Washington

Ohne Furcht gegen Judenhass

Genung ist genug: Demonstration gegen Judenhass am Sonntag in Washington D.C. Foto: imago images/ZUMA Wire

Mehr als 2000 Menschen haben am Sonntagnachmittag (Ortszeit) vor dem Kapitol in Washington an der sogenannten No-Fear-Kundgebung gegen Judenhass teilgenommen. Wie die Jewish Telegraphic Agency (JTA) berichtete, prangerten die Demonstranten Antisemitismus als »unamerikanisch« an und hoben hervor, dass jüdische Identität und die Unterstützung Israels untrennbar miteinander verbunden sind.

Mancher Redner hatte in letzter Zeit selbst antisemitische Angriffe erlebt, wie der Chabad-Rabbiner Shlomo Noginsky, der am 1. Juli in Boston attackiert worden war und Stichverletzungen erlitten hatte.

»Ich wurde in der Sowjetunion geboren und habe schon als kleines Kind schrecklichen Antisemitismus erlebt«, sagte er. »Aber niemals in meinen dunkelsten Träumen hätte ich mir vorstellen können, dass ich hier in den Vereinigten Staaten genauso fühlen würde.«

Die Menge vor dem Kapitol rief Noginsky am Sonntag »Held!« entgegen, als er sprach. Er hatte am 1. Juli den Angreifer vor einem Gebäude in Schach gehalten, in der sich etwa 100 Kinder zu einem Sommercamp aufhielten.

Ein weiterer Redner, der als Held gefeiert wurde, war Rabbi Jeffrey Myers. Er beschrieb, dass er das Viduj, das jüdische Gebet vor dem Tod, gesagt habe, als im Oktober 2018 ein bewaffneter Mann in der Tree-of-Life-Synagoge in Pittsburgh elf Beter erschoss. Myers war der erste, der die Polizei rief.

Bei der Kundgebung trat auch die israelische Schauspielerin Noa Tishby auf, die im Frühjahr mit ihrem Buch Israel: A Simple Guide to the Most Misunderstood Country on Earth für einiges Aufsehen gesorgt hatte. Sie hob hervor, dass Antizionismus antisemitisch sei: »Der Antisemitismus von heute schreibt all die bösen Tropen, Lügen und Verleumdungen, die seit Jahrhunderten verwendet werden, um die schlimmsten Schrecken gegen das jüdische Volk zu rechtfertigen, dem jüdischen Staat zu«, so Tishby.

Spaltung Elisha Wiesel, der Sohn des verstorbenen Holocaust-Überlebenden und Friedensnobelpreisträgers Elie Wiesel, hatte sich, wie JTA berichtete, den Planungen der Kundgebung angeschlossen, um Mainstream- und auch liberale Gruppen einzubeziehen. Organisationen wie die Anti-Defamation League, das American Jewish Committee und B’nai B’rith International sowie die Orthodox Union und die Reform- und die konservative Bewegung unterzeichneten als Sponsoren, doch nur wenige ihrer Vertreter sprachen am Sonntag bei der Kundgebung.

Wiesel sagte der JTA, er fürchte eine Spaltung der jüdischen Gemeinschaft. Aber die Einheit, die er schließlich bei der Kundgebung sah, habe ihn beruhigt. »Wir können uns leidenschaftlich streiten, ohne gespalten zu sein. Wir können sogar in Bezug auf Israel anderer Meinung sein«, sagte er und betonte: »Wir dürfen Forderungen nach einem Ende des jüdischen Staates Israel nicht tolerieren. Wir dürfen aber auch keine Verunglimpfung oder Hass gegenüber dem Streben nach Würde und Selbstbestimmung unserer palästinensischen Cousins ​​dulden. Wenn wir hassen, werden wir nicht gewinnen.«

Kurz nach seiner Ansprache musste Wiesel dann aber doch eingreifen, um einer anderen Rednerin zu helfen: Erika Moritsugu, stellvertretende Assistentin von US-Präsident Joe Biden. Sie vertrat das Weiße Haus und wurde von Teilnehmern der Kundgebung ausgebuht. Eine Gruppe von Anhängern des ehemaligen Präsidenten Donald Trump schrie während Moritsugus Rede, und ein Mann rief: »Gestohlene Wahl!« Ein anderer schrie: »Du zahlst Geld an Terroristen!« Wie JTA berichtete, wirkte die Rednerin beunruhigt. Andere Teilnehmer in der Menge brachten die schreienden Männer zum Schweigen.

Nachdem Moritsugu ihre Rede beendet hatte, trat Wiesel vor die Teilnehmer und sagte unter Applaus: »Ich möchte, dass alle Präsident Biden dafür danken, wie das Weiße Haus während des Gaza-Krieges an der Seite Israels stand.« ja

Argentinien

Raubkunst in der Immobilienanzeige

Die Tochter eines Naziverbrechers wollte ihre Villa verkaufen und führte Ermittler auf die Spur einer gestohlenen Kunstsammlung

von Andreas Knobloch  13.09.2025

München/Gent

Charlotte Knobloch spricht von »historischem Echo«

Nach der Ausladung des israelischen Dirigenten Lahav Shani von einem Musikfestival meldet sich Charlotte Knobloch mit deutlichen Worten

 11.09.2025

Italien

Jüdisches Touristen-Paar in Venedig attackiert

Die Täter schrien »Free Palestine«, bevor sie die Ehefrau mit einer Flasche attackierten und ihren Ehemann ohrfeigten

 11.09.2025

Georgien

Sicher und schön

Der Kaukasus-Staat pflegt Erbe und Zukunft der Juden. Und bietet atemberaubende Natur. Ein Besuch

von Michael Khachidze  11.09.2025

Belgien

Argerich, Maisky, Schiff empört über Gent-Festival

Bekannte jüdische und nichtjüdische Musiker haben eine Petition gestartet, um gegen die Ausladung der Münchner Philharmoniker und ihres Dirigenten Lahav Shani zu protestieren

 11.09.2025

Imanuels Interpreten (13)

Herb Alpert: Der Universalkünstler

Vom Trompeter zum Philantropen: Der Sohn jüdischer Einwanderer aus Kalifornien erreichte in den 90 Jahren seines bisherigen Lebens viel

von Imanuel Marcus  10.09.2025

Bundesamt für Statistik

Dieser hebräische Vorname ist am beliebtesten bei Schweizer Eltern

Auch in der Schweiz wählen Eltern weiterhin häufig biblische Namen für ihr Neugeborenes

von Nicole Dreyfus  10.09.2025 Aktualisiert

Südafrika

Unvergessliche Stimme

Die Schoa-Überlebende Ruth Weiss hat sich als Journalistin, Schriftstellerin und Kämpferin für Menschenrechte einen Namen gemacht. Sie wurde 101 Jahre alt. Ein Nachruf

von Katrin Richter  10.09.2025

Belgien

Aus der Straße des Antisemiten wird die Straße der Gerechten

In Brüssel gibt es jetzt eine Rue Andrée Geulen. Sie ist nach einer Frau benannt, die im 2. Weltkrieg mehr als 300 jüdische Kinder vor den deutschen Besatzern rettete. Doch bei der Einweihung herrschte nicht nur eitel Sonnenschein

von Michael Thaidigsmann  08.09.2025