Berlin

Schächten, Agunot und Brit Mila

Zufrieden mit den Resultaten der Zusammenkunft: Kiews Oberrabbiner Yaakov Bleich, Vizepräsident der Europäischen Rabbinerkonferenz Foto: Gregor Zielke

Zum Abschluss der Vollversammlung der Europäischen Rabbinerkonferenz (CER), die erstmals nach der Schoa mehr als 200 europäische Rabbiner in Berlin versammelte, zeigte sich deren Vizepräsident, der Kiewer Oberrabbiner Yaakov Bleich, zufrieden.

»Wichtige Länder und Gemeinden, von Wladiwostok bis zum Vereinigten Königreich, waren vertreten«, erklärte er bei der abschließenden Pressekonferenz. Es seien etliche sehr bedeutsame Themen diskutiert worden. »Wir alle sind hier als Überlebende«, erklärte Rabbiner Bleich, dennoch sei es nicht in erster Linie um das Gedenken an die Pogromnacht gegangen, sondern um das Feiern einer mehr als 3000 Jahre alten Tradition – »diese Tradition heißt Gemeinde«.

existenziell So befasste sich die Konferenz, bei der auch der sefardische und der aschkenasische Oberrabbiner Israels sowie Vertreter jüdischer Gemeinden aus den USA zu Gast waren, unter anderem damit, wie europäische Länder mit den für das Judentum existenziellen Fragen wie der Brit Mila und dem Schächten umgehen. CER-Geschäftsführer Rabbiner Moche Lewin sagte: »In den vergangenen Jahren gab es eine Menge Angriffe auf das koschere Schlachten und die rituelle Beschneidung.«

Deshalb habe CER-Präsident Pinchas Goldschmidt, Moskaus Oberrabbiner, seine Rede beim Gala-Dinner unter das Motto gestellt, ob es auch in 20 Jahren noch Juden und jüdisches Leben in Europa geben werde. Die Konferenzteilnehmer seien sehr froh, dass Thorbjørn Jagland, der Generalsekretär des Europarates, diese Frage am Montagabend nachdrücklich bejaht und das Recht auf religiöse Beschneidung unterstützt habe.

Rabbiner Bleich verwies in diesem Zusammenhang auf das schnelle Handeln der deutschen Bundesregierung zur Herstellung von Rechtssicherheit bei religiösen Beschneidungen. Nun habe aber leider der Europarat vor Kurzem in einer Resolution die Brit Mila mit der weiblichen Genitalverstümmelung gleichgesetzt.

akademisch Ähnliche Kämpfe müssten Rabbiner europaweit für das Recht auf das Schächten führen. Ob die Angriffe darauf und auf die Brit Mila Ausdruck eines »neuen Antisemitismus« sind, sei für die europäischen Rabbiner eine eher akademische Frage, erklärte Bleich. Es gehe schlicht um die Möglichkeit, das Judentum und seine Gesetze zu praktizieren.

Viele wichtige Fragen für die Alltagspraxis in den Gemeinden seien auf der Konferenz diskutiert worden, ergänzte Lewin. Beispielsweise müsse man beim Thema Agunot (Frauen, die nach der Trennung noch nicht halachisch geschieden sind) »länderübergreifend zusammenarbeiten, denn es kommt heute oft vor, dass einer der Ehepartner bei einer Trennung in ein anderes Land umzieht«. Bleich zeigte sich zufrieden darüber, dass mit den beiden anwesenden Oberrabbinern aus Israel eine Vereinbarung erzielt worden sei.

Diese werde in den nächsten Tagen veröffentlicht, kündigte er an und betonte, es sei wichtig, mit diesen wie auch mit den Vertretern amerikanischer Gemeinden »eine gemeinsame Sprache zu finden und sich gegenseitig als Quelle zu dienen«. CER-Generalsekretär Rabbiner Elimelech Vanzetta betonte: »Die Oberrabbiner Israels haben nur dort, in Israel, die Autorität der Rechtsprechung.«

Kommentar

Müssen immer erst Juden sterben?

Der Anschlag von Sydney sollte auch für Deutschland ein Weckruf sein. Wer weiter zulässt, dass auf Straßen und Plätzen zur globalen Intifada aufgerufen wird, sollte sich nicht wundern, wenn der Terror auch zu uns kommt

von Michael Thaidigsmann  14.12.2025

Meinung

Blut statt Licht

Das Abwarten, Abwiegeln, das Aber, mit dem die westlichen Gesellschaften auf den rasenden Antisemitismus reagieren, machen das nächste Massaker nur zu einer Frage der Zeit. Nun war es also wieder so weit

von Sophie Albers Ben Chamo  14.12.2025 Aktualisiert

Anschlag in Sydney

Felix Klein: »Von Terror und Hass nicht einschüchtern lassen«

Zwei Männer töten und verletzen in Sydney zahlreiche Teilnehmer einer Chanukka-Feier. Der Antisemitismusbeauftragte der Bundesregierung äußert sich zu der Tat

 14.12.2025

Terror in Sydney

Zivilist entwaffnet Angreifer und wird als »Held« gefeiert

Zwei Männer schießen auf Teilnehmer einer Chanukka-Feier in Sydney: Es gibt Tote und Verletzte. Ein Video soll nun den mutigen Einsatz eines Passanten zeigen

 14.12.2025

Australien

Merz: »Angriff auf unsere gemeinsamen Werte«

Bei einem Anschlag auf eine Chanukka-Feier in der australischen Metropole gab es viele Tote und Verletzte. Der Bundeskanzler und die Minister Wadephul und Prien äußern sich zu der Tat

 14.12.2025 Aktualisiert

Terror in Sydney

Zentralrat der Juden: »In Gedanken bei den Betroffenen«

Der Zentralrat der Juden und weitere jüdische Organisationen aus Deutschland äußern sich zu dem Anschlag auf eine Chanukka-Feier im australischen Sydney

 14.12.2025 Aktualisiert

Australien

16 Tote bei antisemitischem Massaker in Sydney

Australien ist im Schockzustand: Zwei Attentäter schossen am Sonntag auf Juden, die sich in Bondi Beach zu einer Chanukka-Feier versammelt hatten

von Michael Thaidigsmann  14.12.2025 Aktualisiert

Australien

Judenfeindlicher Terroranschlag in Sydney: Zwei Personen in Polizeigewahrsam

Die Polizei ruft nach dem Angriff in Sydney dazu auf, das Gebiet des Angriffs weiter zu meiden. Der Einsatz dauere an

 14.12.2025

Terror

Medienberichte: Terroranschlag in Australien bei Chanukka-Feier

Die Polizei warnt vor einem »sich entwickelnden Vorfall« am Bondi Beach. Ersten Berichten zufolge soll das Ziel ein Chanukka-Fest gewesen sein. Australische Medien berichten von mehreren Opfern

von Denise Sternberg  14.12.2025 Aktualisiert