Geburtstag

Masel tov, Hedy Lamarr

Die gebürtige Österreicherin galt als »schönste Frau der Welt« Foto: picture alliance / Everett Collection

Geburtstag

Masel tov, Hedy Lamarr

Vor 109 Jahren wurde Hedy Lamarr geboren.

von Sophie Albers Ben Chamo  09.11.2023 13:44 Uhr

Ausgerechnet der 9. November ist Hedy Lamarrs Geburtstag. Als die Novemberpogrome 1938 ankündigten, was bevorstand, und die Menschlichkeit in Europa zu Asche zerfiel, war die 24-Jährige gerade in der Hollywoodproduktion »Algiers« neben Charles Boyer im Kino zu sehen. Heute wäre die Leinwandikone aus Österreich 109 Jahre alt geworden.

In ihrer neuen Heimat Amerika galt Lamarr damals als »die schönste Frau der Welt«. Hollywood lag der gebürtigen Wienerin zu Füßen. Dabei war es ein Zufall, dass sie die Schoa überlebte, denn sie war 1937 weniger vor den Nazis als vor ihrem herrschsüchtigen Ehemann in die USA geflohen.

Neuanfang in Hollywood

Lamarr wurde 1914 als Hedwig Eva Maria Kiesler in Wien geboren und hatte früh Ballett-, Klavier- und Sprachunterricht erhalten. Bereits als 16-Jährige spielte sie eine Hauptrolle in dem Film »Man braucht kein Geld« neben Heinz Rühmann und Hans Moser. 1933 geriet ihr Auftritt in der tschechoslowakisch-österreichischen Produktion »Symphonie der Liebe«, besser bekannt als »Ekstase«, zum Skandal. Sie war darin nackt zu sehen und in einer Liebesszene zeigte die Kamera nur ihr erregtes Gesicht in Großaufnahme.

Daraufhin verbot ihr Mann, der Waffenlieferant Fritz Mandl, für den sie sich christlich taufen ließ, ihr die Arbeit als Schauspielerin. Es war die erdrückende Ehe mit ihm, aus der sich Lamarr 1937 befreite, indem sie – der Legende nach mit Diamanten bepackt – zuerst nach Paris und dann nach London floh. Dort lief sie prompt dem Hollywood-Mogul Louis B. Mayer in die Arme, der sie noch auf der Überfahrt nach Amerika unter Vertrag nahm. In den USA fasste Lamarr zum Glück so schnell Fuß, dass sie auch ihre Mutter nachholen konnte. Und während des Krieges nutzte sie ihre Prominenz, um für die US-Armee Kriegsanleihen zu verkaufen.  

Leidenschaft für technische Erfindungen

Ihre Hollywoodkarriere währte rund 20 Jahre, doch war Lamarr bald so gelangweilt, dass sie nach der täglichen Arbeit mit Clark Gable, Judy Garland und Co. ihrer Leidenschaft für neue technische Erfindungen frönte. Schließlich entwarf sie zusammen mit dem Komponisten George Antheil eine Technologie, die die Fernsteuerung für U-Boot-Torpedos hätte überlisten können, um die Übermacht der Nazis im Seekrieg zu brechen – eine Technologie, die als Grundlage für WLAN und Bluetooth galt. Die wurde auch patentiert. Allerdings wollte davon damals niemand etwas wissen.

Der Höhepunkt in Lamarrs Schauspielkarriere war ihr Auftritt in Cecil B. DeMilles »Samson and Delilah«, der erfolgreichste Film 1950. Sie selbst hat einmal behauptet, die weibliche Hauptrolle in »Casablanca« abgesagt zu haben. 1958 drehte sie ihren letzten Film, einen Thriller.

1960 wurde sie mit einem Stern auf dem Walk of Fame geehrt. Da hatte sie schon begonnen, sich aus dem Rampenlicht zurückzuziehen. 1997, drei Jahre vor ihrem Tod, wurden Sie und George Antheil mit dem Pioneer Award der Electronic Frontier Foundation geehrt. 2014 wurde sie posthum in die National Inventors Hall of Fame aufgenommen.

Und Apple TV arbeitet gerade an einer Serie über das unglaubliche Leben der Hedy Lamarr, in der sie von niemand anderem gespielt wird als Gal Gadot.

Noch ein Grund zu feiern.

Meinung

BBC: Diese Plattform für anti-israelische Vorurteile und Extremismus ist nicht mehr zu retten

Der öffentlich-rechtliche Sender Großbritanniens hat sich anti-israelischen Vorurteilen und Extremismus geöffnet. Er braucht dringend Erneuerung

von Ben Elcan  13.11.2025

Tel Aviv

Noa Kirel und Daniel Peretz heiraten mit »kleiner Feier«

Die Sängerin und der HSV-Torwart standen in Jaffa unter großen Sicherheitsvorkehrungen unter der Chuppa

von Nicole Dreyfus  12.11.2025

Kommentar

In Zohran Mamdanis New York werden Juden geduldet, nicht akzeptiert

»Liberale Zionisten« müssen in der Regierung des neuen Bürgermeisters keinen »Lackmustest« fürchten. Was beruhigend klingen soll, zeigt, wie stark der Antisemitismus geworden ist - nicht zuletzt dank Mamdani

von Gunda Trepp  11.11.2025 Aktualisiert

Zürich

Goldmünze von 1629 versteigert

Weltweit existieren nur vier Exemplare dieser »goldenen Giganten«. Ein Millionär versteckte den Schatz jahrzehntelang in seinem Garten.

von Christiane Oelrich  11.11.2025

USA

Mehrgewichtig, zionistisch und stolz

Alexa Lemieux ist Influencerin in den sozialen Medien und zum Vorbild für viele junge jüdische Frauen geworden

von Sarah Thalia Pines  11.11.2025

Prag

Der Golem-Effekt

Seit mehr als fünf Jahrhunderten beflügelt das zum Schutz der Juden geschaffene Wesen aus Staub und Worten die Fantasie. Ein Blick zurück mit Büchern, Filmen und den »Simpsons«

von Sophie Albers Ben Chamo  11.11.2025

Raubkunst

Zukunft der Bührle-Sammlung ungewiss

Die Stiftung Sammlung E. G. Bührle hat ihren Stiftungszweck angepasst und streicht die Stadt Zürich daraus

von Nicole Dreyfus  10.11.2025

Wien

Österreichs Regierung mit neuer Strategie gegen Antisemitismus

KI-gestützte Systeme zum Aufspüren von Hate Speech, eine Erklärung für Integrationskurse, vielleicht auch Errichtung eines Holocaust-Museums: Mit 49 Maßnahmen bis zum Jahr 2030 will Wien gegen Antisemitismus vorgehen

 10.11.2025

Jerusalem

Zerstrittene Zionisten

Der Zionistische Weltkongress tagt zum 39. Mal seit seiner Gründung im Jahr 1897 durch Theodor Herzl. Doch das Treffen droht zum Fiasko für die Organisation zu werden. Die Hintergründe

von Joshua Schultheis  10.11.2025