Hollywood

»Stranger Things« trotzt Boykottaufrufen

Aufregung um Hauptdarsteller Noah Schnapp Foto: picture alliance / Scott A Garfitt/Invision/AP

Die Scifi-Mystery-Serie Stranger Things gehört zu den Vorzeigeprojekten des Streamers Netflix. Die Fanbase ist nicht nur wegen Winona Ryders Wiederbelebung enorm, der Kult längst über Memes, Bonanza-Räder und Fan-T-Shirts hinausgewachsen. Aber großer Erfolg sorgt bekanntlich häufig auch für großen Hass. Und der kommt in diesem Fall aus der anti-israelischen Ecke.

Während Fans dem Ausstrahlungsbeginn der fünften und letzten Staffel entgegenfieberten, riefen diverse »Pro-Palästina«-Aktivisten online zum Boykott auf. Darunter die Social-Media-Accounts »LandPalestine« (LPC) und »Muslim« mit 1,8 Millionen und 6,7 Millionen Instagram-Followern, wo unter anderem auch schon gegen Gal Gadot gewettert wurde. »Schaut euch die neue Staffel einfach nicht an«, postete LPC. »Zeigt Hollywood, dass die Unterstützung und Rechtfertigung von Völkermord Konsequenzen hat. Jeder Zuschauer zählt. Zeigt ihnen, dass wir Macht haben. Wir haben McDonald’s und Starbucks hart getroffen. Jetzt ist Hollywood dran.«

»Ich liebe diesen Ort«

Grund dafür ist vor allem der 21-jährige Noah Schnapp, der Will Byers spielt, dessen Verschwinden den Auftakt der 2016 angelaufenen Serie bildete. Schnapp ist Jude mit marokkanisch-russischen Wurzeln, feierte seine Barmizwa in Israel und wurde unter anderem im Sommer 2023 beim Beten an der Kotel und beim Feiern in Tel Aviv fotografiert. »Ich liebe diesen Ort«, postete er auf dem eigenen Insta­gram-Account nebst Fotos von der Reise. Wenige Monate später, nach den Hamas-Massakern des 7. Oktober 2023, wurde ein Video verbreitet, in dem Schnapp zusammen mit Menschen zu sehen ist, die »Zionismus ist sexy«- und »Hamas ist ISIS«-Aufkleber verteilen. Sofort waberte die Forderung an die Stranger Things-Macher durchs Netz, den Hauptdarsteller aus der Serie zu werfen.

Dass Schnapp im Jahr 2024 in einem TikTok-Video sagte, seine Meinung und sein Glaube seien verzerrt worden, dass er beiden Seiten Frieden wünsche, dass er »gegen jede Tötung unschuldiger Menschen« sei und viel mit palästinensischen Freunden gesprochen habe, um mehr zu erfahren, wurde aufseiten der Aktivisten ignoriert. Stattdessen wurden dämonische Will-Byers-Bilder aus der Serie gepostet und der Hinweis »Denkt daran, dass Noah Schnapp ein Zio­nist ist«. Manche User verkündeten daraufhin stolz, sie hätten noch nie Stranger Things gesehen.

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Auch Schnapps Co-Star Brett Gelman, der den irren Reporter Murray Bauman spielt, zog mit Solidaritätsbekundungen für Israel Online-Hass auf sich. Vor allem aber, nachdem er im Dezember 2023 Israel besucht hatte und in einer Folge der israelischen Satire-Show Eretz Nehederet aufgetreten war, in der die aktuelle Verdrehung historischer Wahrheiten auf die Spitze getrieben und Jesus als Palästinenser bezeichnet wurde. Anti-israelische Hardcore-Ideologen verkündeten wiederum, dass ein Boykott von Stranger Things nicht ausreiche und man gleich sein Netflix-Abonnement kündigen müsse. An den Streamer-Zahlen habe sich bisher allerdings nichts geändert, schreibt die »Jerusalem Post«.

59,6 Millionen Aufrufe in den ersten fünf Minuten

Und dann passierte Folgendes: Wenige Minuten, nachdem die erste der letzten acht Episoden angelaufen war, gingen die Netflix-Server in die Knie, was zu einem kurzen weltweiten Ausfall führte. Und das, obwohl der Streamer in der Nacht seine Bandbreite um bis zu 30 Prozent erhöht habe, um genau das zu verhindern, so Serien-Mitschöpfer Ross Duffer. In den ersten fünf Tagen nach dem Finale-Start habe die Serie 59,6 Millionen Aufrufe verzeichnet, was einer Steigerung von 171 Prozent gegenüber dem Start der vierten Staffel entspreche, schreibt der »Jewish Chronicle«. Und auch frühere Staffeln hätten davon profitiert, sodass sie wieder in den Top Ten der Netflix-Charts auftauchten.

Die letzte Staffel von Stranger Things habe trotz Boykottaufruf anti-israelischer Aktivisten den meistgesehenen englischsprachigen Start von Netflix aller Zeiten hingelegt, resümieren diverse Medien. Oder vielleicht auch gerade wegen der zusätzlichen PR? Dazu schweigen die »pro-palästinischen« Accounts bisher.

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