Babyn Jar

Selenskyj an Juden weltweit: »Schweigt nicht länger!«

Wolodymyr Selenskyj bei seiner Videoansprache an das Europäische Parlament am Dienstag Foto: imago images/sepp spiegl

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat die internationale jüdische Gemeinschaft aufgefordert, nach dem russischen Raketenangriff auf den Fernsehturm von Kiew und das benachbarte Gelände der Holocaust-Gedenkstätte Babyn Jar nicht länger zu schweigen.

»Ich wende mich nun an alle Juden in der Welt. Seht ihr nicht, was gerade passiert? Genau deswegen ist es wichtig, dass Millionen von Juden weltweit nicht mehr länger schweigen«, sagte er. »Der Nationalsozialismus gründet auf Schweigen. Deshalb schreit auf gegen das Töten von Zivilisten, schreit auf gegen die Morde an Ukrainern«, sagte Selenskyj.

Externer Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt, der den Artikel anreichert. Wir benötigen Ihre Zustimmung, bevor Sie Inhalte von Sozialen Netzwerken ansehen und mit diesen interagieren können.

Mit dem Betätigen der Schaltfläche erklären Sie sich damit einverstanden, dass Ihnen Inhalte aus Sozialen Netzwerken angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittanbieter übermittelt werden. Dazu ist ggf. die Speicherung von Cookies auf Ihrem Gerät nötig. Mehr Informationen finden Sie hier.

Auf Twitter schrieb er auf Englisch: »An die Welt: Was bringt es, 80 Jahre lang ›Nie wieder‹ zu sagen, und dann schweigt man, wenn eine Bombe auf denselben Ort Babyn Jar abgeworfen wird?« Die Geschichte wiederhole sich, so der ukrainische Staatschef, der selbst Jude ist. Drei von Selenskyjs Großonkeln wurden in der Schoa ermordet.

Am Dienstagabend hatten russische Einheiten den Kiewer Fernsehturm beschossen. Ukrainischen Angaben zufolge schlugen Raketen dabei auch in der direkt daneben liegenden Holocaust-Gedenkstätte Babyn Jar ein. Beschädigt worden seien aber nur Nachbargebäude. Fünf Menschen seien bei dem Bombardement ums Leben gekommen, fünf weitere wurden verletzt.

Externer Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt, der den Artikel anreichert. Wir benötigen Ihre Zustimmung, bevor Sie Inhalte von Sozialen Netzwerken ansehen und mit diesen interagieren können.

Mit dem Betätigen der Schaltfläche erklären Sie sich damit einverstanden, dass Ihnen Inhalte aus Sozialen Netzwerken angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittanbieter übermittelt werden. Dazu ist ggf. die Speicherung von Cookies auf Ihrem Gerät nötig. Mehr Informationen finden Sie hier.

Die Gedenkstätte verurteilte in einer Mitteilung den Angriff: »Als Experten, die sich mit der Erforschung des Holocaust und dem Gedenken daran befassen, sind wir zutiefst empört darüber, dass das Aggressorland eine völkermörderische Rhetorik benutzt, um sein schändliches Vorgehen zu rechtfertigen.«

Russland versuche, »auf vulgäre Weise antinazistische Rhetorik« zu instrumentalisieren und die Rolle eines Kämpfers gegen den Nazismus einzunehmen. »Wenn wir die russische Politik der letzten Jahrzehnte analysieren, kommen wir zu dem Schluss, dass Russland der größte Anstifter und Initiator von Kriegen im 21. Jahrhundert ist«, so die Erklärung.

Externer Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt, der den Artikel anreichert. Wir benötigen Ihre Zustimmung, bevor Sie Inhalte von Sozialen Netzwerken ansehen und mit diesen interagieren können.

Mit dem Betätigen der Schaltfläche erklären Sie sich damit einverstanden, dass Ihnen Inhalte aus Sozialen Netzwerken angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittanbieter übermittelt werden. Dazu ist ggf. die Speicherung von Cookies auf Ihrem Gerät nötig. Mehr Informationen finden Sie hier.

