USA

Judenhass auf dem Uni-Campus wächst

Ronald S. Lauder, Präsident des Jüdischen Weltkongresses Foto: dpa

»Es ist für jüdische Studierende schwer im Moment, besonders, wenn sie über ihre Erfahrungen mit Antisemitismus reden.« Das sagt Julia Jassey. Die 20-jährige studiert seit zwei Jahren Politikwissenschaften sowie jüdische Studien an der Universität von Chicago.

PARTNERSCHAFT Jassey hat eine Initiative gegründet, die sich unter anderem dem Kampf gegen den Judenhass verschrieben hat. Jews on Campus heißt sie. Am Dienstag gab der Jüdische Weltkongresses (WJC) in New York bekannt, dass man eine Partnerschaft mit Jasseys Organisation eingehen werde, um etwas gegen den grassierenden Antisemitismus an den Hochschulen in den USA und weltweit zu tun und damit jüdischen Studierenden zur Seite zu stehen.

Externer Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt, der den Artikel anreichert. Wir benötigen Ihre Zustimmung, bevor Sie Inhalte von Sozialen Netzwerken ansehen und mit diesen interagieren können.

Mit dem Betätigen der Schaltfläche erklären Sie sich damit einverstanden, dass Ihnen Inhalte aus Sozialen Netzwerken angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittanbieter übermittelt werden. Dazu ist ggf. die Speicherung von Cookies auf Ihrem Gerät nötig. Mehr Informationen finden Sie hier.

»Ein Campus sollte ein Ort sein, an dem die freie Äußerung von Gedanken und die Ideen möglich ist, und nicht eine Brutstätte für Hass und Antisemitismus«, erklärte WJC-Präsident Ronald S. Lauder. »Jüdische Studenten sollten ihre Identität frei zum Ausdruck bringen können, ohne Gefahr zu laufen, schikaniert zu werden.« Es sei, so Lauder weiter, »von großer Bedeutung, jungen Menschen dabei zu helfen, falsche Narrative zu bekämpfen.«

ZEUGEN Wie sehr sich judenfeindliche Gesinnung an den amerikanischen Universitäten ausgebreitet hat, belegte eine am Dienstag veröffentlichte Umfrage der Organisationen ADL und Hillel. Ein Drittel der befragten 756 jüdischen Studierenden an 220 Hochschulen landesweit gaben an, im vergangenen Jahr von Antisemitismus auf dem Uni-Campus betroffen gewesen zu sein, vier Fünftel von ihnen sogar mehr als einmal. 31 Prozent der Befragten wurden Zeugen antisemitischer Aktivitäten auf dem Campus, auch wenn diese nicht direkt gegen sie gerichtet waren.

Externer Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt, der den Artikel anreichert. Wir benötigen Ihre Zustimmung, bevor Sie Inhalte von Sozialen Netzwerken ansehen und mit diesen interagieren können.

Mit dem Betätigen der Schaltfläche erklären Sie sich damit einverstanden, dass Ihnen Inhalte aus Sozialen Netzwerken angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittanbieter übermittelt werden. Dazu ist ggf. die Speicherung von Cookies auf Ihrem Gerät nötig. Mehr Informationen finden Sie hier.

Die befragten jüdischen Studierenden äußerten sich besorgt über Antisemitismus von der politischen Linken, der Mitte und der Rechten. Auch wenn die meisten der Befragten (71 Prozent) sich sicher fühlten, gab jeder siebte Befragte an, dass man die eigene jüdische Identität vor anderen auf dem Campus verstecken müsse, und 12 Prozent erklärten, sie würden persönlich für Handlungen der israelischen Regierung verantwortlich gemacht, weil sie Juden seien.

Ein weiteres Problem: Die meisten Fälle von antisemitischen Beleidigungen und tätlichen Angriffen werden nicht gemeldet. Weniger als ein Viertel der Befragten gaben in der Umfrage an, bei judenfeindlichen Kommentaren online diese auch zu melden.

