»Nobody Wants This«

Kommt ’ne Schickse in den Tempel …

Adam Brody als »hot rabbi« Noah, der sich in die coole, von Kristen Bell gespielte Joanne verliebt Foto: © 2024 Netflix, Inc.

Diese Serie ist nichts weniger als ein kleines Wunder in düsteren Zeiten. Zudem sorgt sie vor allem im jüdisch-weiblichen Teil des Internets für begeisterte Hyperventilation. Letzteres liegt an einem »hot rabbi«, der das Herz einer nichtjüdischen Blondine gewinnt und das eigene an sie verliert. Ersteres zollt der Tatsache Respekt, dass in antisemitischen Hochzeiten eine durch und durch jüdische Serie die Netflix-Charts stürmt. Aber zurück zum Hyperventilieren.

Zwar geht es in Nobody Wants This (Niemand will das) auch um Sex-Podcasts, Feminismus und Mobiltelefone, doch eigentlich erzählt der Zehnteiler die älteste aller Liebesgeschichten: die von den Liebenden, die nicht zusammenkommen dürfen. Zwar sind Joanne (Kristen Bell) und Noah (Adam Brody) alles andere als Julia und Romeo, aber auch ihre Romanze im sonnigen Los Angeles ist ein Hindernislauf.

Denn Noah hat sich nicht nur gerade von seiner langjährigen, in der traditionellen Familie akzeptierten Freundin Rebecca getrennt, er will auch Chefrabbiner seiner Synagoge werden. Und während seine Mutter ganz Motti-Wolkenbruch-mäßig »Eine Schickse!« zischt, als Joanne im Tempel auftaucht, und die Freundinnen seiner Ex ihn herzlich triezen, lässt auch sein Chef ihn wissen, dass die Rebbetzin schon jüdisch sein müsse.

Mehrfaches Ansehen ist wärmstens empfohlen.

Mit elegant tanzenden Dialogen à la Gilmore Girls, einem Humor, der durchaus bei Harry und Sally mithalten kann, und natürlich Vorbildern wie Glauben ist alles!, in dem einst Ben Stiller den »hot rabbi« gab, ist ein großartiges Antidepressivum entstanden, das man auch in der Höchstdosis einfach durchbingen kann. Angesichts von endlich einmal ausgearbeiteten Sidekicks wie Noahs stoffelig-liebenswertem Bruder Sasha (Timothy Simmons), dessen wunderbar scharfzüngiger Gattin Esther (Jackie Tohn) und Joannas noch blonderer, leicht zu unterschätzender Schwester Morgan (Justine Lupe) sei auch mehrfaches Gucken wärmstens empfohlen.

Apropos »hot rabbi«. Adam Brody, dessen Fanbase in O.C., California-Zeiten ungefähr so groß und leidenschaftlich war wie die von Maroon-5-Sänger Adam Levine, erlebt ein fulminantes Comeback in dieser Rolle des überaus verständnisvollen, lustigen Rabbi Roklov. Und ja, dabei sieht er immer noch sehr gut aus.

Nobody wants this ist wie eine knusprig-dünne Waffel umhüllt von Vollmilchschokolade! Eine wirklich dünne Angelegenheit, aber alles in allem von perfekter Süße. Und der Genuss ist für die kurze Zeit seiner Dauer schlicht und ergreifend pures Endorphin. Zum Glück wurde die zweite Staffel gerade bestätigt. Und jetzt: »Gib mir dein Eis!«

USA

Personifizierter Hass

Menschen wie Nick Fuentes waren lange ein Nischenphänomen. Nun drängen sie in den Mainstream und sind gefährlicher denn je

von Sophie Albers Ben Chamo  26.11.2025

Meinung

Die polnische Krankheit

Der Streit um einen Tweet der israelischen Schoa-Gedenkstätte Yad Vashem zeigt, dass Polen noch immer unfähig ist, sich ehrlich mit der eigenen Vergangenheit auseinanderzusetzen

von Jan Grabowski  26.11.2025

USA

Ein Stadtneurotiker wird 90

Woody Allen steht als Autor, Regisseur und Schauspieler für einzigartige Filme. Doch bis heute überschatten Missbrauchsvorwürfe sein Lebenswerk

von Barbara Schweizerhof, Sophie Albers Ben Chamo  26.11.2025

Orange Day

Palina Rojinski spricht über Gewalt in früherer Beziehung

Wie viele Frauen hat auch die Moderatorin einst in einer Beziehung Gewalt durch ihren Partner erfahren. Darüber spricht sie nun auf Instagram. Sie will anderen Mut machen, sich Hilfe zu holen

 25.11.2025

Kultur

André Heller fühlte sich jahrzehntelang fremd

Der Wiener André Heller ist bekannt für Projekte wie »Flic Flac«, »Begnadete Körper« und poetische Feuerwerke. Auch als Sänger feierte er Erfolge, trotzdem konnte er sich selbst lange nicht leiden

von Barbara Just  25.11.2025

Holzstörche zur Geburt in Niederösterreich. Noch immer werden neben den klassischen Namen viele biblische Namen den Kindern gegeben.

Statistik

Diese hebräischen Vornamen in Österreich sind am beliebtesten

Österreichische Eltern wählen gern Klassiker. Unter den Top Ten sind auch viele Namen biblischen Ursprungs

von Nicole Dreyfus  24.11.2025

Hollywood

80 Jahre Goldie

Die quirlige Schauspielerin feiert ihren runden Geburtstag – und ist nicht zu bremsen

von Barbara Munker, Sophie Albers Ben Chamo  23.11.2025

TV-Tipp

TV-Premiere: So entstand Claude Lanzmanns epochaler Film »Shoah«

Eine sehenswerte Arte-Dokumentation erinnert an die bedrückenden Dreharbeiten zu Claude Lanzmanns Holocaust-Film, der vor 40 Jahren in die Kinos kam

von Manfred Riepe  21.11.2025

USA

Zwölf Familien, eine Synagoge

Die meisten Juden in Nordamerika leben in Großstädten, auf dem Land gibt es nur wenige Gemeinden – aber gerade dort wächst eine besonders starke Identität. Ein Besuch in der Kleinstadt Rome im Bundesstaat Georgia

von Katja Ridderbusch  21.11.2025