Schweiz

Mit Sicherheit nicht allein

Denn auch die Israelitische Gemeinde Basel (IGB) leidet unter den gestiegenen Ausgaben für ihre Sicherheit. Foto: Peter Bollag

Auch in der Schweiz müssen in Zeiten wachsender Terrorgefahr immer mehr öffentliche Orte stärker bewacht werden. Jüdische Einrichtungen seien zwar ebenfalls zunehmend gefährdet, aus verschiedenen Gründen könne sich der Staat aber nicht an den erhöhten Sicherheitskosten beteiligen.

Diese Haltung der Schweizer Regierung wurde im Spätherbst öffentlich und stieß nicht nur unter Juden auf Kritik. Auch die Vertreter der Parteien fanden, der Staat könne sich hier nicht einfach aus der Verantwortung stehlen. So begrüßte das Zürcher Stadtparlament noch Ende 2016 den Vorschlag, zu prüfen, wie sich der Kanton an den Sicherheitskosten beteiligen könnte. Von einem konkreten Geldbetrag war allerdings nicht die Rede.

Konkreter wurde es vergangene Woche im Basler Kantonsparlament, dem Großen Rat. Denn auch die Israelitische Gemeinde Basel (IGB) leidet unter den gestiegenen Ausgaben für ihre Sicherheit: Man geht fürs laufende Jahr von einem Defizit von 800.000 Franken aus – für die 1000-Seelen-Gemeinde ein großes Loch.

Alltag Genau mit diesem Betrag soll sich nun die Stadt Basel an den Sicherheitskosten beteiligen. So entschied es die Mehrheit des Großen Rates. Der Vorstoß kam von der Vertreterin einer konservativen Partei. Widerstand entzündete sich in der Debatte allein an der Tatsache, dass der Staat dann einen privaten Sicherheitsdienst finanziell unterstützen würde. Denn da die Polizei in der Schweiz jüdische Institutionen im Alltag nicht bewacht, erfüllen diese Aufgabe in Basel und in den meisten anderen Gemeinden private Sicherheitsdienste.

Ein einzelner Vertreter der rechten Schweizer Volkspartei (SVP) begründete seine Ablehnung mit dem Argument, hier werde eine »Parallelgesellschaft« unterstützt. Der Einwand stieß jedoch auf heftige Kritik. Applaus erhielt dagegen ein grüner Abgeordneter, der den französischen Klassiker Molière zitierte: »Wir sind nicht nur verantwortlich für das, was wir tun, sondern auch für das, was wir nicht tun.«

In welcher Form Basel seine jüdische Gemeinde unterstützen wird, dafür muss die Regierung nun eine rechtliche Grundlage ausarbeiten. Möglicherweise werden dann vielleicht doch Polizisten die Einrichtungen der IGB bewachen (die orthodoxe Basler Israelitische Religionsgesellschaft verfügt über eigene Sicherheitsmaßnahmen). Allerdings könnte der Betrag dann etwas geringer ausfallen als die genannten 800.000 Franken. Zuerst einmal muss die Gemeindeversammlung der IGB den Haushalt bewilligen. Sie fand am Mittwochabend nach Redaktionsschluss statt.

Nicht zu unterschätzende Unterstützung, wenn auch eher moralischer als finanzieller Art, erhielt die IGB von den reformierten Kirchen der Stadt. Diese sammelten in den vergangenen Wochen rund 20.000 Franken. Am 16. Februar wurde das Geld offiziell übergeben.

Kiew

Bargeldberge, Geschäfte und Liebschaften auf Russisch 

Eingeschweißtes Bargeld aus US-Notenbanken, Liebe unter Ministern, heimlicher Hauskauf im Ausland und alles in der falschen Sprache. Die Korruption in der Ukraine bietet Stoff für einen Thriller

von Andreas Stein  14.11.2025

Award

Sarah Jessica Parker erhält Golden-Globe-Ehrenpreis

Die Schauspielerin soll für besondere Verdienste um das Fernsehen ausgezeichnet werden

 14.11.2025

Tel Aviv

Noa Kirel und Daniel Peretz heiraten mit »kleiner Feier«

Die Sängerin und der HSV-Torwart standen in Jaffa unter großen Sicherheitsvorkehrungen unter der Chuppa

von Nicole Dreyfus  13.11.2025

Ausstellung

Avantgardistin der Avantgarde

Berthe Weill förderte nicht nur die moderne Kunst der Jahrhundertwende, als Galeristin war sie selbst eine Schlüsselfigur. Eine Ausstellung in Paris ehrt die Pionierin

von Sabine Schereck  13.11.2025

Kommentar

In Zohran Mamdanis New York werden Juden geduldet, nicht akzeptiert

»Liberale Zionisten« müssen in der Regierung des neuen Bürgermeisters keinen »Lackmustest« fürchten. Was beruhigend klingen soll, zeigt, wie stark der Antisemitismus geworden ist - nicht zuletzt dank Mamdani

von Gunda Trepp  11.11.2025 Aktualisiert

Zürich

Goldmünze von 1629 versteigert

Weltweit existieren nur vier Exemplare dieser »goldenen Giganten«. Ein Millionär versteckte den Schatz jahrzehntelang in seinem Garten.

von Christiane Oelrich  11.11.2025

USA

Mehrgewichtig, zionistisch und stolz

Alexa Lemieux ist Influencerin in den sozialen Medien und zum Vorbild für viele junge jüdische Frauen geworden

von Sarah Thalia Pines  11.11.2025

Prag

Der Golem-Effekt

Seit mehr als fünf Jahrhunderten beflügelt das zum Schutz der Juden geschaffene Wesen aus Staub und Worten die Fantasie. Ein Blick zurück mit Büchern, Filmen und den »Simpsons«

von Sophie Albers Ben Chamo  11.11.2025

Raubkunst

Zukunft der Bührle-Sammlung ungewiss

Die Stiftung Sammlung E. G. Bührle hat ihren Stiftungszweck angepasst und streicht die Stadt Zürich daraus

von Nicole Dreyfus  10.11.2025