Russland

Rausschmiss in Sotschi

Rabbiner Ari Edelkopf und seine Familie Foto: chabad

Ari Edelkopf übt seit bald 16 Jahren das Amt des Chabad-Rabbiners in der jüdischen Gemeinde in Sotschi aus. Ginge es nach dem Willen des Inlandsgeheimdienstes FSB, hätte der gebürtige Israeli mit US-amerikanischer Staatsbürgerschaft und russischen Wurzeln bereits im Januar Russland verlassen müssen. Edelkopf stelle eine Gefahr für die innere Sicherheit dar, so der FSB. Auf dieser Grundlage entzog ihm die Migrationsbehörde Mitte Dezember seine Aufenthaltsgenehmigung, setzte ihn aber erst nach Neujahr davon in Kenntnis.

Eine gerichtliche Anfechtung führte bislang nur zur Verschiebung der Abschiebefrist. Am Freitag vergangener Woche verfügte zudem ein Gericht über die Ausweisung der Ehefrau des Rabbiners und seiner Kinder, wobei ein Vertreter des Innenministeriums diese Maßnahme als »Familienzusammenführung« bezeichnete.

Mutmassungen Über den Hintergrund der Ausweisung können nur Mutmaßungen angestellt werden. Keine der involvierten staatlichen Stellen will dazu Auskunft geben. Der Anwalt der Familie, Michail Scholnik, hält die Entscheidung deshalb für rechtswidrig.

Tatsächlich handelt es sich um ein in Russland gängiges Verfahren. Wenn, wie in diesem Fall, eine Anweisung des FSB vorliegt, steht die Erläuterung der Ursachen gar nicht erst zur Debatte. Juristisch kann zwar gegen die Ausweisung vorgegangen werden, aber in der Praxis führt dies fast nie zum Erfolg. Edelkopf will alle Instanzen durchlaufen und notfalls bis vor den Europäischen Gerichtshof ziehen.

Einen möglichen Anhaltspunkt für das drastische Vorgehen gegen den Rabbiner bietet ein Interessenskonflikt innerhalb des Verwaltungsapparats von Sotschi. 2008 pachtete die jüdische Gemeinde über die zuständige Kreisbehörde ein Grundstück zum Bau einer neuen Synagoge und verfügt über einen bis 2018 gültigen Vertrag. Die Stadtverwaltung strebte per Schiedsgericht die Vertragsauflösung an, scheiterte damit jedoch Mitte Januar in zweiter Instanz.

Immer wieder kam es in der Vergangenheit zu Ausweisungen von Rabbinern. In Omsk gelang es 2014, einen Versuch der Behörden zu unterbinden, allerdings war der FSB damals nicht beteiligt. Die jüdische Gemeinde Sotschi hat sich indes an den russischen Präsidenten Wladimir Putin mit der Bitte gewandt, den Abschiebebescheid aufzuheben.

Stockholm

Wirtschaftsnobelpreis geht auch an jüdischen Ökonom

Joel Mokyr, Philippe Aghion und Peter Howitt werden für ihre Forschung zu nachhaltigem Wachstum geehrt

 13.10.2025

Kommentar

Kein Wunder in Bern

Bei gewaltbereiten Demonstrationen in der Schweizer Bundeshauptstadt hat sich ein Teil der Palästina-Solidarität einmal mehr selbst entlarvt: Es ging nie darum, das Leid im Gazastreifen zu beenden oder einen angeblichen Genozid zu stoppen

 12.10.2025

Malibu

Kiss-Sänger Gene Simmons bei Unfall verletzt

Der 76-Jährige soll hinter dem Steuer das Bewusstsein verloren haben

 10.10.2025

Meinung

Außen hui, innen pfui: Trumps Umgang mit den Juden

Während sich der US-Präsident um die Juden in Israel verdient macht, leidet die jüdische Gemeinschaft im eigenen Land unter seiner autoritären Innenpolitik. Das sollte bei aller Euphorie über den Gaza-Deal nicht vergessen werden

von Joshua Schultheis  09.10.2025

Literatur

Nobelpreis für Literatur geht an László Krasznahorkai

Die Literaturwelt blickt erneut gebannt nach Stockholm. Dort entscheidet man sich diesmal für einen großen Schriftsteller aus Ungarn - und bleibt einem Muster der vergangenen Jahre treu

von Steffen Trumpf  09.10.2025

Italien

»Mein Sohn will nicht mehr Levy heißen«

Wie ist es in diesen Tagen, Jude in einer europäischen Metropole zu sein? Ein Besuch bei Künstler Gabriele Levy im jüdischen Viertel von Rom

von Nina Schmedding  06.10.2025

Großbritannien

Empörung über Israels Einladung an Rechtsextremisten

Jüdische Verbände und Kommentatoren in Großbritannien sind entsetzt, dass Diasporaminister Chikli und Knesset-Sprecher Ohana ausgerechnet nach dem Anschlag von Manchester einen rechten Agitatoren hofieren

von Michael Thaidigsmann  06.10.2025

Türkei

»Zionist«: Robbie-Williams-Konzert in Istanbul am 7. Oktober abgesagt

Die Stadt verweist auf Sicherheitsbedenken – zuvor gab es online massive Proteste wegen jüdischer Familienbezüge des Musikers

 05.10.2025

7. Oktober

Ein Riss in der Schale

Wie Simchat Tora 2023 das Leben von Jüdinnen und Juden verändert hat

von Nicole Dreyfus  05.10.2025