Mailand

Kino zeigt Film über Holocaust-Überlebende nicht

Liliana Segre im Mailänder Kino Teatro Dal Verme bei einer Einzelvorführung des Dokumentarfilms über sie Foto: picture alliance / ipa-agency

Ein Kino in der Millionenstadt Mailand weigert sich, einen Film über die italienische Holocaust-Überlebende Liliana Segre zu zeigen. Aus Angst vor »propalästinensischen« Protesten, wie der Betreiber des Kinos in einem Interview der Zeitung »La Repubblica« sagte.

Eigentlich sollte der Dokumentarfilm mit dem Titel »Liliana« Ende des Monats dort gezeigt werden, der Betreiber des Kinos lehnte die Vorstellung jedoch ab.

»Ich habe nichts gegen Juden, aber versetzen Sie sich in meine Lage. Das politische Klima ist angespannt. Ich habe keine Lust, ein Risiko einzugehen«, sagte der Betreiber. Jede Woche gebe es wegen der Lage im Nahen Osten Proteste in Mailand.

Welle der Empörung

Die Vorstellung des Films in seinem Kino würde bei den Demonstranten nicht unbemerkt bleiben. »Wenn sie kommen und alles zertrümmern, wer erstattet mir dann den Schaden?«, sagte er in dem Interview weiter.

Der Regisseur des Dokumentarfilms, Ruggero Gabbai, machte die Absage durch den Kinobetreiber vor wenigen Tagen öffentlich. Der Vorfall und die Begründung des Kinobetreibers lösten in Italien eine Welle der Empörung aus, Medien berichteten darüber.

Lesen Sie auch

Der Film erzählt die Lebensgeschichte der 94 Jahre alten Schoah-Überlebenden Liliana Segre. Sie wurde 1930 in einer jüdischen Familie in Mailand hinein geboren.

Schmähungen und Drohungen

Nach einer gescheiterten Flucht mit ihrem Vater in die Schweiz wurde sie Ende 1943 verhaftet und im Januar 1944 ins Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau deportiert. Sie überlebte dort als Arbeiterin in einem Rüstungsbetrieb. Heute ist sie in Italien Senatorin auf Lebenszeit.

Die Mailänderin ist seit geraumer Zeit Opfer antisemitischer Schmähungen und Drohungen. Täglich erhält Segre nach eigenen Worten unzählige Hass-Nachrichten. Seit dem Hamas-Massaker in Israel am 7. Oktober 2023 und dem darauffolgenden Gaza-Krieg habe sich die Lage verschärft.

Vor wenigen Tagen wurde auf einem Wandbild das Gesicht von Segre und ihr dort abgebildeter Judenstern weggekratzt, viele Medien berichteten darüber. dpa/ja

Bereit fürs ICZ-Präsidium: Noëmi van Gelder, Arthur Braunschweig und Edi Rosenstein (v.l.n.r.)

Interview

»Meinungsvielfalt gilt es auszuhalten« 

Am 8. Dezember wählt die Gemeindeversammlung der Israelitischen Cultusgemeinde Zürich ein neues Präsidium. Ein Gespräch mit den Kandidaten über Herausforderungen an die Gemeinde, Grabenkämpfe und Visionen

von Nicole Dreyfus  01.12.2025

Italien

Der Anti-Banksy

AleXsandro Palombo unterstützt mit seiner Kunst Israel, anstatt es zu verdammen

von Federica Matteoni  01.12.2025

Haifa

Nach abgesagter Auktion: Holocaust-Zeugnisse jetzt in Israel

Die geplante Versteigerung von Holocaust-Zeugnissen in Deutschland hatte für große Empörung gesorgt. Nun wurden viele der Objekte nach Israel gebracht und sollen dort in einem Museum gezeigt werden

von Sara Lemel  01.12.2025

Irland

Dublins Herzog-Park wird vorerst nicht für Palästina befreit

Das ging selbst der israelkritischen Regierung Irlands zu weit: Die Dubliner Stadtverwaltung hat Pläne gestoppt, eine nach Israels sechstem Staatspräsidenten Chaim Herzog benannte Grünanlage umzubenennen

von Michael Thaidigsmann  01.12.2025

USA

Ein Stadtneurotiker wird 90

Woody Allen steht als Autor, Regisseur und Schauspieler für einzigartige Filme. Doch bis heute überschatten Missbrauchsvorwürfe sein Lebenswerk

von Barbara Schweizerhof, Sophie Albers Ben Chamo  29.11.2025

Meinung

Wenn ein Botschafter Schoa-Überlebende zu Lügnern erklärt

Tom Rose, neuer US-Botschafter in Warschau, hat in einer Rede die Komplizenschaft Tausender Polen während des Holocaust bestritten. Das ist fatal für das Ansehen der USA

von Menachem Z. Rosensaft  29.11.2025

Großbritannien

Frauen haben Besseres verdient

Die Journalistin Marina Gerner beklagt in ihrem Buch fehlende Innovationen im Bereich Frauengesundheit – und eckt nicht nur mit dem Titel an

von Amie Liebowitz  28.11.2025

Kultur

André Heller fühlte sich jahrzehntelang fremd

Der Wiener André Heller ist bekannt für Projekte wie »Flic Flac«, »Begnadete Körper« und poetische Feuerwerke. Auch als Sänger feierte er Erfolge, trotzdem konnte er sich selbst lange nicht leiden

von Barbara Just  28.11.2025

Niederlande

Demonstranten stören Vorlesung in Gedenken an Nazi-Gegner

An der Universität Leiden erzwangen antiisraelische Studenten die Verlegung einer Gedächtnisvorlesung zum Andenken an einen Professor, der während der Nazi-Zeit gegen die Judenverfolgung protestiert hatte

von Michael Thaidigsmann  28.11.2025