Kuba

Kein freies Pessach-Fest

Aufnahme aus besseren Zeiten: Alan Gross mit seiner Frau Judy Foto: dpa

Die wenigen Besucher sind schockiert. Alan Gross, der seit Dezember 2009 in einem kubanischen Gefängnis sitzt, ist sichtlich abgemagert und macht einen gesundheitlich mitgenommenen Eindruck. Inzwischen wurde er wegen Spionage zu einer Haftstrafe von 15 Jahren verurteilt und in ein Gefängnishospital verlegt, um eine bessere Betreuung zu ermöglichen.

Gross, der an Krebs erkrankt ist, leugnet, ein US-Spion zu sein. Aber auch Pessach wird der liberale Jude in einer Zelle verbringen müssen. An eine Freilassung sei nicht zu denken, haben kubanische Regierungskreise wiederholt signalisiert – ohne nicht gleichzeitig an fünf kubanische Agenten zu erinnern, die in den USA inhaftiert sind.

Faustpfand Ist Alan Gross ein Faustpfand, mit dem Kuba Agenten in den USA eintauschen will? Fest steht, dass der 62-Jährige gegen kubanische Gesetze verstoßen hat. In den letzten Jahren besuchte er wiederholt im Auftrag der US-Entwicklungshilfeorganisation USAID Kuba und hat Nichtregierungsorganisationen als »unabhängiger Geschäftsmann und Wirtschaftsberater« für die Firma »Development Alternatives« im Rahmen eines Demokratie-Promotionsprogramms bei der Einrichtung von Internetzugängen zur Seite gestanden.

Die nicht gern gesehene, aber geduldete Form der Hilfe nahm ihr Ende, als Gross 2009 sich mehrmals in Kuba aufhielt. Dabei soll er bei seiner vierten Reise iPods, Smartphones, Laptops, Computerspeicher, USB-Speicher und Satelliten-Internetzugänge, ohne diese beim Zoll deklariert zu haben, »illegal« ins Land geschmuggelt haben. Sie sei den Mitgliedern der rund zwölf jüdischen Gemeinden im Land übergeben worden, lautet der Vorwurf. Insgesamt leben noch rund 2.000 Juden in Kuba.

Bei der Ausreise nach seiner fünften Reise wurde der IT-Spezialist am 3. Dezember 2009 verhaftet und im März 2011 dann zu seiner Haftstrafe von 15 Jahren wegen Spionage für die USA verurteilt. Zahlreiche jüdische Organisationen in den USA haben sich inzwischen für seine Freilassung eingesetzt, zumal Gross durch seine Krankheit mehr als 40 Kilo abgenommen hat.

Austausch Immer wieder wird in diesem Zusammenhang die Möglichkeit in die Diskussion gebracht, der Inhaftierte könnte gegen kubanische Agenten ausgetauscht werden, die in US-Gefängnissen sitzen und deren Freilassung Kuba seit Jahren fordert. Die fünf Männer hatten kubanische Exilorganisationen ausgespäht, die Anschläge auf Einrichtungen des Karibiklandes durchgeführt haben sollen. Einer der fünf Kubaner, der auf Bewährung freigelassen worden war, durfte zu einem Besuch Kubas ausreisen.

Wiederholt, so ist aus gewöhnlich gut informierten diplomatischen Kreisen zu hören, sei von kubanischer Seite eine Freilassung von Gross gegen »The Cuban Five« angeboten worden. Aber die Regierung in Washington hat diesen »Handel« kategorisch abgelehnt. Ein Sprecher erteilte einem Agentenaustausch eine klare Absage: »Nicht möglich«. Die Fälle seien nicht vergleichbar, und außerdem sei der in Kuba inhaftierte Alan Gross kein Spion gewesen.

Gross selbst soll seine Bereitschaft für einen solchen Gefangenenaustausch ins Gespräch gebracht haben. Passiert ist seitdem jedoch nichts. Zwar wird Alan Gross auch in diesem Jahr wieder mit »koscher le Pessach«-Waren versorgt, seine Freilassung ist jedoch noch in weiter Ferne.

USA

Angriff auf Cousin einer ermordeten Geisel

Ariel Yaakov Marciano wurde in Santa Monica angegriffen und geschlagen, weil er Hebräisch sprach

 17.09.2025

Belgien

Gent bleibt hart: Lahav Shani bei Festival weiter unerwünscht

Nach massiver Kritik befasste sich der Verwaltungsrat des Musikfestivals am Montagabend erneut mit der Ausladung der Münchner Philharmoniker. Es blieb bei der Ausladung

von Michael Thaidigsmann  16.09.2025

Bundesamt für Statistik

Dieser hebräische Vorname ist am beliebtesten bei Schweizer Eltern

Auch in der Schweiz wählen Eltern weiterhin häufig biblische Namen für ihr Neugeborenes

von Nicole Dreyfus  16.09.2025 Aktualisiert

Kommentar

Das Geraune von der jüdischen Lobby

Der Zürcher »Tages-Anzeiger« befasst sich kritisch mit dem Schweizerischen Israelitischen Gemeindebund, der die Absage einer Veranstaltung mit Francesca Albanese an der Uni Bern gefordert hatte. Dabei war diese Intervention richtig

von Michael Thaidigsmann  15.09.2025

Argentinien

Raubkunst in der Immobilienanzeige

Die Tochter eines Naziverbrechers wollte ihre Villa verkaufen und führte Ermittler auf die Spur einer gestohlenen Kunstsammlung

von Andreas Knobloch  13.09.2025

München/Gent

Charlotte Knobloch spricht von »historischem Echo«

Nach der Ausladung des israelischen Dirigenten Lahav Shani von einem Musikfestival meldet sich Charlotte Knobloch mit deutlichen Worten

 11.09.2025

Italien

Jüdisches Touristen-Paar in Venedig attackiert

Die Täter schrien »Free Palestine«, bevor sie die Ehefrau mit einer Flasche attackierten und ihren Ehemann ohrfeigten

 11.09.2025

Georgien

Sicher und schön

Der Kaukasus-Staat pflegt Erbe und Zukunft der Juden. Und bietet atemberaubende Natur. Ein Besuch

von Michael Khachidze  11.09.2025

Belgien

Argerich, Maisky, Schiff empört über Gent-Festival

Bekannte jüdische und nichtjüdische Musiker haben eine Petition gestartet, um gegen die Ausladung der Münchner Philharmoniker und ihres Dirigenten Lahav Shani zu protestieren

 11.09.2025