Jeffrey Epstein

New Yorker Verschwörungen

Tot in seiner Zelle gefunden: Jeffrey Epstein Foto: imago images / ZUMA Press

Die sozialen Medien unserer Zeit sind reich an Verschwörungstheorien über die Mächtigen dieser Welt. Doch der Tod von Jeffrey Epstein in seiner Gefängniszelle regt die Fantasie der Menschen an wie vielleicht kein anderes Ereignis zuvor.

Gespeist werden die Spekulationen durch zwei simple Tatsachen. Epstein, mehrfach des Missbrauchs sowie der Anstiftung zur Prostitution Minderjähriger beschuldigt, unterhielt enge Verbindungen zu einigen der mächtigsten Männer der USA, darunter die Präsidenten Bill Clinton und Donald Trump. Der anstehende Prozess gegen Epstein drohte unangenehme Dinge über viele dieser Menschen ans Licht zu bringen.

Fakten Aber zunächst die Fakten. Jeffrey Epstein wurde am frühen Samstagmorgen in seiner Zelle des Untersuchungsgefängnisses im südlichen Manhattan aufgefunden, wo er auf seinen Prozess wartete. Berichten zufolge hatte er sich erhängt.

Sein Tod wirft viele Fragen auf. Erst gut zwei Wochen zuvor, am 23. Juli, hatte Epstein schon einmal versucht, sich in seiner Gefängniszelle umzubringen. Danach wurde er, den Strafvollzugsbestimmungen folgend, unter enge Beobachtung gestellt. Epstein wurde in eine voll verglaste Zelle verlegt, in der es weder Armaturen noch Bettwäsche gab, ein Beamter schaute rund um die Uhr nach ihm.

Warum Epstein so rasch aus dieser Beobachtung entlassen wurde, bleibt ein Rätsel.

Warum Epstein so rasch aus dieser Beobachtung entlassen wurde, bleibt ein Rätsel. Die Bestimmungen in Bundesgefängnissen verlangen einen ausführlichen Bericht darüber, was sich an den Umständen des Insassen geändert hat, sowie ein psychologisches Gutachten, bevor selbstmordgefährdete Häftlinge in den normalen Strafvollzug überführt werden. Es ist unklar, ob diesen Bestimmungen genügt wurde.

Untersuchung Das zuständige Justizministerium empörte sich lautstark über die Fahrlässigkeit und kündigte eine Untersuchung an. Doch die Einmischung von Justizminister William Barr warf nur noch weitere Fragen auf.

Als im Juli die Bundesuntersuchung gegen Jeffrey Epstein wegen Kinderprostitution eingeleitet wurde, ließ sich Barr von jeglicher Beteiligung an dem Verfahren entschuldigen. Als Grund nannte er, dass er für die Rechtsanwaltskanzlei gearbeitet hatte, die Epstein bei einer vorangegangenen Untersuchung in den Jahren 2005 bis 2008 vertreten hatte. Später trat Barr von seinem Rücktritt zurück.

Die Firma Kirkland & Ellis hatte seinerzeit mit der Staatsanwaltschaft von Florida ein erstaunlich mildes Urteil ausgehandelt. Schon damals war Epstein der Kinderpros­titution angeklagt worden, einer Straftat, die gewöhnlich mit einer lebenslangen Haftstrafe geahndet wird. Epstein bekam 13 Monate. Dabei wurde ihm ein offener Vollzug bewilligt: Er konnte bis zu zwölf Stunden pro Tag in sein Büro gehen.

Die Konstellation löste eine Welle von Spekulationen über die Verbindungen zwischen Trump und Epstein aus.

staatsanwalt Mehr noch, der Direktor von Kirkland & Ellis, Jay Lefkowitz, ein enger Bekannter von Barr, handelte mit der Staatsanwaltschaft aus, dass es keine Bundesuntersuchung geben werde, und dass die Opfer nicht über diesen Handel informiert werden. Sein Gegenüber, der Staatsanwalt von Florida, Alexander Acosta, wurde später Arbeitsminister unter Trump.

Die Konstellation löste eine Welle von Spekulationen über die Verbindungen zwischen Trump und Epstein aus. Bekannt ist jedoch lediglich, dass Trump und Epstein über viele Jahre enge soziale Verbindungen pflegten. Trump reiste in Epsteins Privatjet und nahm an dessen Partys teil.

Epsteins Tod wird die Untersuchung des Kinderprostitutionsrings nicht verhindern. Die Anwälte der Opfer haben angekündigt, gegen den Nachlass von Epstein zu klagen. Zudem erwartet man aufgrund der angesammelten Beweise Klagen gegen weitere Beteiligte. Die Affäre, die alle Zutaten eines gesellschaftlichen Großskandals hat, hat mit Epsteins Tod gerade erst begonnen.

USA

Angriff auf Cousin einer ermordeten Geisel

Ariel Yaakov Marciano wurde in Santa Monica angegriffen und geschlagen, weil er Hebräisch sprach

 17.09.2025

Belgien

Gent bleibt hart: Lahav Shani bei Festival weiter unerwünscht

Nach massiver Kritik befasste sich der Verwaltungsrat des Musikfestivals am Montagabend erneut mit der Ausladung der Münchner Philharmoniker. Es blieb bei der Ausladung

von Michael Thaidigsmann  16.09.2025

Bundesamt für Statistik

Dieser hebräische Vorname ist am beliebtesten bei Schweizer Eltern

Auch in der Schweiz wählen Eltern weiterhin häufig biblische Namen für ihr Neugeborenes

von Nicole Dreyfus  16.09.2025 Aktualisiert

Kommentar

Das Geraune von der jüdischen Lobby

Der Zürcher »Tages-Anzeiger« befasst sich kritisch mit dem Schweizerischen Israelitischen Gemeindebund, der die Absage einer Veranstaltung mit Francesca Albanese an der Uni Bern gefordert hatte. Dabei war diese Intervention richtig

von Michael Thaidigsmann  15.09.2025

Argentinien

Raubkunst in der Immobilienanzeige

Die Tochter eines Naziverbrechers wollte ihre Villa verkaufen und führte Ermittler auf die Spur einer gestohlenen Kunstsammlung

von Andreas Knobloch  13.09.2025

München/Gent

Charlotte Knobloch spricht von »historischem Echo«

Nach der Ausladung des israelischen Dirigenten Lahav Shani von einem Musikfestival meldet sich Charlotte Knobloch mit deutlichen Worten

 11.09.2025

Italien

Jüdisches Touristen-Paar in Venedig attackiert

Die Täter schrien »Free Palestine«, bevor sie die Ehefrau mit einer Flasche attackierten und ihren Ehemann ohrfeigten

 11.09.2025

Georgien

Sicher und schön

Der Kaukasus-Staat pflegt Erbe und Zukunft der Juden. Und bietet atemberaubende Natur. Ein Besuch

von Michael Khachidze  11.09.2025

Belgien

Argerich, Maisky, Schiff empört über Gent-Festival

Bekannte jüdische und nichtjüdische Musiker haben eine Petition gestartet, um gegen die Ausladung der Münchner Philharmoniker und ihres Dirigenten Lahav Shani zu protestieren

 11.09.2025