Frankreich

Nach dem Attentat in Toulouse

In Toulouse hat am Montagmorgen kurz nach acht Uhr ein Mann vor der jüdischen Ozar-Hatorah-Schule auf Kinder und Eltern geschossen. Wie französische Medien berichteten, wurden dabei Rabbiner Yonatan Sandler (30) und seine Söhne Aryeh (3) und Gavriel (6) sowie Myriam Montenago (8), die Tochter des Schulleiters, getötet. Mehrere Menschen wurden verwundet, ein 17-jähriger Schüler liegt schwerverletzt im Krankenhaus. Der Todesschütze, der auf einem schwarzen Motorroller unterwegs war, konnte entkommen. Die Polizei sucht nach ihm, unter anderem mit Helikoptern. Die Sicherheitsvorkehrungen vor jüdischen Schulen in Frankreich wurden verstärkt.

Bereits vergangene Woche hatte ein Mann auf einem schwarzen Motorroller bei zwei Anschlägen in Toulouse und im 50 Kilometer entfernten Montabaun drei Fallschirmjäger nordafrikanischer Abstammung erschossen. Die Ermittler sehen einen Zusammenhang zwischen den Taten und dem Anschlag vor der jüdischen Schule. Laut Berichten in französischen Medien sind die Schüsse von einer Waffe gleichen Typs abgefeuert worden. Die für Terrorismus zuständige Staatsanwaltschaft in Paris nahm in den drei Fällen Ermittlungen auf.

Entsetzen Frankreichs Staatspräsident Nicolas Sarkozy traf am Mittag gemeinsam mit dem Präsidenten der französisch-jüdischen Dachorganisation CRIF, Richard Prasquier, Oberrabbiner Gilles Bernheim und Bildungsminister Luc Chatelin am Tatort ein. Sarkozy sprach von einer »nationalen Tragödie« und rief zu Solidarität mit den Opfern sowie zum Vertrauen in die staatlichen Institutionen auf. Für Dienstag ordnete der Präsident eine Schweigeminute an den Schulen in ganz Frankreich an.

Oberrabbiner Bernheim sagte der Pariser Tageszeitung Le Monde: »Ich bin entsetzt und in meinem Körper und meiner Seele verletzt.« Marc Sztulman, CRIF-Generalsekretär für die Region Midi-Pyrénées, äußerte sich gegenüber Journalisten: »Das war keine Schießerei, sondern ein Massaker.« In einer Presseerklärung schrieb Jonathan Hayoun, der Präsident der Union jüdischer Studenten in Frankreich (UEJF): »Die Freiheit, sich antisemitisch und rassistisch zu äußern, schafft heute ein Klima der Unsicherheit für die Juden in Frankreich.«

Auch der sozialistische Präsidentschaftskandidat Francois Hollande unterbrach seinen Wahlkampf, um der Opfer von Toulouse zu gedenken. In der südwestfranzösischen Stadt leben rund 25.000 Juden.

Der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Dieter Graumann, zeigte sich von dem Attentat zutiefst schockiert: »Unsere Trauer über die getöteten Kinder und ihren Lehrer ist kaum in Worte zu fassen. Unsere Gedanken, unsere Gefühle und unsere Gebete sind bei den Eltern und Verwandten sowie bei den Verletzten, auf deren schnelle und vollständige Genesung wir von Herzen hoffen.« Er vertraue nun auf die französische Ermittlungsarbeit und auf eine vollständige Aufklärung, die zur Bestrafung der Täter führen wird. »In Frankreich und in Europa müssen wir nun noch mehr und auch entschlossen deutlich machen, dass Menschenhass keinen Platz in unserer Mitte haben darf«, sagte Graumann.

Die Konferenz Europäischer Rabbiner (CER) äußerte sich schockiert über den Anschlag. »Wir rufen die französischen Behörden auf, alles zu unternehmen, um den Täter zu finden und zur Rechenschaft zu ziehen«, sagte CER-Präsident Rabbiner Pinchas Goldschmidt. »Es müssen dringend angemessene Sicherheitsmaßnahmen an allen jüdischen Einrichtungen in Europa eingeführt werden.«

Der Präsident des Jüdischen Weltkongresses, Ronald S. Lauder, reagierte mit Entsetzen auf den Anschlag. Überall auf der Welt weinten Juden heute aus Schmerz und Trauer, sagte er. »Dieser Angriff ist ein Angriff gegen uns alle.« ja

Glastonbury Festival

Kritik an antiisraelischen Parolen

Neben der Musik sorgt Hetze gegen Israel für Aufsehen – mit Folgen für die BBC, die alles live übertragen hat

 29.06.2025

Großbritannien

Warten auf »Bridgerton«

Die Sehnsucht nach der vierten Staffel des Netflix-Hits ist groß. Aber wie war eigentlich das reale jüdische Leben in der Regency?

von Nicole Dreyfus  29.06.2025

Glastonbury

Bob Vylan ruft »Death, death to the IDF« – BBC überträgt es

Beim größten Open Air Festival Großbritanniens rufen Musiker antiisraelische Parolen

 28.06.2025

Militär

Name des schwulen Bürgerrechtlers Harvey Milk von US-Kriegsschiff gestrichen

Das nach Milk benannte Versorgungsschiff heißt jetzt »USNS Oscar V. Peterson«

 28.06.2025

Meinung

Francesca Albaneses Horrorshow

Die UN-Berichterstatterin verharmlost den Hamas-Terror und setzt die Israelis mit den Nazis gleich. Mit ihren Ansichten tourt sie nun durch die Schweiz

von Nicole Dreyfus  27.06.2025

Aufarbeitung

Brasilien entschädigt Familie von jüdischem Diktaturopfer

Vladimir Herzog gehört zusammen mit dem ehemaligen Abgeordneten Rubens Paiva zu den bekanntesten Diktaturopfern

 27.06.2025

Buenos Aires

Anschlag auf Juden in Argentinien: Prozess nach mehr als 30 Jahren

Am 18. Juli 1994 waren beim Anschlag auf das jüdische Kulturzentrum AMIA 85 Menschen getötet und mehr als 300 verletzt worden

 27.06.2025

USA

Die Social-Media-Bändigerin

Die pro-israelische Influencerin Montana Tucker liefert Lehrstücke der modernen Kommunikation im Akkord. Zeit, sich die junge Frau, die mit Tanzvideos berühmt wurde, genauer anzusehen

von Sophie Albers Ben Chamo  26.06.2025

Balkan

Bosnien entschuldigt sich bei Rabbinerkonferenz

Über eine Tagung der Europäischen Rabbinerkonferenz in Sarajevo kam es zum judenfeindlichen Eklat. Mit der jetzt erfolgten Entschuldigung ist der Fall indes noch nicht bereinigt

 26.06.2025