Schweiz

Lust auf Verantwortung

Will sich vor allem um Wohnungs- und Verkehrspolitik kümmern: Sonja Rueff-Frenkel Foto: SRF

Schweiz

Lust auf Verantwortung

Die Zürcher Rechtsanwältin Sonja Rueff-Frenkel kandidiert bei den Kommunalwahlen am Sonntag

von Peter Bollag  10.02.2022 08:40 Uhr

Vermutlich wäre Sonja Rueff-Frenkel in zahlreichen Schweizer Kommunen eine Kandidatin, die eine Wahl in die Stadtregierung ohne Probleme schaffen würde. Die 49-jährige Rechtsanwältin und Mutter von zwei Kindern ist im Zürcher Kantonsparlament eine erfahrene Vertreterin der bürgerlichen Freisinnig-Demokratischen Partei FDP, die ihre Abkürzung und wohl auch einen Großteil ihrer Ansichten mit der deutschen FDP teilt.

Sonja Rueff-Frenkel ist Mitglied der Israelitischen Cultusgemeinde Zürich (ICZ) und dort, wie sie sagt, »seit vielen Jahren sehr aktiv« und damit als Vertreterin einer religiösen Minderheit für manche durchaus zusätzlich interessant.

Dennoch kann sich Rueff-Frenkel nicht sicher sein, bei der Wahl am Sonntag genügend Stimmen zu bekommen, denn seit Jahren, ja beinahe Jahrzehnten, dominiert Rot-Grün in Zürich. In der neunköpfigen Stadtregierung hat die FDP derzeit gerade einmal zwei Sitze.

THEMEN In den vergangenen Wochen hat Sonja Rueff-Frenkel einen überaus engagierten Wahlkampf geführt. Im Gespräch mit der Jüdischen Allgemeinen nennt sie bei den Themen, die ihr wichtig sind, etwa die Wohnungspolitik, denn der Wohnungsmarkt in der Stadt solle attraktiv bleiben. Auch für jüdische Familien sei »das völlig ausgetrocknete Angebot beim Wohnen« ein großes Thema und Ärgernis. »Vor allem der Abbau von bürokratischen Hürden ist mir in diesem Zusammenhang ein großes Anliegen.«

Die heute 49-Jährige sitzt schon seit einiger Zeit im Zürcher Kantonsparlament.

Darüber hinaus setze sie sich für eine Verkehrspolitik ein, die nicht einseitig das Auto verdamme, sondern auf eine gute Mobilität für alle Verkehrsteilnehmer setze, sagt Rueff-Frenkel. Und selbstverständlich trete sie für die »völlige Gleichstellung von Mann und Frau« ein.

stimmrecht Immer wieder nennt sie im Gespräch auch den Begriff »Eigenverantwortung«. Sie sieht darin einen Wert, den sie bei ihrer Partei viel besser und weitaus stärker verankert sieht als etwa bei den Linken, die ihr »oft zu ideologisch politisieren«. Trotzdem unterstützt Rueff-Frenkel auch linke Anliegen wie etwa ein kommunales Stimmrecht für ausländische Menschen, die in Zürich wohnen.

Falls Sonja Rueff-Frenkel die Wahl in die Zürcher Regierung aber trotz der politischen Machtverhältnisse gelingt, könnte das auch mit einem Porträt zusammenhängen, das der eigentlich als eher linksliberal geltende »Tages-Anzeiger« vor einigen Wochen von ihr veröffentlicht hat. Es löste einen Sturm der Entrüstung aus – und führte dazu, dass viele Leserinnen und Leser ihre Solidarität mit Sonja Rueff-Frenkel ausdrückten.

Der »Tages-Anzeiger« entschuldigte sich für ein Porträt voller antisemitischer Klischees.

Der Jüdischen Allgemeinen sagte sie, sie wolle sich zu der Angelegenheit nicht mehr äußern, sondern sich auf die Schlussphase ihres Wahlkampfs konzentrieren.

Die Tatsache, dass sie – etwas überraschend – als Mitglied der ICZ, also einer sogenannten Einheitsgemeinde, auch von Rabbinern der sonst in dieser Hinsicht eher zurückhaltenden orthodoxen Gemeinden unterstützt wird, wertet Rueff-Frenkel als überaus erfreulichen Beweis dafür, dass sie in allen jüdischen Kreisen der Stadt verankert sei.

Sydney

Jüdisches Ehepaar stirbt beim Versuch, einen der Angreifer zu stoppen

Boris und Sofia Gurman versuchten, das Massaker vom Bondi Beach zu verhindern, und bezahlten dafür mit ihrem Leben

 16.12.2025

Attentat in Sydney

»Was würden die Opfer nun von uns wollen?«

Rabbiner Yehuda Teichtal hat bei dem Attentat in Sydney einen Freund verloren und wenige Stunden später in Berlin die Chanukkia entzündet. Ein Gespräch über tiefen Schmerz und den Sieg des Lichts über die Dunkelheit

von Mascha Malburg  16.12.2025

Sydney

Opera House erstrahlt mit Bild von Chanukkia

Es ist ein Zeichen der Solidarität mit der jüdischen Gemeinschaft

 16.12.2025

Australien

Faktencheck zum Terroranschlag in Sydney

Nach dem Blutbad am Bondi Beach ist noch vieles unklar. Solche Situationen nutzen Menschen in sozialen Netzwerken, um Verschwörungsmythen zu verbreiten

 15.12.2025

Faktencheck

Ahmed Al Ahmed hat einen Angreifer am Bondi Beach entwaffnet

Ein Passant verhindert Schlimmeres - und wird im Netz umbenannt. Angeblich soll Edward Crabtree einen der Täter von Sydney entwaffnet haben. Doch die Geschichte stammt von einer Fake-Seite

 15.12.2025

Sydney

Australiens Premierminister widerspricht Netanjahu

Nach dem Anschlag in Sydney betont Premierminister Albanese: Die Anerkennung Palästinas durch Australien steht nicht im Zusammenhang mit der Tat

 15.12.2025

Kommentar

Müssen immer erst Juden sterben?

Der Anschlag von Sydney sollte auch für Deutschland ein Weckruf sein. Wer weiter zulässt, dass auf Straßen und Plätzen zur globalen Intifada aufgerufen wird, sollte sich nicht wundern, wenn der Terror auch zu uns kommt

von Michael Thaidigsmann  14.12.2025

Meinung

Blut statt Licht

Das Abwarten, Abwiegeln, das Aber, mit dem die westlichen Gesellschaften auf den rasenden Antisemitismus reagieren, machen das nächste Massaker nur zu einer Frage der Zeit. Nun war es also wieder so weit

von Sophie Albers Ben Chamo  14.12.2025 Aktualisiert

Anschlag in Sydney

Felix Klein: »Von Terror und Hass nicht einschüchtern lassen«

Zwei Männer töten und verletzen in Sydney zahlreiche Teilnehmer einer Chanukka-Feier. Der Antisemitismusbeauftragte der Bundesregierung äußert sich zu der Tat

 14.12.2025