Großbritannien

Mangelndes Interesse

Foto: Getty Images/iStockphoto

Eine große Mehrheit der Briten weiß einer Studie zufolge über den Holocaust Bescheid - hat aber zugleich Wissenslücken zu zentralen Aspekten der systematischen Vernichtung der europäischen Juden. Mehr als die Hälfte der Befragten war zudem der Meinung, dass sich heute weniger Menschen für den Holocaust interessierten als früher.

Fast ebenso viele denken, dass sich so etwas wie die Schoa wiederholen könnte. Das sind Ergebnisse der am Mittwoch veröffentlichten Studie der Jewish Claims Conference über Wissen und Wahrnehmung des Holocaust in Großbritannien.

holocaust Laut der Studie haben 89 Prozent »definitiv vom Holocaust gehört«, und etwa drei Viertel wussten, dass es sich dabei um den Massenmord an den europäischen Juden handelt. Allerdings war 52 Prozent der Befragten nicht bekannt, dass rund sechs Millionen Juden ermordet wurden: 22 Prozent gingen von zwei Millionen oder weniger aus.

Zudem konnte fast ein Drittel der Befragten (32 Prozent) keines der Konzentrationslager oder Ghettos nennen, und wenn, dann meist Auschwitz mit 63 Prozent. Bergen-Belsen etwa kannten lediglich 14 Prozent, zehn Prozent Dachau, sechs Prozent Treblinka und vier Prozent Sobibor.

Insgesamt 57 Prozent der Befragten waren laut Studie der Meinung, dass sich heute weniger Menschen für den Holocaust interessierten als früher.

Insgesamt 57 Prozent der Befragten waren laut Studie der Meinung, dass sich heute weniger Menschen für den Holocaust interessierten als früher. Fast ebenso viele (56 Prozent) denken, dass sich so etwas wie der Holocaust heute wiederholen könnte. 70 Prozent der Befragten gaben an, dass einige wenige Menschen in Großbritannien glaubten, dass der Holocaust nicht stattgefunden habe; 22 Prozent, dass »sehr viele« oder »viele« Menschen dies glaubten. 65 Prozent machen in Großbritannien selbst Antisemitismus aus.

Der Studie zufolge überschätzen viele Briten die Reaktion ihres Landes auf die Vernichtung der Juden. So dachten 67 Prozent fälschlicherweise, dass die Regierung jüdische Einwanderung während des Zweiten Weltkrieges ganz oder teilweise zugelassen habe. 76 Prozent war nicht bekannt, dass mit der Aktion der Kindertransporte versucht wurde, jüdische Kinder aus Deutschland und Österreich zu retten.

Sorge »Wir sind sehr besorgt über die großen Wissenslücken über den Holocaust in dieser und in früheren Studien, auch über Ereignisse, die mit Großbritannien in Verbindung stehen«, erklärte Gideon Taylor, Präsident der Claims Conference. Es sei aber »auch ermutigend, dass eine überwältigende Mehrheit der befragten Briten bekräftigt, dass der Holocaust in Schulen vermittelt werden soll«. So seien 88 Prozent der Meinung, dass es wichtig sei, den Holocaust im Unterricht zu behandeln. »Darauf müssen wir unsere Energie konzentrieren.«

Von Ende September bis Mitte Oktober wurden für die repräsentative Studie 2000 Interviews mit Erwachsenen ab 18 Jahren im Vereinigten Königreich geführt.

Großbritannien

Verdächtiger nach Anschlag auf Synagoge in Manchester festgenommen

Der Angriff auf die Synagoge am Vorabend des höchsten jüdischen Feiertags Jom Kippur sorgte international für Bestürzung. Jetzt wurde ein weiterer Tatverdächtiger festgenommen

von Burkhard Jürgens  27.11.2025

Bereit fürs ICZ-Präsidium: Noëmi van Gelder, Arthur Braunschweig und Edi Rosenstein (v.l.n.r.)

Interview

»Meinungsvielfalt gilt es auszuhalten« 

Am 8. Dezember wählt die Gemeindeversammlung der Israelitischen Cultusgemeinde Zürich ein neues Präsidium. Zur Wahl stellen sich Noëmi van Gelder sowie Arthur Braunschweig und Edi Rosenstein für ein Co-Präsidium. Ein Gespräch über Herausforderungen an die Gemeinde, Grabenkämpfe und Visionen

von Nicole Dreyfus  27.11.2025

Fernsehen

Abschied von »Alfons«

Orange Trainingsjacke, Püschelmikro und Deutsch mit französischem Akzent: Der Kabarettist Alfons hat am 16. Dezember seine letzte Sendung beim Saarländischen Rundfunk

 27.11.2025

Schweiz

Antisemitismus auch in der queeren Szene benennen

Viele Jüdinnen und Juden fühlen sich teils unsicher, wenn in der queeren Szene über Israel gesprochen wird. Der Verein Keschet will das ändern

von Nicole Dreyfus  27.11.2025

Das Ausmalbuch "From the river to the sea" in einer Buchhandlung in Zürich.

Meinung

Ausmalen gegen die Realität

Kinderbücher sollten nicht dazu instrumentalisiert werden, Kinder niederschwellig zu prägen

von Zsolt Balkanyi-Guery  27.11.2025

USA

Personifizierter Hass

Menschen wie Nick Fuentes waren lange ein Nischenphänomen. Nun drängen sie in den Mainstream - und sind gefährlicher denn je

von Sophie Albers Ben Chamo  26.11.2025

Meinung

Die polnische Krankheit

Der Streit um einen Tweet der israelischen Schoa-Gedenkstätte Yad Vashem zeigt, dass Polen noch immer unfähig ist, sich ehrlich mit der eigenen Vergangenheit auseinanderzusetzen

von Jan Grabowski  26.11.2025

USA

Ein Stadtneurotiker wird 90

Woody Allen steht als Autor, Regisseur und Schauspieler für einzigartige Filme. Doch bis heute überschatten Missbrauchsvorwürfe sein Lebenswerk

von Barbara Schweizerhof, Sophie Albers Ben Chamo  26.11.2025

Orange Day

Palina Rojinski spricht über Gewalt in früherer Beziehung

Wie viele Frauen hat auch die Moderatorin einst in einer Beziehung Gewalt durch ihren Partner erfahren. Darüber spricht sie nun auf Instagram. Sie will anderen Mut machen, sich Hilfe zu holen

 25.11.2025