Interview

»Keine Ämter für Radikale«

Josef Zissels Foto: imago

Interview

»Keine Ämter für Radikale«

Josef Zissels zur Wahl in der Ukraine

von Nina Jeglinski  29.10.2014 13:12 Uhr

Nach der Parlamentswahl in der Ukraine hofft Josef Zissels, Vorsitzender der Vereinigung jüdischer Organisationen und Gemeinden der Ukraine (Vaad) sowie Vizepräsident des Jüdischen Weltkongresses, auf eine schnelle Regierungsbildung.

Bei der Wahl am vergangenen Sonntag bekamen prowestliche Parteien die meisten Stimmen, doch die Regierungsbildung wird kompliziert. Nach Auszählung von 92 Prozent der Stimmen lag die Partei Narodni Front von Ministerpräsident Arsenij Jazenjuk mit rund 22 Prozent vorn. Der Block Petro Poroschenko, die Präsidentenpartei, kommt auf 21,8 Prozent. Rechte Parteien verpassten den Einzug in die Werchowna Rada, allerdings sind einige Kandidaten über Direktmandate gewählt worden – darunter auch Politiker der rechten Partei Swoboda, die mehrere Minister stellt. Ob sie die Fünf-Prozent-Hürde überwunden hat, war bei Redaktionsschluss noch unklar.

Schaden Zissels sagte, ihm mache der Einzug von Rechtsradikalen ins ukrainische Parlament keine Sorgen. Sowohl der Anführer der radikalen Partei »Rechter Sektor«, Dmitri Jarosch (gewählt in Dnipropetrowsk), als auch der Kommandeur des Freiwilligenbataillons »Asow«, der bekennende Nationalist Andrej Bileztki (gewählt in Kiew), würden zwar Schaden anrichten. Allerdings betonte Zissels im Gespräch mit der Jüdischen Allgemeinen: »Jarosch ist kein Rassist und schon gar kein Antisemit.«

Bilezkis Ansichten hingegen seien zwar nationalistisch und rassistisch gefärbt, aber »ein Soldat gewinnt den Krieg nicht alleine, er wird nicht viel ausrichten können«, sagte Zissels. Wichtig sei, dass radikale Abgeordnete keine Regierungsämter bekommen. Sonst seien sie »keine große Gefahr für die jüdische Bevölkerung in der Ukraine«.

Poroschenko und Jazenjuk führen bereits Koalitionsverhandlungen. Auch im Gespräch sind die prowestliche Partei Selbsthilfe des Bürgermeisters von Lwiw, Andrej Sadowy (fast elf Prozent), die Radikale Partei von Oleg Ljaschchko (7,5 Prozent) und die Vaterlandspartei von Julia Timoschenko (5,7 Prozent). Die Wahl fand nicht in den von den Aufständischen kontrollierten Gebieten Donezk und Lugansk statt. Die Separatisten wollen dort gegen den Widerstand Kiews an diesem Sonntag (2. November) selbst Wahlen abhalten. Nina Jeglinski

Großbritannien

Frauen haben Besseres verdient

Die Journalistin Marina Gerner beklagt in ihrem Buch fehlende Innovationen im Bereich Frauengesundheit – und eckt nicht nur mit dem Titel an

von Amie Liebowitz  28.11.2025

Kultur

André Heller fühlte sich jahrzehntelang fremd

Der Wiener André Heller ist bekannt für Projekte wie »Flic Flac«, »Begnadete Körper« und poetische Feuerwerke. Auch als Sänger feierte er Erfolge, trotzdem konnte er sich selbst lange nicht leiden

von Barbara Just  28.11.2025

Fernsehen

Abschied von »Alfons«

Orange Trainingsjacke, Püschelmikro und Deutsch mit französischem Akzent: Der Kabarettist Alfons hat am 16. Dezember seine letzte Sendung beim Saarländischen Rundfunk

 28.11.2025 Aktualisiert

Niederlande

Demonstranten stören Vorlesung in Gedenken an Nazi-Gegner

An der Universität Leiden erzwangen antiisraelische Studenten die Verlegung einer Gedächtnisvorlesung zum Andenken an einen Professor, der während der Nazi-Zeit gegen die Judenverfolgung protestiert hatte

von Michael Thaidigsmann  28.11.2025

Großbritannien

Verdächtiger nach Anschlag auf Synagoge in Manchester festgenommen

Der Angriff auf die Synagoge am Vorabend des höchsten jüdischen Feiertags Jom Kippur sorgte international für Bestürzung. Jetzt wurde ein weiterer Tatverdächtiger festgenommen

von Burkhard Jürgens  27.11.2025

Bereit fürs ICZ-Präsidium: Noëmi van Gelder, Arthur Braunschweig und Edi Rosenstein (v.l.n.r.)

Interview

»Meinungsvielfalt gilt es auszuhalten« 

Am 8. Dezember wählt die Gemeindeversammlung der Israelitischen Cultusgemeinde Zürich ein neues Präsidium. Ein Gespräch mit den Kandidaten über Herausforderungen an die Gemeinde, Grabenkämpfe und Visionen

von Nicole Dreyfus  27.11.2025

Schweiz

Antisemitismus auch in der queeren Szene benennen

Viele Jüdinnen und Juden fühlen sich teils unsicher, wenn in der queeren Szene über Israel gesprochen wird. Der Verein Keschet will das ändern

von Nicole Dreyfus  27.11.2025

Das Ausmalbuch "From the river to the sea" in einer Buchhandlung in Zürich.

Meinung

Mit Kufiya und Waffen

Ein Kinderbuch mit Folgen

von Zsolt Balkanyi-Guery  27.11.2025

USA

Personifizierter Hass

Menschen wie Nick Fuentes waren lange ein Nischenphänomen. Nun drängen sie in den Mainstream - und sind gefährlicher denn je

von Sophie Albers Ben Chamo  26.11.2025