Terezín

Stumme Zeugen

Ein ganz besonderer Fund Foto: Oliver Bradley

Schuhe, Fotos, Kofferanhänger und weitere persönliche Gegenstände aus dem Ghetto Theresienstadt tauchten bei einer Dachsanierung auf. »Wir mussten einen Dachbalken austauschen, sonst hätten wir sie nie gefunden«, sagen die Eigentümer eines Hauses in der Dlouha-Straße.

Tefillin Beide arbeiten am Projekt »Ghettospuren«, möchten aber anonym bleiben. Einigen Gegenständen können sie sogar Personen zuordnen, da die Fundstücke mit Namen versehen wurden. Ein ganz besonderer Fund sind Tefillin. Die Gebetsriemen müssen für den ehemaligen Besitzer von großer Bedeutung gewesen sein, mutmaßen die Hauseigentümer, denn das Versteck war sorgfältig ausgewählt.

Dieser Zufallsfund war nicht der erste und sicherlich nicht der letzte stumme Zeuge des NS-Terrors in Theresienstadt, dem heutigen Terezín.

Mehr als 140.000 Menschen wurden zwischen 1941 und 1944 dorthin deportiert, mehr als 33.000 starben an den unmenschlichen Lebensbedingungen. Weitere 84.000 Menschen wurden in die Vernichtungslager nach Osten deportiert und dort umgebracht. Viele hinterließen Botschaften der Hoffnung, der Liebe und der Sehnsucht in Form von Wandmalereien, Kritzeleien und kleinen persönlichen Sachen.

Flut Die großen Schäden der Flut von 2002 motivierten Stadtplanerin Uta Fischer dazu, Zeichen des jüdischen Lebens aufzuspüren und zu sichern. Bereits als Studentin setzte sie sich mit Terezíns Geschichte auseinander. Ihr gemeinsames Buch mit dem Autor Roland Wildberg Theresienstadt – Eine Zeitreise soll helfen, die Entwicklung und den Ghetto-Alltag zu begreifen.

Ohne Förderungen der Kulturstiftung des Bundes, der Stiftung Erinnerung, Verantwortung und Zukunft sowie des Deutsch-Tschechischen Zukunftsfonds hätten sie das Projekt »Ghettospuren« nicht ins Leben rufen können. Das binationale Team von Fotografen, Restauratoren und Journalisten setzt sich für eine nachhaltige Denkmalpflege ein.

Seit 2012 dokumentieren sie ihre Funde an 60 Orten in der Stadt. Sie wollen alles aufbewahren, was noch zu retten ist. »Obwohl aus der Erlebnisgeneration des Verbrechens manche noch unter uns leben, ist es absehbar, dass der Moment kommen wird, an dem uns niemand von dieser Zeit erzählen kann«, heben Fischer und Wildberg in ihrem Buch hervor.

Initiative Hinter jeder Spur steckt eine eigene Geschichte. Ziel der Initiative ist, diese ans Licht zu bringen. »Was die Tefillin und die anderen wiederentdeckten Relikte angeht, tappen wir noch im Dunkeln«, teilen die Finder mit. Sie seien derzeit auf dem Weg, mehr zu erfahren.

Das schwere Erbe der Kleinstadt stellt oft ein Hindernis für die Forschung dar – viele Einwohner wollen sich mit der Schoa nicht konfrontiert sehen. Manchmal spielen auch irrationale, abergläubische Ängste eine Rolle. Trotz alledem fand das Expertenteam zahlreiche Urheber der Nachrichten heraus. Zum 70. Jahrestag der Befreiung des Ghettos im Mai 2015 werden sie alle Forschungsergebnisse in einer Ausstellung präsentieren.

Falls Sie selbst Zeitzeugen kennen, können Sie über die Website www.ghettospuren.de mit den Projektleitern Kontakt aufnehmen.

Großbritannien

Nike hat es »nicht böse gemeint«

Der Sportartikel-Konzern hing zum London Marathon ein Banner auf, das aus Sicht von Kritikern die Schoa lächerlich gemacht hat. Jetzt hat sich das Unternehmen entschuldigt.

 29.04.2025

Schweiz

Junger Mann wegen geplanten Anschlags auf Synagoge Halle verhaftet

Die Anschlagspläne soll er laut Staatsanwaltschaft zwischen Juli 2024 und Februar 2025 wiederholt in einer Telegram-Chatgruppe angekündigt haben

 29.04.2025

Sport

Nach Anti-Israel-Eklat: Jetzt sprechen die Schweizer Fechter

Bei der Nachwuchs-EM der Fechterinnen und Fechter kommt es in Estland zu einer viel diskutierten Szene. Nun haben sich die verantwortlichen Schweizer erklärt

 28.04.2025

Fecht-EM

Schweizer Fechter schauen bei israelischer Hymne demonstrativ weg

Nachdem die U23-Mannschaft der Schweizer Fechter gegen Israel protestierte, äußert sich nun der Schweizer Fechtverband und verurteilt den Vorfall

von Nicole Dreyfus  28.04.2025

Großbritannien

Israelfeindliche Aktivisten stören London-Marathon

Mitten im London-Marathon kommt es zu einer Protestaktion gegen Israel. Zwei Aktivisten springen auf die Strecke und streuen rotes Pulver

 27.04.2025

Essay

Wir gehen nicht allein

Zum ersten Mal hat unsere Autorin mit dem »Marsch der Lebenden« das ehemalige KZ Auschwitz besucht. Ein Versuch, das Unvorstellbare in Worte zu fassen

von Sarah Maria Sander  27.04.2025

Frankreich

Serge Klarsfeld: »Wir müssen vorbereitet sein«

Der Holocaust-Überlebende und Nazi-Jäger hat in »Le Figaro« einen dringenden Appell veröffentlicht und erneut für rechte Parteien geworben. Das Judentum sei bedrohter denn je, glaubt er

 25.04.2025

USA

Sharon Osbourne vs. die Anti-Israel-Popkultur

Rock-Veteranin Sharon Osbourne hat sich mit dem irischen Rap-Trio Kneecap angelegt, das offensichtlich meint, mit Hassrede gegen Israel seine Fanbase vergrößern zu können

von Sophie Albers Ben Chamo  25.04.2025

KZ-Gedenkstätte Auschwitz

Israels Präsident Isaac Herzog und Eli Sharabi beim »Marsch der Lebenden«

Auf dem Weg von Auschwitz nach Birkenau sind diesmal auch ehemalige israelische Geiseln der Hamas dabei. Israels Präsident Herzog erinnerte an die weiterhin in Gaza gefangen gehaltenen israelischen Geiseln

 24.04.2025