USA

Trump und die »illoyalen« Juden

Argwöhnt: US-Präsident Donald Trump Foto: dpa

USA

Trump und die »illoyalen« Juden

Amerikas Präsident bedient mit einer Äußerung ein altes antisemitisches Klischee – und erntet dafür heftige Kritik

von Daniel Killy  29.08.2019 11:39 Uhr

Dass Donald Trump die beiden demokratischen Kongressabgeordneten Ilhan Omar und Rashida Tlaib auf dem Kieker hat, das teilt der US-Präsident mit etlichen anderen, die Israel und dem Judentum zugetan sind. Zu harsch fällt Tlaibs und Omars Urteil über den Judenstaat aus, zu inbrünstig hofieren die beiden Parlamentarierinnen die BDS-Bewegung und Feinde der Juden.

Nachdem der Präsident vor einigen Wochen schon mit der Bemerkung für Schlagzeilen gesorgt hatte, Tlaib und Omar hassten die USA und sollten dahin zurück, wo sie herkamen, legte er vergangene Woche auf einer Pressekonferenz im Oval Office noch einmal nach: »Was ist aus der Demokratischen Partei geworden? Wo steht sie, wenn sie diese beiden Personen verteidigt, nicht aber den Staat Israel? Meiner Meinung nach ist jeder Jude, der die Demokraten wählt, entweder gänzlich ahnungslos oder von größter Illoyalität.«

Wahlen Wem gegenüber diese »illoyalen Juden« ihre Undankbarkeit zum Ausdruck brächten, ließ Trump offen. Bezog er sich auf den Staat Israel oder forderte er die amerikanischen Juden in der ihm eigenen robusten Art auf, ihre Entscheidung an der Wahlurne für die kommende Abstimmung über die nächste Präsidentschaft zu überdenken? Ebenso unklar ist, ob ihm bewusst war, dass er mit dem Begriff »illoyal« ein altes antisemitisches Klischee bediente.

Wem gegenüber diese »illoyalen Juden« ihre Undankbarkeit zum Ausdruck brächten, ließ Trump offen.

Einen Satz zuvor hatte sich Trump darüber echauffiert, dass es »vor fünf Jahren, auch vor drei Jahren« unvorstellbar gewesen sei, »darüber zu diskutieren, ob wir die Unterstützung für Israel einstellen – wegen zweier Personen, die Israel und die Juden hassen. Ich mag es nicht glauben, dass wir überhaupt diese Debatte führen.«

Wegen der späteren Illoyalitäts-Äußerung verhallten jedoch diese ersten Worte weitgehend unbemerkt, und der Protest ließ nicht lange auf sich warten. »Es ist unklar, wem gegenüber die Juden laut @POTUS ›illoyal‹ seien, aber Vorwürfe, illoyal zu sein, werden seit Langem dazu genutzt, Juden anzugreifen. ... Es ist mehr als überfällig, damit aufzuhören, Juden als einen politischen Football zu missbrauchen«, twitterte Jonathan Greenblatt, Geschäftsführer der Anti-Defamation League.

Empörung Auch Halie Soifer, geschäftsführender Direktor des Jewish Democratic Council of America, reagierte empört: Dies sei nur ein weiteres Beispiel dafür, wie Trump den Antisemitismus als politische Waffe benutze, sagte Soifer dem Sender CNN. »Sollte es hier um Israel gehen, wiederholt Trump den Vorwurf der doppelten Loyalität, was eine Form von Antisemitismus ist.«

In anderem Zusammenhang hatte Trump schon einmal von einer »dualen Loyalität« amerikanischer Juden gesprochen.

In anderem Zusammenhang hatte Trump schon einmal von einer »dualen Loyalität« amerikanischer Juden gesprochen und vor der Republican Jewish Coalition Netanjahu als »euren Ministerpräsidenten« bezeichnet. »Wenn es darum geht, dass Juden ihm (Trump) gegenüber loyal sein sollten, hat er ein Wahrnehmungsproblem«, so Soifer weiter. »Wir leben in einer Demokratie – und die jüdische Unterstützung für die Republikanische Partei hat sich in den vergangenen vier Jahren halbiert.«

Bei den letzten Midterm Elections war das jüdische Stimmverhalten mit etwa 3:1 deutlich zugunsten der Demokraten ausgefallen. Wenig überraschend – auch im Hinblick auf die Wahlen im November 2020 – fiel denn auch das Statement der Republican Jewish Coalition aus. Ebenfalls per Twitter sekundierten sie ihrem Präsidenten: »Präsident Trump hat recht, es ist Ausdruck großer Illoyalität sich selbst gegenüber, eine Partei zu verteidigen, die Menschen beschützt und bestärkt, die dich wegen deiner Religion hassen.«

Australien

Brandanschlag auf Auto eines Rabbiners in Melbourne

Kurz nach dem Terroranschlag am Bondi Beach geht im Süden Australiens ein Fahrzeug mit »Happy Chanukah!«-Schriftzug in Flammen auf

 25.12.2025

Australien

Mann solidarisiert sich mit Sydney-Attentätern – Festnahme

Bei dem Verdächtigen wurden Einkaufslisten für den Bau einer Bombe und Munition gefunden. Es erging bereits Anklage

 24.12.2025

Meinung

Die Columbia und der Antisemitismus

Ein neuer Bericht offenbart: An der US-Eliteuniversität sind die Nahoststudien ideologisch einseitig und jüdische Studenten nicht sicher. Es ist ein Befund, der ratlos macht

von Sarah Thalia Pines  22.12.2025

Frankreich

Jüdische Kinder vergiftet, aber Antisemitismus spielt keine Rolle

Ein Kindermädchen, das ihre jüdischen Arbeitgeber vergiftet hatte, wurde nun in Nanterre verurteilt - allerdings spielte ihr Antisemitismus im Urteil keine Rolle. Das sorgt für Protest

 22.12.2025

Australien

Gedenken am Bondi Beach – Forderung nach Aufklärung

Kerzen, Schweigen, Applaus und Buh-Rufe: Am Strand in Sydney trauern Tausende um die Opfer des Anschlags. Was die jüdische Gemeinde und Australiens Politik jetzt fordern

 22.12.2025

Belgien

IS droht mit Anschlägen auf Synagogen und Kirchen

Die Hintergründe

 18.12.2025

Sydney

Jüdische Bäckerei schließt wegen Antisemitismus

Nach Jahren der Anfeindungen und dem schwersten antisemitischen Anschlag auf australischem Boden hat eine beliebte jüdische Bäckerei für immer geschlossen

 18.12.2025

Strassburg

Glühwein und Kippa

In der selbst ernannten »Weihnachtshauptstadt« lebt eine traditionsbewusste jüdische Gemeinde. Wie passt das zusammen? Eine Reise zu koscheren Plätzchen und Pralinen mit »Jahresendgeschmack«

von Mascha Malburg  23.12.2025 Aktualisiert

Meinung

Weitermachen oder die jüdische Resilienz

Verfolgung, Exil und Gewalt konnten es nicht brechen: Die Widerstandsfähigkeit des jüdischen Volkes prägt seine Geschichte bis heute

von Nicole Dreyfus  18.12.2025