Griechenland

Schächten verboten – vorerst zumindest

Koscheres Fleisch und Geflügel muss künftig aus dem Ausland nach Griechenland eingeführt werden. Foto: Marco Limberg

Der Hellenische Staatsrat, so etwas wie das griechische Pendant zum Bundesverfassungsgericht, hat entschieden: Ein Erlass der Regierung, der seit 2017 das religiöse Schächten von Schlachttieren erlaubte, verstößt gegen das Tierwohl und ist damit nichtig.

In der Praxis bedeutet das: Koscheres Schlachten ist künftig in Griechenland ebenso verboten wie das Schächten von Tieren nach den islamischen Speisegesetzen (halal).

KAUM DEBATTE Eigentlich, so erläutert Victor Eliezer vom Dachverband der jüdischen Gemeinden in Griechenland (KIS), habe es seit dem Ministerialerlass 2017 keine öffentliche Debatte mehr gegeben zu dieser Frage. Ganz im Gegensatz zu anderen Ländern wie Belgien, in denen das Thema große Wellen geschlagen hatte.

Externer Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt, der den Artikel anreichert. Wir benötigen Ihre Zustimmung, bevor Sie Inhalte von Sozialen Netzwerken ansehen und mit diesen interagieren können.

Mit dem Betätigen der Schaltfläche erklären Sie sich damit einverstanden, dass Ihnen Inhalte aus Sozialen Netzwerken angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittanbieter übermittelt werden. Dazu ist ggf. die Speicherung von Cookies auf Ihrem Gerät nötig. Mehr Informationen finden Sie hier.

Dennoch reichte eine Tierschutzorganisation gegen die amtliche Erlaubnis für die islamische und jüdische Religionsgemeinschaft, Tiere auch ohne vorherige Betäubung zu schächten, Klage ein. Diese hatte am Dienstag vor dem Staatsrat Erfolg. Damit wird das religiöse Schächten in Griechenland nunmehr ausdrücklich untersagt.

Ein Hintertürchen hat der Staatsrat allerdings offengehalten: In seinem Urteil forderte er die Regierung auf, in Zusammenarbeit mit den Religionsgemeinschaften eine Lösung zu finden, die dem Tierwohl Rechnung trage. Auch wenn die Richter nicht explizit auf das Urteil des Europäischen Gerichtshofs vom Dezember 2020 verwiesen, so gilt es doch als wahrscheinlich, dass es ihnen als Grundlage für die Entscheidungsfindung diente.

EU-URTEIL Die Luxemburger Richter hatten damals entschieden, dass ein Verbot des Schächtens ohne Betäubung zulässig sei, wenn das von den nationalen Gesetzgebern im Sinne des Tierwohls für erforderlich gehalten werde – obwohl damit in die Religionsfreiheit eingegriffen werde.

In der Praxis hat das Urteil für die rund 5000 griechischen Juden kaum Bedeutung. Es werden dort nur wenige Tiere nach der Kaschrut, den jüdischen Speisegesetzen, geschlachtet. Das meiste koschere Fleisch wird aus dem Ausland importiert. Symbolisch gesehen, betont jedoch Victor Eliezer, sei das Urteil des Staatsrats dennoch ein Schlag ins Kontor.

Er hofft aber, dass für die Zukunft noch eine tragfähige Lösung gefunden werden kann. »Das koschere Schächten ist ein verbindliches religiöses Gesetz und ein wesentlicher Bestandteil der jüdischen Identität«, so Eliezer gegenüber der Jüdischen Allgemeinen.

TREFFEN Der KIS-Vorstand beabsichtigt, sich schon bald mit den zuständigen griechischen Behörden zu treffen. Dabei wolle man in enger Abstimmung mit dem Europäischen Jüdischen Kongress und anderen jüdischen Gemeinden in Europa vorgehen, so der Generalsekretär des Gemeindebundes.

In einer Pressemitteilung am Freitag nannte der KIS das Verbot der Schechita »einen schwerer Schlag für die jüdische Lebensweise«. Man hoffe dennoch, dass Griechenland auch künftig wieder die »Einhaltung der religiösen Pflichten der griechischen Juden sowie der Tausenden jüdischen Besucher im Land gewährleisten« werde.

USA

Angriff auf Cousin einer ermordeten Geisel

Ariel Yaakov Marciano wurde in Santa Monica angegriffen und geschlagen, weil er Hebräisch sprach

 17.09.2025

Belgien

Gent bleibt hart: Lahav Shani bei Festival weiter unerwünscht

Nach massiver Kritik befasste sich der Verwaltungsrat des Musikfestivals am Montagabend erneut mit der Ausladung der Münchner Philharmoniker. Es blieb bei der Ausladung

von Michael Thaidigsmann  16.09.2025

Bundesamt für Statistik

Dieser hebräische Vorname ist am beliebtesten bei Schweizer Eltern

Auch in der Schweiz wählen Eltern weiterhin häufig biblische Namen für ihr Neugeborenes

von Nicole Dreyfus  16.09.2025 Aktualisiert

Kommentar

Das Geraune von der jüdischen Lobby

Der Zürcher »Tages-Anzeiger« befasst sich kritisch mit dem Schweizerischen Israelitischen Gemeindebund, der die Absage einer Veranstaltung mit Francesca Albanese an der Uni Bern gefordert hatte. Dabei war diese Intervention richtig

von Michael Thaidigsmann  15.09.2025

Argentinien

Raubkunst in der Immobilienanzeige

Die Tochter eines Naziverbrechers wollte ihre Villa verkaufen und führte Ermittler auf die Spur einer gestohlenen Kunstsammlung

von Andreas Knobloch  13.09.2025

München/Gent

Charlotte Knobloch spricht von »historischem Echo«

Nach der Ausladung des israelischen Dirigenten Lahav Shani von einem Musikfestival meldet sich Charlotte Knobloch mit deutlichen Worten

 11.09.2025

Italien

Jüdisches Touristen-Paar in Venedig attackiert

Die Täter schrien »Free Palestine«, bevor sie die Ehefrau mit einer Flasche attackierten und ihren Ehemann ohrfeigten

 11.09.2025

Georgien

Sicher und schön

Der Kaukasus-Staat pflegt Erbe und Zukunft der Juden. Und bietet atemberaubende Natur. Ein Besuch

von Michael Khachidze  11.09.2025

Belgien

Argerich, Maisky, Schiff empört über Gent-Festival

Bekannte jüdische und nichtjüdische Musiker haben eine Petition gestartet, um gegen die Ausladung der Münchner Philharmoniker und ihres Dirigenten Lahav Shani zu protestieren

 11.09.2025