Zu Fuss durchs jüdische New York

Steins Zeit

Waren Olmsted und Vaux Juden? Nein, waren sie nicht, obwohl die beiden sich auf eine Weise sehr um die jüdische Sache verdient gemacht haben. Frederick Law Olmsted war ein amerikanischer Farmer, Calvert Vaux stammte aus London und war Architekt. Mitte des 19. Jahrhunderts gewannen die beiden einen Wettbewerb: Sie sollten ein Stück Sumpfland im Herzen von Manhattan in einen lauschigen Park verwandeln. Ihr Entwurf sah vor, die verschiedenen Gegenden Amerikas nachzubilden, außerdem sollten Restaurants, ein Aussichtsturm und Spielplätze organisch in die künstliche Grünanlage integriert werden. Die beiden erledigten ihre Aufgabe exzellent. Und so schufen sie für die Juden von der Upper West Side den idealen Ort für den Schabbesspaziergang, wenn der Tscholent verdaut und der Nach-Synagogen-Mittagsschlaf absolviert wurde.

Erbauung Aber auch am Sonntagmorgen dient der Central Park den Kindern Israels zur Erbauung. Ich kenne eine Farblithografie von einem Sol Eytinge, die sich im Besitz der Yeshiva University befindet. Sie stammt aus dem Jahr 1872 und heißt »Juden trinken an einem Sonntagmorgen Mineralwasser im Central Park«. Wir sehen eine Ansammlung von eleganten Menschen, in der Mitte des Bildes ein beleibtes älteres Paar: Der Mann hat einen Rauschebart und trägt einen Zylinder auf dem Kopf, eingehängt in seinen Arm stolziert eine Matrone in einem gelben Kleid. Links reicht ein modisch gekleideter junger Mann einer schönen Dame ein Glas.

Ich stelle mir vor, dass die Herrschaften auf dem Bild Bayerisch oder Fränkisch sprechen. Wie Sefarden sehen sie nämlich nicht gerade aus – und die russischen Juden wanderten ja erst nach 1880 in Amerika ein. Also werden es wohl Jeckes aus Nürnberg oder Fürth sein, die sich da auf dem Bild verlustieren. Ihre Nachfahren sind immer noch da, nur die Mineralbrunnen im Central Park nicht mehr, die sind im Wechsel der Zeiten irgendwie verloren gegangen. Schade eigentlich. Hannes Stein

Central Park, zwischen 5. und 8. Avenue und zwischen 59. und 110. Straße

Von Hannes Stein ist vor Kurzem das Buch »Tschüß Deutschland! Aufzeichnungen eines Ausgewanderten« erschienen. Galiani, Berlin 2010, 220 Seiten, 16,95 €

Großbritannien

Der grüne Populist

Zack Polanski ist der neue Chef der Grünen. Möglicher Partner: ausgerechnet Jeremy Corbyn

von Daniel Zylbersztajn-Lewandowski  18.09.2025

Belgien

Grabschändung am Todestag

Das Grab des jüdischen Politikers Jean Gol in Lüttich wurde genau 30 Jahre nach seinem Tod geschändet. Gols Tochter sieht einen eindeutigen Zusammenhang zum Nahostkonflikt

 18.09.2025

USA

Angriff auf Cousin einer ermordeten Geisel

Ariel Yaakov Marciano wurde in Santa Monica angegriffen und geschlagen, weil er Hebräisch sprach

 17.09.2025

Belgien

Gent bleibt hart: Lahav Shani bei Festival weiter unerwünscht

Nach massiver Kritik befasste sich der Verwaltungsrat des Musikfestivals am Montagabend erneut mit der Ausladung der Münchner Philharmoniker. Es blieb bei der Ausladung

von Michael Thaidigsmann  16.09.2025

Bundesamt für Statistik

Dieser hebräische Vorname ist am beliebtesten bei Schweizer Eltern

Auch in der Schweiz wählen Eltern weiterhin häufig biblische Namen für ihr Neugeborenes

von Nicole Dreyfus  16.09.2025 Aktualisiert

Kommentar

Das Geraune von der jüdischen Lobby

Der Zürcher »Tages-Anzeiger« befasst sich kritisch mit dem Schweizerischen Israelitischen Gemeindebund, der die Absage einer Veranstaltung mit Francesca Albanese an der Uni Bern gefordert hatte. Dabei war diese Intervention richtig

von Michael Thaidigsmann  15.09.2025

Argentinien

Raubkunst in der Immobilienanzeige

Die Tochter eines Naziverbrechers wollte ihre Villa verkaufen und führte Ermittler auf die Spur einer gestohlenen Kunstsammlung

von Andreas Knobloch  13.09.2025

München/Gent

Charlotte Knobloch spricht von »historischem Echo«

Nach der Ausladung des israelischen Dirigenten Lahav Shani von einem Musikfestival meldet sich Charlotte Knobloch mit deutlichen Worten

 11.09.2025

Italien

Jüdisches Touristen-Paar in Venedig attackiert

Die Täter schrien »Free Palestine«, bevor sie die Ehefrau mit einer Flasche attackierten und ihren Ehemann ohrfeigten

 11.09.2025