In Babyn Jar (»Weiberschlucht«) am Stadtrand von Kiew erschossen SS- und Wehrmachtseinheiten im September 1941 33.771 Juden aus der ukrainischen Hauptstadt und der Umgebung innerhalb von 48 Stunden. Es war das größte Massaker in der Geschichte des Zweiten Weltkriegs und der Auftakt für weitere Massenmorde.

Externer Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt, der den Artikel anreichert. Wir benötigen Ihre Zustimmung, bevor Sie Inhalte von Sozialen Netzwerken ansehen und mit diesen interagieren können.

Mit dem Betätigen der Schaltfläche erklären Sie sich damit einverstanden, dass Ihnen Inhalte aus Sozialen Netzwerken angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittanbieter übermittelt werden. Dazu ist ggf. die Speicherung von Cookies auf Ihrem Gerät nötig. Mehr Informationen finden Sie hier.

»Wir werden alles wiederaufbauen«, sagte der frühere sowjetische Dissident und langjährige Vorsitzende der Jewish Agency for Israel, Natan Sharansky, der Nachrichtenagentur dpa. Sharansky ist Vorsitzender des Beirats der Gedenkstätte Babyn Jar. Auch US-Außenminister Antony Blinken reagierte auf den Vorfall. Er schrieb auf Twitter: »Wir verurteilen diesen brutalen Krieg gegen die Ukraine.«

Einige jüdische Organisationen wie das American Jewish Committee haben den russischen Angriff auf die Ukraine bereits in scharfen Worten verurteilt, andere – darunter der Europäische Jüdische Kongress und der Jüdische Weltkongress – haben sich dagegen bislang öffentlich nicht zu dem Thema geäußert.

Ukraine

Jude, Comedian, Freiheitskämpfer

Selten ist ein Staatsmann so sehr in seinem Amt gewachsen wie Wolodymyr Selenskyj. Die erstaunliche Karriere des ukrainischen Präsidenten

von Michael Gold  21.08.2025

Meinung

Für Juden in Frankreich ist das Spiel aus

Präsident Emmanuel Macrons antiisraelische Politik macht ihn zum Verbündeten der Islamisten und deren linken Mitläufern. Für Juden wird das Leben währenddessen immer unerträglicher

von Haïm Musicant  20.08.2025

Österreich

Jüdische Familie aus Taxi geworfen

In Wien beschimpfte ein Uber-Fahrer seine jüdischen Gäste und attackierte dann den Familienvater

von Nicole Dreyfus  19.08.2025

Tschechien

Im Versteck der Zeit

Auf einem Hügel über Brünn liegt die Villa Wittal, fast unberührt seit der Deportation ihrer Bewohner 1942. Bald wird sie ein Ort für Gäste aus aller Welt – und das Herz eines Festivals, das Geschichte und Gegenwart verbindet

von Kilian Kirchgeßner  19.08.2025

Schweiz

Ein Mandat, das für Irritationen sorgt

Der World Jewish Congress fordert von der UBS mehrere Milliarden Dollar Entschädigung und holt dafür Urs Rohner, Ex-Verwaltungsratspräsident der früheren Credit Suisse, ins Boot

 19.08.2025

Österreich

Auge in Auge mit Antizionisten

Wie spricht man mit Menschen, die Israel hassen? Und was, wenn sie Juden sind? Ein Selbstversuch in Wien

von Gunda Trepp  18.08.2025

Berlin

Sam Altman: Ehrung von Axel Springer SE

Der amerikanische Jude gilt als Vordenker auf dem Feld der KI und als Architekt einer neuen technologischen Ära

 18.08.2025

Meinung

Soll die Schweiz Palästina anerkennen?

Eine Anerkennung von Palästina wäre für die Schweiz ein außenpolitischer Kurswechsel, von dem niemand profitiert

von Nicole Dreyfus  17.08.2025

USA

»Don’t dream it, be it!«

Auch die »Rocky Horror Picture Show« hat jüdische Seiten. Und dabei geht es nicht nur um Bagels. Mazal tov zum Fünfzigsten!

von Sophie Albers Ben Chamo  17.08.2025