USA

Land unter in Texas

Mit den wichtigsten Dokumenten im Koffer verlässt ein Mann, der eben von Freiwilligen gerettet wurde, seine Wohngegend in Houston. Foto: dpa

Regen, Regen, Regen. Ende vergangener Woche erreichte Hurrikan Harvey, der stärkste Wirbelsturm seit zwölf Jahren, Texas und brachte enorme Niederschläge mit sich, die innerhalb kurzer Zeit zu Überschwemmungen führten. Im Großraum Houston sind davon auch viele jüdische Haushalte betroffen. Denn Mitte des 19. Jahrhunderts ließen sich zahlreiche Juden im Südwesten der Stadt nieder – jener Gegend, die jetzt besonders überflutet wurde. Heute leben dort etwa drei Viertel der rund 63.000 Juden Houstons.

»Was als Rinnsal anfing, das durch die Hintertür in unser Haus drang, verwandelte sich rasch in einen Bach, der unser Erdgeschoss 15 Zentimeter hoch unter Wasser setzte«, sagt Yossi Zaklikofsky, Chabad-Rabbiner im Houstoner Vorort Bellaire. »Glücklicherweise konnten wir in die obere Etage fliehen und Trinkwasser und Essen mitnehmen.«

Ähnlich wie dem Rabbiner erging es den Bewohnern des Seven Acres Jewish Senior Care Services, einem der größten jüdischen Altenheime Houstons. Auch dort musste das gesamte Erdgeschoss evakuiert werden. Während es draußen in Strömen regnete und das Wasser im Haus immer höher stieg, trugen Mitarbeiter und freiwillige Helfer die betagten Bewohner in obere Etagen. »Eine beängstigende Szene«, schildern Beobachter den Anblick.

Evakuierung Nach den Fluten im Frühjahr 2015 und 2016 waren viele Menschen im Südwesten Houstons zwar darauf vorbereitet, dass es eines Tages wieder ein Hochwasser geben wird. Sie hatten in ihren Häusern oder Wohnungen ausreichend Trinkwasser und Nahrung gelagert und für den Fall einer möglichen Evakuierung alles Nötige zurechtgelegt. Doch dass es diesmal derart heftig kommen würde, damit hatten die wenigsten gerechnet.

»Wir haben in den vergangenen Jahren mehrere Überschwemmungen erlebt, aber das hier ist die größte«, sagt Lee Wunsch, der Geschäftsführer der Jewish Federation of Greater Houston, im Gespräch mit israelischen Journalisten. In den vergangenen drei Tagen habe es so viel geregnet wie normalerweise in einem halben Jahr – »und es hört nicht auf«.

Wie Wunsch und seine Familie sind viele Menschen inzwischen vor den Fluten geflohen. Zahlreiche Gemeindemitglieder leben in Notunterkünften, andere warteten bei Redaktionsschluss noch auf Boote oder Hubschrauber, die sie aus ihren Häusern in Sicherheit bringen.

Seit vergangenem Freitag bleiben in der Katastrophenregion viele Synagogen und Gemeindezentren vorsorglich geschlossen. Einige stehen inzwischen tatsächlich unter Wasser wie das Evelyn Rubenstein Jewish Community Center im Stadtteil Willow Meadows.

»Von den Juden in Europa wünschen wir uns, dass sie für uns beten – und spenden«, sagt Rabbi Zaklikofsky. Denn wenn das Wasser sinkt, werde man die Auswirkungen der Flut sehen.

Kommentar

Müssen immer erst Juden sterben?

Der Anschlag von Sydney sollte auch für Deutschland ein Weckruf sein. Wer weiter zulässt, dass auf Straßen und Plätzen zur globalen Intifada aufgerufen wird, sollte sich nicht wundern, wenn der Terror auch zu uns kommt

von Michael Thaidigsmann  14.12.2025

Meinung

Blut statt Licht

Das Abwarten, Abwiegeln, das Aber, mit dem die westlichen Gesellschaften auf den rasenden Antisemitismus reagieren, machen das nächste Massaker nur zu einer Frage der Zeit. Nun war es also wieder so weit

von Sophie Albers Ben Chamo  14.12.2025 Aktualisiert

Anschlag in Sydney

Felix Klein: »Von Terror und Hass nicht einschüchtern lassen«

Zwei Männer töten und verletzen in Sydney zahlreiche Teilnehmer einer Chanukka-Feier. Der Antisemitismusbeauftragte der Bundesregierung äußert sich zu der Tat

 14.12.2025

Terror in Sydney

Zivilist entwaffnet Angreifer und wird als »Held« gefeiert

Zwei Männer schießen auf Teilnehmer einer Chanukka-Feier in Sydney: Es gibt Tote und Verletzte. Ein Video soll nun den mutigen Einsatz eines Passanten zeigen

 14.12.2025

Australien

Merz: »Angriff auf unsere gemeinsamen Werte«

Bei einem Anschlag auf eine Chanukka-Feier in der australischen Metropole gab es viele Tote und Verletzte. Der Bundeskanzler und die Minister Wadephul und Prien äußern sich zu der Tat

 14.12.2025 Aktualisiert

Terror in Sydney

Zentralrat der Juden: »In Gedanken bei den Betroffenen«

Der Zentralrat der Juden und weitere jüdische Organisationen aus Deutschland äußern sich zu dem Anschlag auf eine Chanukka-Feier im australischen Sydney

 14.12.2025 Aktualisiert

Australien

16 Tote bei antisemitischem Massaker in Sydney

Australien ist im Schockzustand: Zwei Attentäter schossen am Sonntag auf Juden, die sich in Bondi Beach zu einer Chanukka-Feier versammelt hatten

von Michael Thaidigsmann  14.12.2025 Aktualisiert

Australien

Judenfeindlicher Terroranschlag in Sydney: Zwei Personen in Polizeigewahrsam

Die Polizei ruft nach dem Angriff in Sydney dazu auf, das Gebiet des Angriffs weiter zu meiden. Der Einsatz dauere an

 14.12.2025

Terror

Medienberichte: Terroranschlag in Australien bei Chanukka-Feier

Die Polizei warnt vor einem »sich entwickelnden Vorfall« am Bondi Beach. Ersten Berichten zufolge soll das Ziel ein Chanukka-Fest gewesen sein. Australische Medien berichten von mehreren Opfern

von Denise Sternberg  14.12.2025 Aktualisiert