschädigungszahlungen an das Unternehmen Dominion Voting Systems gekostet hatten.

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