Russland

Teilnahme zurückgezogen

Das russische Team bei der Maccabiah 2017 Foto: Flash90

Mehr als 4000 ukrainische Zivilisten haben russische Soldaten seit ihrem Einmarsch in die Ukraine UN-Angaben zufolge getötet. Jeden einzelnen Tag sollen um die 200 ukrainische Soldaten fallen. Dass parallel zu einer solchen Katastrophe Athleten beider Länder bei einem fröhlichen Sportereignis gegeneinander antreten, lässt sich schwer vorstellen.

Umso überraschender schien eine Meldung der britischen »Jewish Press« vergangene Woche: »Exklusiv« meldete das Nachrichtenportal, russische und ukrainische Beachvolleyballerinnen würden bei der Maccabiah in Israel gegeneinander antreten.

SCREENSHOT Zum Beleg veröffentlichte das Portal einen Screenshot, der offenbar von der Webseite der Maccabiah stammte und tatsächlich die Namen der beiden verfeindeten Länder in ein und derselben Gruppe zeigte – und das, nachdem die Ausrichter internationaler Sportereignisse wie das Internationale Olympische Komitee und die FIFA russische Teams schon kurz nach Kriegsbeginn von ihren Veranstaltungen ausgeschlossen haben.

Israelische Medien meldeten kurz darauf das Gegenteil. Es handele sich um ein Missverständnis, russische Athleten würden nicht bei der Makkabiade antreten. Was denn nun? Eine Sprecherin der Veranstaltung versuchte zu erklären: Nein, Russland werde bei der Maccabiah nicht vertreten sein. »Vor vier Monaten zog die russische Delegation ihre Teilnahme zurück, noch bevor eine offizielle Entscheidung getroffen werden konnte.« Dass dennoch bis vor Kurzem ein russisches und ein ukrainisches Team auf der Webseite gelistet waren, sei »ein Verwaltungsfehler« gewesen.

Die Maccabiah, manchmal auch als »Jüdische Olympiade« bezeichnet, zählt zu den weltweit größten internationalen Sportereignissen. Das erste Mal fand sie 1932 in Tel Aviv statt, seit 1953 wird sie alle vier Jahre in Israel ausgetragen – sofern nicht gerade eine Pandemie dazwischenkommt: Die 21. Makkabi-Spiele, die eigentlich schon 2021 angesetzt waren, mussten wegen der Covid-19-Pandemie auf diesen Sommer verschoben werden. Vom 12. bis zum 26. Juli werden Sportler aus allen Himmelsrichtungen in fast 40 verschiedenen Disziplinen gegeneinander antreten. Die diesjährigen Spiele werden in drei Städten ausgetragen: Jerusalem, Haifa und Netanja. Erwartet werden rund 10.000 Athleten aus 60 Ländern.

Bei früheren Veranstaltungen haben russische Delegationen respektable Erfolge gefeiert: Bei der Maccabiah 2017 etwa teilte sich Russland mit insgesamt sieben Goldmedaillen den siebten Platz mit Deutschland und Großbritannien.

OLIM Ganz ohne russische Athleten wird allerdings auch die diesjährige Makkabiade nicht auskommen müssen: Menschen, die erst kürzlich von Russland nach Israel eingewandert sind, werden gemeinsam mit anderen Neuankömmlingen in einem Team der »Olim« teilnehmen, wie jüdische Einwanderer im Hebräischen genannt werden.

Seit dem Beginn des Ukrainekrieges bieten israelische Behörden und Organisationen wie die Jewish Agency Ukrainern mit jüdischen Wurzeln Hilfe an, um nach Israel auszuwandern. Um nach dem israelischen Rückkehrgesetz die israelische Staatsbürgerschaft zu erhalten, muss man nicht zwingend jüdisch sein; es genügt, ein jüdisches Großelternteil nachweisen zu können. Offiziellen Angaben zufolge sind seit Kriegsbeginn rund 25.000 Menschen mit jüdischen Wurzeln aus Osteuropa nach Israel eingewandert. Die meisten von ihnen stammen aus der Ukraine – aber fast ebenso viele kommen aus Russland. Die politische und ökonomische Lage dort, verschärft durch internationale Sanktionen, scheint die Auswanderungszahlen in die Höhe zu treiben.

Meinung

Nemo unverbesserlich

Nemo gibt mit Rückgabe der ESC-Siegertrophäe auch Haltung ab. Statt Rückgrat zu zeigen, schwimmt das Schweizer Gesangswunder von 2024 im postkolonialen Strom mit

von Nicole Dreyfus  12.12.2025

Damaskus

Syriens Regierung erteilt erster jüdischer Organisation Lizenz

Mit Rabbiner Henry Hamras Stiftung »Jüdisches Erbe in Syrien« wird erstmals seit dem Ende der Assad-Dikatur wieder eine jüdische Organisation in dem arabischen Land aktiv sein

 11.12.2025

Museum

Auschwitz-Gedenkstätte zeigt neue Ausstellung

Mit einer neuen Ausstellung will die Gedenkstätte Auschwitz-Birkenau das Schicksal der Häftlinge des Konzentrationslagers zeigen

von Christiane Laudage  11.12.2025

USA

An der Columbia University war Theodor Herzl Antisemit

Ein Abschlussbericht zum Antisemitismus an der New Yorker Elite-Universität zeigt, wie tief die Israel- und Judenfeindlichkeit im Lehrplan verankert war

 11.12.2025

USA

Wer hat Angst vor Bari Weiss?

Sie gilt als eine der einflussreichsten konservativen Medienmacherinnen des Landes. Aber was will die neue Chefin von CBS News eigentlich?

von Sarah Thalia Pines  11.12.2025

Brigitte Macrons Ausfall gegen Aktivistinnen entfacht eine landesweite Debatte.

Frankreich

First Lady an Abittans Seite – und gegen Feministinnen

Brigitte Macrons Ausfall gegen Feministinnen wirft ein Schlaglicht auf Frankreichs Umgang mit Protest, sexueller Gewalt und prominenten Beschuldigten.

von Nicole Dreyfus  11.12.2025

Nachruf

Gebäude wie Jazzmusik

Frank Gehry hat die Architektur tanzen lassen – was auch mit seinem Judentum zu tun hatte

von Johannes Sadek, Christina Horsten  10.12.2025

Hollywood

»Stranger Things« trotzt Boykottaufrufen

Während Fans den Start der letzten Staffel des Netflix-Hits feiern, rufen Anti-Israel-Aktivisten zur Ächtung der Serie auf

von Sophie Albers Ben Chamo  10.12.2025

Toronto

20 Mesuot aus Seniorenheim gestohlen

Die Polizei geht von einem Hassverbrechen aus

 09.12.2025