Schweiz

»It’s Kosher to Boycott Israeli Goods!«

Plakataktion: Der Schweizerische Israelitische Gemeindebund verurteilt die Kamagne. Foto: Lilo König

Israel verletzt täglich das Völkerrecht und die Menschenrechte der Palästinenser» steht auf einem großen Plakat an einem der Gleise des Zürcher Hauptbahnhofes. Überschrieben ist der Aushang mit «65 Jahre Unrecht an den Palästinensern». In fett gedruckten Lettern heißt es am unteren Ende des Plakats: «It’s Kosher to Boycott Israeli Goods!» (Es ist koscher, israelische Güter zu boykottieren).

Verantwortlich für die Kampagne ist die aus dem Kanton Thurgau stammende Soziologin Verena Tobler. Sie habe den Slogan auf dem Plakat bewusst gewählt, weil er von israelkritischen Juden stamme, erklärt Tobler. «Es gibt eine Boykottbewegung, die von Juden in Amerika und Großbritannien getragen wird.» Israel stehe als westliches, reiches Land in der Pflicht, die Menschenrechte einzuhalten.

DelegitimierungHerbert Winter, Präsident des Schweizerischen Israelitischen Gemeindebunds, verurteilt die Plakataktion. «Ich erkenne hier die Absicht, den Staat Israel schleichend zu delegitimieren», sagte Winter auf Anfrage der Jüdischen Allgemeinen. Boykottaufrufe richteten sich bisher gegen Produkte, die aus israelischen Siedlungen in der Westbank stammen. Jetzt gehe es bereits gegen alle israelischen Produkte, so Winter. Mit der Verwendung des Wortes «kosher» erhalte das Plakat «eine neue, äußerst fragwürdige Note».

Winter kritisiert zudem die Einseitigkeit des Engagements. «Ich frage mich schon, wieso Menschen, die sich für die Einhaltung von Menschenrechten einsetzen, dies immer nur am Beispiel Israel/Palästinenser exerzieren.» Die Situation der Menschen in Syrien zum Beispiel scheine sie überhaupt nicht zu interessieren.

Anstoß an dem Aushang nimmt auch die israelische Botschaft in der Schweiz. Das Plakat suggeriere, dass der jüdische Staat Urheber aller Probleme im Nahen Osten sei, meint Botschafter Yigal Caspi. «Beide Seiten brauchen Unterstützung im Friedensprozess. Boykottaufrufe sind da nicht hilfreich.»

Zuletzt hatte im März 2009 eine israelfeindliche Kampagne am Zürcher Hauptbahnhof für Kontroversen gesorgt. «Israel: mit Gewalt errichtet auf dem Boden der Palästinenser» hieß es darauf und: «Unrecht verlangt Widerstand». Die Schweizerischen Bundesbahnen (SBB) erwirkten damals nach drei Tagen die Entfernung des Plakats. Das Bundesgericht in Lausanne entschied jedoch 2012, dass die SBB die freie Meinungsäußerung gewährleisten müsse. Seitdem ist der Bahnhof verpflichtet, Plakate wie das von Verena Tobler nun hängen zu lassen.

Regierungsrätin und Vorsteherin der Gesundheitsdirektion Natalie Rickli lehnte die unverbindliche Anfrage des Bundes ab, 20 Kinder aus Gaza in der Schweiz aufzunehmen.

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