Südafrika

Terroristin auf Tour

Für die einen ist sie eine Freiheitsikone, für die anderen eine Terroristin. Die Palästinenserin Leila Khaled versteht es, auf ihrer aktuellen Reise durch Südafrika die Gemüter zu spalten. Am Freitag war sie in Johannesburg gelandet, von wo aus sie ihre Fundraising-Tour für die anti-israelische BDS-Kampagne (»Boycott, Divestment and Sanctions«) startete.

Ob Johannesburg, Port Elizabeth, Bloemfontein oder Pretoria: Auf allen Flughäfen des Landes wurde die 70-jährige Khaled mit Jubel empfangen und als Heldin gefeiert. Südafrikas Juden hingegen empfinden ihren Besuch als Provokation. Das Jewish Board of Deputies hatte an die Regierung der Kap-Nation appelliert, den Besuch um jeden Preis zu verhindern.

Entführung Khaled erlangte im Sommer 1969 weltweit Bekanntheit, als sie ein Flugzeug auf seiner Route von Rom nach Tel Aviv entführte und den Flug nach Damaskus umlenkte. Dort ließ sie alle nichtjüdischen Passagiere frei. Zwei Israelis nahm sie als Geiseln. Sie kamen vier Monate später frei – im Austausch gegen 70 ägyptische Soldaten.

Das Bild von Khaled ging damals um die Welt: eine junge, energische Palästinenserin mit Kufiya und AK-47-Sturmgewehr im Anschlag. Khaled konnte entkommen und unterzog sich mehreren plastischen Operationen mit dem Ziel, ihre Identität zu verschleiern. Ein Jahr später startete sie einen weiteren Entführungsversuch. Doch er scheiterte, und in London klickten für sie die Handschellen. Aber noch bevor der Terroristin der Prozess gemacht werden konnte, ließ die britische Regierung sie im Tausch gegen weitere Flugzeuggeiseln frei.

Khaled, die mit 15 Jahren der Volksfront zur Befreiung Palästinas (PFLP) beitrat, gilt vielen als Heldin des palästinensischen Unabhängigkeitskampfs. Während Großbritannien ihr ein Visum verweigerte, besucht Khaled bereits zum zweiten Mal Südafrika. Vom 6. bis 16. Februar hält sie Vorträge, um Spenden für BDS zu sammeln. Die pro-palästinensische Lobbygruppe wurde 2005 gegründet und versucht, durch Boykott und Sanktionen wirtschaftlichen und politischen Druck auf Israel zu üben.

Provokation Die israelische Botschaft in Südafrika verurteilte Khaleds Besuch. Und David Hersch vom South African Israel Public Affairs Committee (SAIPAC) fragt: »Warum darf diese Terroristen nach Südafrika einreisen?« Gavin Morris, ein jüdischer Kapstädter, betrachtet Khaleds Besuch wie viele andere Gemeindemitglieder als »Provokation, die Spannungen schürt«. Dazu meint David Jacobson, Direktor des Jewish Board of Deputies (SAJBD) in Kapstadt: »Khaleds Besuch bricht kein südafrikanisches Gesetz, und wir respektieren das. Allerdings ist es enttäuschend, dass man eine selbst ernannte Terroristen, die ein Flugzeug in die Luft sprengen und Hunderte Zivilisten töten wollte, in unserem Land willkommen heißt.«

In Johannesburg wurde Khaled von dem ehemaligen Anti-Apartheid-Kämpfer Ahmed Kathrada und Südafrikas Innenminister Malusi Gigaba empfangen. Mit einer Kufiya um den Hals erklärte der Minister: »Kamerad Leila, du bist zu Hause.« Die Veteranen des südafrikanischen Befreiungskampfs hießen Khaled schon im Vorfeld willkommen, und auf ihrer Tour durch den Kapstaat werden zahlreiche Regierungsfunktionäre als Gastredner sprechen.

