Die italienische Holocaust-Überlebende und Senatorin auf Lebenszeit, Liliana Segre, wird dauerhaft unter Polizeischutz gestellt. Wie italienische Medien am Donnerstag berichten, ist die Entscheidung Folge zunehmender antisemitischer Drohungen, Beleidigungen und Hass-Postings gegen die 89-Jährige. Demnach wird die Politikerin künftig bei allen öffentlichen Auftritten von Carabinieri begleitet.
Segre war als Jugendliche 1944 nach Auschwitz deportiert worden. Ihr Vater wurde ermordet, sie selbst überlebte das Vernichtungslager nur knapp.
hass-posts In den vergangenen Jahren war Segre viel als Zeitzeugin unterwegs. Zuletzt habe sie täglich bis zu 200 Hass-Posts erhalten, berichtete sie. Dem »Corriere della Sera« zufolge begann die Kampagne gegen die jüdische Senatorin bereits 2018; die Mailänder Staatsanwaltschaft habe damals bereits eine Akte dazu angelegt.
Auf Segres Initiative hin war unlängst im italienischen Parlament eine Kommission gegen Rassismus und Antisemitismus gegründet worden. In Italien wird das Gremium daher auch »Segre-Kommission« genannt. Bei der Abstimmung im Senat jedoch enthielten sich die Parteien Lega, Forza Italia und Fratelli d’Italia, was landesweit für Kritik sorgte.
Auch der vatikanische Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin kritisierte die Enthaltung. »Das besorgt mich. In einigen Dingen, etwa bei grundlegenden Werten, sollten wir alle geeint sein«, sagte Parolin laut italienischen Online-Medien. kna