Buenos Aires

Neuer Ermittler in Argentinien

Demonstration in Buenos Aires für Alberto Nisman Foto: dpa

In Argentinien soll ein durch das Los bestimmter Bundesrichter prüfen, ob Präsidentin Cristina Fernandez de Kirchner die Strafverfolgung mutmaßlicher iranischer Drahtzieher des Anschlages auf das jüdische Gemeindezentrum AMIA von 1994 vereiteln wollte. Das berichtete die Nachrichtenagentur Jewish Telegraphic Agency (JTA).

Menschenrechtsexperte
Der Richter, der diesen Vorwürfen nun nachgehen soll, ist Daniel Rafecas. Der Katholik und Menschenrechtsexperte ist Autor eines Buches über die Schoa und wurde am Mittwoch für seine neue Aufgabe durch das Los bestimmt. Zuvor hatten drei andere Richter es abgelehnt, sich mit dem brisanten Fall zu befassen.

Der frühere Staatsanwalt Alberto Nisman, der am 18. Januar erschossen in seiner Wohnung in Buenos Aires aufgefunden worden war, hatte kurz vor seinem Tod schwere Vorwürfe gegen Kirchner und Außenminister Héctor Timerman erhoben. Sie hätten den Anschlag auf das jüdische Zentrum nicht vollständig aufklären lassen wollen, um die Wirtschaftsbeziehungen ihres Landes zum Iran zu verbessern.

Befangenheit Ein anderer Bundesrichter, Ariel Lijo, hatte sich dem Bericht zufolge geweigert, den Fall zu übernehmen. Lijo untersucht laut JTA einen anderen Aspekt des AMIA-Falles – eine Klage gegen den früheren argentinischen Präsidenten Carlos Menem, der die Beteiligung Syriens an dem AMIA-Anschlag verschleiert haben soll. Auch zwei weitere Richter erklärten sich laut Medienberichten für befangen.

Wie JTA weiter meldete, sagte die Frau des unter mysteriösen Umständen ums Leben gekommenen Staatsanwaltes Alberto Nisman aus, am 17. Januar sei ihr ein Magazin ins Haus geliefert worden. Darauf sei ein Foto Nismans mit einem Fleck auf dem Kopf zu sehen gewesen, der wie eine Kopfschusswunde aussah. Einen Tag später wurde Nisman mit einem Kopfschuss tot in seiner Wohnung gefunden – wenige Stunden vor einer brisanten Anhörung im Parlament. Bislang sind die Todesumstände ungeklärt.

Eingeständnis Die argentinische Regierung musste unterdessen zugeben, dass Alberto Nisman 2014 tatsächlich erwogen hat, Kirchner und Timerman zu verhaften. Anfang der Woche hatte die Regierung bestritten, dass ein entsprechender Entwurf in Nismans Wohnung gefunden wurde. Nun musste die ermittelnde Staatsanwältin Viviana Fein eingestehen, dass das von der Zeitung »Clarin« veröffentlichte Beweisstück tatsächlich existiert. Etwa 2000 Menschen protestierten unterdessen in Buenos Aires gegen den Umgang der Regierung mit der Affäre.

Kirchner hält den Tod des Ermittlers für einen Teil eines Komplotts und wertet seine Vorwürfe gegen die Präsidentin als Rachefeldzug von Teilen des Geheimdienstes »Secretaría de Inteligencia«.

Antisemitismus

Litauen: Chef von Regierungspartei wegen Antisemitismus verurteilt

In Litauen ist der Chef einer Regierungspartei mehrfach durch antisemitische Aussagen aufgefallen. Dafür musste er sich vor Gericht verantworten. Nun haben die Richter ihr Urteil gefällt

 04.12.2025

Ukraine

Alles eine Frage der Herkunft

Wie ein Korruptionsskandal den antisemitischen Narrativen in Russland Vorschub leistet

von Alex Friedman  04.12.2025

Berlin

Prozess um Attentat am Holocaust-Mahnmal fortgesetzt

Das überlebende Opfer, der 31-jährige spanische Tourist Iker M., wollte am Mittwoch persönlich vor dem Kammergericht aussagen

 03.12.2025

Sydney

Jüdische Organisationen prangern »Geißel« Antisemitismus an

Im Fokus steht dieses Mal Australien. Es ist Gastgeber einer Konferenz der internationalen jüdischen Initiative »J7«. Sie stellt Zahlen zu Judenhass auf dem Kontinent vor - und spricht von historischen Höchstständen

von Leticia Witte  02.12.2025

New York

Das sind die Rabbiner in Mamdanis Team

Im Gegensatz zu seinem Vorgänger hat Mamdani keinen Ortodoxen in seine Übergangsausschüsse berufen – eine Lücke, die bereits im Wahlkampf sichtbar wurde

 02.12.2025

Dänemark

Männer sollen 760.000 Euro für die Hamas gesammelt haben

Am Dienstagmorgen nahm die Polizei einen 28-Jährigen fest. Sein mutmaßlicher Komplize sitzt bereits in U-Haft

 02.12.2025

Italien

Francesca Albanese und ihre »Mahnung« an die Presse

In Turin wurden die Redaktionsräume von »La Stampa« von Demonstranten verwüstet. Die Reaktion der UN-Sonderbeauftragten für die Palästinensergebiete verstörte viele

von Michael Thaidigsmann  02.12.2025

Jüdisches Leben im Libanon

Noch immer hat Beirut eine Synagoge, aber die Gläubigen nehmen ab

Einst war Libanon ihr Zufluchtsort, dann kam der Bürgerkrieg, und viele gingen. Doch nach wie vor gehören Juden zu den 18 anerkannten Religionsgruppen im Libanon - auch wenn nur noch wenige im Land leben

von Andrea Krogmann  02.12.2025

Bereit fürs ICZ-Präsidium: Noëmi van Gelder, Arthur Braunschweig und Edi Rosenstein (v.l.n.r.)

Interview

»Meinungsvielfalt gilt es auszuhalten« 

Am 8. Dezember wählt die Gemeindeversammlung der Israelitischen Cultusgemeinde Zürich ein neues Präsidium. Ein Gespräch mit den Kandidaten über Herausforderungen an die Gemeinde, Grabenkämpfe und Visionen

von Nicole Dreyfus  01.12.2025