»Denkt man an die Unterstützung, die die Palästinenser uns während unseres Freiheitskampfes gegeben haben, dann überrascht ihre Zustimmung nicht«, sagt Muhammed Desai, der Direktor von BDS Südafrika. Die Teilnahme der Minister zeige, dass Südafrikas Regierung auf der richtigen Seite der Geschichte stehe.

BDS zieht eine historische Parallele zwischen Südafrika und den Palästinensischen Autonomiegebieten. Beide seien von »repressiven Regimen« unterdrückt worden oder würden es heute noch, so die Ideologie. »Der African National Congress (ANC) teilt eine lange Geschichte mit der PLO. Wir respektieren das«, sagt David Jacobson vom SAJBD. Sowohl ANC-Vertreter als auch Südafrikas Juden hegten eine »natürliche Solidarität« mit den Palästinensern. »Doch Leute wie Khaled als Bewahrer der Freiheit darzustellen, ist falsch. Viel eher unterdrücken sie die Freiheit und schaden dadurch dem Streben der Palästinenser.«

Großbritannien

Nike hat es »nicht böse gemeint«

Der Sportartikel-Konzern hing zum London Marathon ein Banner auf, das aus Sicht von Kritikern die Schoa lächerlich gemacht hat. Jetzt hat sich das Unternehmen entschuldigt.

 29.04.2025

Schweiz

Junger Mann wegen geplanten Anschlags auf Synagoge Halle verhaftet

Die Anschlagspläne soll er laut Staatsanwaltschaft zwischen Juli 2024 und Februar 2025 wiederholt in einer Telegram-Chatgruppe angekündigt haben

 29.04.2025

Sport

Nach Anti-Israel-Eklat: Jetzt sprechen die Schweizer Fechter

Bei der Nachwuchs-EM der Fechterinnen und Fechter kommt es in Estland zu einer viel diskutierten Szene. Nun haben sich die verantwortlichen Schweizer erklärt

 28.04.2025

Fecht-EM

Schweizer Fechter schauen bei israelischer Hymne demonstrativ weg

Nachdem die U23-Mannschaft der Schweizer Fechter gegen Israel protestierte, äußert sich nun der Schweizer Fechtverband und verurteilt den Vorfall

von Nicole Dreyfus  28.04.2025

Großbritannien

Israelfeindliche Aktivisten stören London-Marathon

Mitten im London-Marathon kommt es zu einer Protestaktion gegen Israel. Zwei Aktivisten springen auf die Strecke und streuen rotes Pulver

 27.04.2025

Essay

Wir gehen nicht allein

Zum ersten Mal hat unsere Autorin mit dem »Marsch der Lebenden« das ehemalige KZ Auschwitz besucht. Ein Versuch, das Unvorstellbare in Worte zu fassen

von Sarah Maria Sander  27.04.2025

Frankreich

Serge Klarsfeld: »Wir müssen vorbereitet sein«

Der Holocaust-Überlebende und Nazi-Jäger hat in »Le Figaro« einen dringenden Appell veröffentlicht und erneut für rechte Parteien geworben. Das Judentum sei bedrohter denn je, glaubt er

 25.04.2025

USA

Sharon Osbourne vs. die Anti-Israel-Popkultur

Rock-Veteranin Sharon Osbourne hat sich mit dem irischen Rap-Trio Kneecap angelegt, das offensichtlich meint, mit Hassrede gegen Israel seine Fanbase vergrößern zu können

von Sophie Albers Ben Chamo  25.04.2025

KZ-Gedenkstätte Auschwitz

Israels Präsident Isaac Herzog und Eli Sharabi beim »Marsch der Lebenden«

Auf dem Weg von Auschwitz nach Birkenau sind diesmal auch ehemalige israelische Geiseln der Hamas dabei. Israels Präsident Herzog erinnerte an die weiterhin in Gaza gefangen gehaltenen israelischen Geiseln

 24.04.2025