Spanien

Neu an der Spitze

Isaac Benzaquén Pinto (69) Foto: pr

Spanien

Neu an der Spitze

Der Unternehmer Isaac Benzaquén Pinto wird Chef des Gemeindeverbands

von Andreas Knobloch  28.05.2020 08:12 Uhr

Eine seiner wichtigsten Aufgaben wird der Kampf gegen den wachsenden Anti­semitismus sein. Das erklärte Isaac Benzaquén Pinto Mitte des Monats kurz nach seiner Wahl zum neuen Präsidenten der Föderation der jüdischen Gemeinden Spaniens (FCJE).

Es komme in Spanien zwar nicht zu antisemitischen Vorfällen wie in anderen Ländern, »aber im kollektiven Unterbewusstsein gebe es eine gewisse Ablehnung oder ein gewisses Misstrauen gegenüber Juden«, sagte er der spanischen Nachrichtenagentur Servimedia. »Wir sind der Ansicht, dass Information, Kommunikation und vor allem die Bildung von Kindern und Jugendlichen das wirksamste Instrument zur Ausrottung dieser schrecklichen Geißel sind. Wir werden weiter daran arbeiten, um Antisemitismus, Rassismus und jede Form von Intoleranz zu bekämpfen.«

VORGÄNGER Die FCJE, der Dachverband der spanischen Juden, hatte Benzaquén Pinto kurz zuvor zum neuen Präsidenten gewählt. Er löst Isaac Querub Caro ab, der das Amt neun Jahre innehatte. Wegen der Corona-Pandemie, von der Spanien besonders hart betroffen ist, musste die Abstimmung online durchgeführt werden.

Isaac Benzaquén Pinto ist 69 Jahre alt, verheiratet und hat vier Kinder. Er stammt aus der nordafrikanischen Exklave Melilla, wo er sein Abitur ablegte, bevor er an der Universität von Málaga Wirtschaftswissenschaften studierte. Später machte er Karriere im Bankensektor und in der Immobilienbranche.

Acht Jahre lang war er Präsident der jüdischen Gemeinde von Málaga und Mitglied der Exekutivkommission der FCJE als deren Sprecher, Schatzmeister und Leiter für religiöse Angelegenheiten.

Pinto wünscht sich weiterhin eine »beständige, herzliche und pluralische Beziehung« mit der Regierung, der öffentlichen Verwaltung und anderen Konfessionen.

Die FCJE vertritt gemäß einer Vereinbarung mit dem spanischen Staat aus dem Jahr 1992 die jüdischen Gemeinden offiziell vor nationalen und internationalen Institutionen. Zurzeit leben rund 40.000 Juden in Spanien.

PROGRAMM Unter seiner Präsidentschaft werde die FCJE »weiterhin die Entwicklung und das Wohlergehen der spanischen jüdischen Gemeinden sicherstellen«, sagte Benza­quén Pinto. »Auch werden wir daran arbeiten, das jüdische Erbe zu pflegen und das gegenwärtige jüdische Leben im Land weiter auszubauen. Wir werden Aktivitäten fördern, die sich an junge Menschen richten, in Bildung, Religion, dem sozialen Bereich, der Kultur und dem Sport. Besondere Aufmerksamkeit werden wir den Bedürfnissen unserer Ältesten schenken.«

Darüber hinaus beabsichtige er, interreligiöse Treffen zu fördern, »um die Beziehungen zu anderen Konfessionen in unserem Land weiter zu stärken«.

Die größte Herausforderung bestehe darin, so Pinto, »den Zusammenhalt und die Kommunikation zwischen den Gemeinden aufrechtzuerhalten sowie die Bedeutung der Rolle junger Menschen im Gemeinschaftsleben zu fördern«.

KONFESSIONEN Er wünsche sich weiterhin eine »beständige, herzliche und pluralische Beziehung« mit der Regierung, der öffentlichen Verwaltung und anderen Konfessionen. »Wir haben gemeinsame Bedürfnisse und Interessen, die leichter zu erreichen sind, wenn wir koordiniert zusammenarbeiten.«

Derzeit ist die FCJE wie der Rest der Gesellschaft vor allem darum besorgt, gut durch die Corona-Krise zu kommen. »In unseren Gemeinden sind neun Menschen gestorben, und wir vertrauen darauf, dass es keine weiteren Opfer geben wird«, sagte Benzaquén Pinto.

»Im Moment müssen wir raus aus dieser enormen Situation, die wir miterleben mussten. Dann gilt es, angesichts der wirtschaftlichen Situation, die die Pandemie hinterlassen wird, den am stärksten betroffenen Gemeinden zu helfen und zu versuchen, das Leben und die Aktivitäten wieder in Schwung zu bringen, sodass hoffentlich bald wieder Normalität herrscht.«

Holzstörche zur Geburt in Niederösterreich. Noch immer werden neben den klassischen Namen viele biblische Namen den Kindern gegeben.

Statistik

Diese hebräischen Vornamen in Österreich sind am beliebtesten

Österreichische Eltern wählen gern Klassiker. Unter den Top Ten sind auch viele Namen biblischen Ursprungs

von Nicole Dreyfus  19.11.2025

New York

Rekordpreis für »Bildnis Elisabeth Lederer« bei Auktion

Bei den New Yorker Herbstauktion ist wieder ein Rekord gepurzelt: Ein Klimt-Gemälde wird zum zweitteuersten je versteigerten Kunstwerk – und auch ein goldenes Klo wird für einen hohen Preis verkauft

von Christina Horsten  19.11.2025

TV-Tipp

Ein Skandal ist ein Skandal

Arte widmet den 56 Jahre alten Schock-Roman von Philip Roth eine neue Doku

von Friederike Ostermeyer  18.11.2025

Philosophie

Hannah Arendt und die Freiheit des Denkens

Die politischen Katastrophen des 20. Jahrhunderts waren ihr Lebensthema. Sie sah ihre Aufgabe als politische Denkerin darin, die Welt und die Menschen zu verstehen. Die politische Theoretikerin starb vor 50 Jahren

von Jürgen Prause  18.11.2025

Mexiko

Antisemitisches Graffiti gegen Claudia Sheinbaum sorgt für Empörung

Die Worte »puta judía« wurden auf Gebäude des Obersten Gerichtshofs geschmiert. Die jüdische Gemeinschaft des lateinamerikanischen Landes verurteilt den sich immer wieder äußernden Judenhass

 17.11.2025

USA

6500 Rabbiner auf einem Foto

»Kinus Hashluchim«: Das jährliche Treffen der weltweiten Gesandten von Chabad Lubawitsch endete am Sonntag in New York

 17.11.2025

"Stiller & Meara"

Abschied von den Eltern

Leinwandstar Ben Stiller hat eine erstaunlich persönliche Doku über seine berühmte Familie gedreht

von Patrick Heidmann  16.11.2025

Jerusalem

Nach Streit: Zionistischer Weltkongress einigt sich

Zwei Wochen lang zogen sich die Verhandlungen in dem globalen jüdischen Gremium hin. Nun gibt es ein Abkommen, das der Mitte-links-Block als Sieg für sich wertet

von Joshua Schultheis  16.11.2025

Kiew

Bargeldberge, Geschäfte und Liebschaften auf Russisch 

Eingeschweißtes Bargeld aus US-Notenbanken, Liebe unter Ministern, heimlicher Hauskauf im Ausland und alles in der falschen Sprache. Die Korruption in der Ukraine bietet Stoff für einen Thriller

von Andreas Stein  14.11.2025