VORURTEILE Eine vor kurzem veröffentlichte Umfrage des Brandeis Centers for Human Rights under Law kam zu ähnlichen Ergebnissen. Dort gaben rund die Hälfte der befragten jüdischen Studierenden an, an den Colleges ihre Zugehörigkeit zum Judentum wenigstens teilweise zu verstecken.

Der Bildungsexperte Evan Gerstmann führt das vor allem auf die zunehmend polarisierte Debatte über Israel zurück. »An vielen Universitäten ist es üblich geworden, den jüdischen Staat mit möglichst übertriebenen Worten und Formulierungen zu beschreiben. Israel wird beschuldigt, einen ›Völkermord‹ und ›ethnische Säuberungen‹ zu begehen, ›Apartheid‹ zu praktizieren und sich wie ›Faschisten und Nazis‹ aufzuführen.

WERKZEUGE Darüber hinaus bestünden weitere Vorurteile gegenüber Juden; sie würde als »weiße Europäer« wahrgenommen, die ihre Sprösslinge an die US-Universitäten schickten, um Propaganda für Israel zu machen, so Gerstmann in einem Beitrag für das Magazin »Forbes« im September. Solche tiefsitzenden Vorbehalte zu überkommen sei nicht einfach. Aber, betonte Gerstmann, ein Anfang wäre, dass an Colleges in den USA das Wissen über Israel besser und faktengetreuer vermittelt werde.

Julia Jassey will den Kopf jedenfalls nicht in den Sand stecken. »Gerade weil Studierende heftig vom Antisemitismus auf dem Campus betroffen sind, sollte ihnen auch die Werkzeuge in die Hand gegeben werden, um ihn zu bekämpfen«, erklärte sie.

Grossbritannien

Zionisten sind für Gary Lineker nun doch keine Ratten

Die englische Fußballikone kritisiert immer wieder Israel. Doch jetzt ging Gary Lineker einen Schritt zu weit

von Michael Thaidigsmann  15.05.2025

Internationale Taskforce J7

Global und gemeinsam

Vertreter aus den sieben größten jüdischen Diasporagemeinden stellten sich in Berlin gegen den weltweiten Antisemitismus

von Mascha Malburg  15.05.2025

Schweiz

Das Leben feiern

In diesem Jahr findet der ESC in Basel statt. Israel ist seit 1973 vertreten – ein persönlicher Rückblick

von Jan Feddersen  14.05.2025

Vatikan

Leo XIV. schreibt an Oberrabbiner in Rom

Eine seiner ersten persönlichen Botschaften hat Papst Leo XIV. an die Jüdische Gemeinde Rom geschickt. Und eine gute und enge Zusammenarbeit versprochen

von Anna Mertens  13.05.2025

Tschechien

Auf den Wegen der Prager Juden

Während immer wieder neue Formen des Erinnerns gefordert werden, hat in der Goldenen Stadt die Zukunft bereits begonnen

von Kilian Kirchgeßner  12.05.2025

Nicole Dreyfus

Codewort: Heuchelei

Nemo fordert den Ausschluss Israels beim ESC in Basel. Damit schadet die Siegerperson des vergangenen Jahres der Schweiz und der eigenen Community

von Nicole Dreyfus  11.05.2025

Eurovision Song Contest

Vorjahressieger Nemo gegen Teilnahme Israels am ESC

Für Israel tritt die Sängerin Yuval Raphael an, die die Terroranschläge auf Israel am 7. Oktober 2023 überlebte

 10.05.2025

USA

Juden in den USA wünschen sich Dialog mit neuem Papst

Anders als sein Vorgänger Franziskus hat sich Leo XIV. als Kardinal nicht mit israelkritischen Äußerungen zum Gazakrieg hervorgetan. Jüdische US-Organisationen hoffen auf einen guten Austausch mit dem neuen Papst

von Christoph Schmidt  09.05.2025

USA

Die Magie der Start-ups

Auch Arielle Zuckerberg mischt in der Hightech-Welt mit. Als Investorin ist die Schwester von Mark Zuckerberg derzeit zudem auf jüdischer Mission

von Paul Bentin  08.05.2025