Spanien

Tod in den Bergen

Isak Andic, Selfmademan, war einer der reichsten Männer Spaniens. Foto: picture alliance / ASSOCIATED PRESS

Isak Andic war einer der reichsten Menschen in Spanien. Und doch war der in Istanbul geborene Spross einer jüdischen Familie, die 1969 nach Spanien eingewandert war, den meisten Menschen im Land zeitlebens unbekannt. Andic scheute das Licht der Öffentlichkeit, nur selten gab er Interviews. Das Modelabel Mango hingegen, das er vor 40 Jahren gründete, dürfte vielen in Spanien und darüber hinaus ein Begriff sein.

Am Sonntag verunglückte der 71-jährige Unternehmer tödlich. Berichten zufolge stürzte er bei einer Wanderung mit seinem Sohn Jonathan im Montserrat-Gebirge nordwestlich von Barcelona 150 Meter in die Tiefe. Mit einem geschätzten Vermögen von rund drei Milliarden Euro war Andic der wohlhabendste Bürger Kataloniens. In seiner Freizeit war er begeisterter Bergsteiger und Wanderer.

Anfang der 80er-Jahre hatte Andic gemeinsam mit seinem Bruder Nahman mit dem Verkauf von handbestickten »Made in Turkey«-T-Shirts und Holzschuhen auf den Straßenmärkten von Barcelona begonnen. Später eröffnete er am vornehmen Paseo de Gracia in Barcelona sowie in der Hauptstadt Madrid mehrere Modegeschäfte, zunächst unter dem Namen »Isak Jeans«. Vor 40 Jahren benannte Andic diese schließlich in das Label Mango um und begab sich damit auf Expansionskurs.

Anfang der 90er-Jahre hatte Andic bereits über 100 Geschäfte in ganz Spanien. Heute betreibt Mango 2743 Läden in 120 Ländern. Mit mehr als 15.000 Mitarbeitern weltweit schloss der Modekonzern das Geschäftsjahr 2023 mit einem Umsatzrekord ab. Mehr als 3,1 Milliarden Euro wurden eingespielt, ein Zuwachs von 15 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.

Knapp 80 Prozent des Umsatzes erwirtschaftet der Konzern mittlerweile außerhalb Spaniens. Bis zu seinem Tod leitete Isak Andic die Geschäfte über eine Holdinggesellschaft, an der auch seine drei Kinder Jonathan, Judith und Sarah beteiligt sind.

Der Unternehmer war darüber hinaus auch als Kunstmäzen und Stifter engagiert. Im März erhielt Isak Andic für seine unternehmerischen Verdienste von König Felipe die ehrenvolle Auszeichnung Premio Reino de España a la Trayectoria Empresarial.

Nach dem Geheimnis seines Erfolgs gefragt, hatte Andic geantwortet: »Arbeiten, arbeiten, arbeiten und nicht Werktage in freie Tage umwandeln.« Zudem müsse man sich mit guten Leuten umgeben, ein klares Konzept haben und allen Team-Mitgliedern klar kommunizieren, was man gemeinsam erreichen wolle.

Isak Andic war Mitglied der jüdischen Gemeinde Barcelonas. Er wurde auf dem jüdischen Friedhof im Stadtteil Les Corts beigesetzt.

Nachruf

Trauer um Hollywood-Legende Arthur Cohn

Arthur Cohn war immer auf der Suche nach künstlerischer Perfektion. Der Schweizer Filmproduzent gehörte zu den erfolgreichsten der Welt, wie seine Oscar-Ausbeute zeigt

 12.12.2025

Meinung

Nemo unverbesserlich

Nemo gibt mit Rückgabe der ESC-Siegertrophäe auch Haltung ab. Statt Rückgrat zu zeigen, schwimmt das Schweizer Gesangswunder von 2024 im postkolonialen Strom mit

von Nicole Dreyfus  12.12.2025

Damaskus

Syriens Regierung erteilt erster jüdischer Organisation Lizenz

Mit Rabbiner Henry Hamras Stiftung »Jüdisches Erbe in Syrien« wird erstmals seit dem Ende der Assad-Dikatur wieder eine jüdische Organisation in dem arabischen Land aktiv sein

 11.12.2025

Museum

Auschwitz-Gedenkstätte zeigt neue Ausstellung

Mit einer neuen Ausstellung will die Gedenkstätte Auschwitz-Birkenau das Schicksal der Häftlinge des Konzentrationslagers zeigen

von Christiane Laudage  11.12.2025

USA

An der Columbia University war Theodor Herzl Antisemit

Ein Abschlussbericht zum Antisemitismus an der New Yorker Elite-Universität zeigt, wie tief die Israel- und Judenfeindlichkeit im Lehrplan verankert war

 11.12.2025

USA

Wer hat Angst vor Bari Weiss?

Sie gilt als eine der einflussreichsten konservativen Medienmacherinnen des Landes. Aber was will die neue Chefin von CBS News eigentlich?

von Sarah Thalia Pines  11.12.2025

Brigitte Macrons Ausfall gegen Aktivistinnen entfacht eine landesweite Debatte.

Frankreich

First Lady an Abittans Seite – und gegen Feministinnen

Brigitte Macrons Ausfall gegen Feministinnen wirft ein Schlaglicht auf Frankreichs Umgang mit Protest, sexueller Gewalt und prominenten Beschuldigten.

von Nicole Dreyfus  11.12.2025

Nachruf

Gebäude wie Jazzmusik

Frank Gehry hat die Architektur tanzen lassen – was auch mit seinem Judentum zu tun hatte

von Johannes Sadek, Christina Horsten  10.12.2025

Hollywood

»Stranger Things« trotzt Boykottaufrufen

Während Fans den Start der letzten Staffel des Netflix-Hits feiern, rufen Anti-Israel-Aktivisten zur Ächtung der Serie auf

von Sophie Albers Ben Chamo  10.12.2025