Nach Matisyahu-Ausladung

»Ich will Musik für alle machen«

Matisyahu Foto: Flash90

Nach Matisyahu-Ausladung

»Ich will Musik für alle machen«

Der amerikanische Musiker hat sich zur Absage seines Konzerts durch das Rototom Sunsplash Festival geäußert

 17.08.2015 10:54 Uhr

Nachdem Matisyahu vom Rototom Sunsplash Festival 2015 ausgeladen wurde, hat sich der Sänger auf seiner Facebook-Seite erstmals geäußert. »Die Festival-Organisatoren haben mich kontaktiert, weil sie Druck von der BDS-Bewegung bekommen hatten. Sie wollten, dass ich einen Brief schreibe oder ein Video mache, in dem ich meine Position zum Zionismus und zum palästinensisch-israelischen Konflikt darstelle, um die BDS-Leute zu beruhigen«, schrieb der Reggae- und Hiphop-Sänger.

Es sei entsetzlich und übergriffig, dass sie ihn als einzigen jüdischen-amerkanischen Künstler dazu gezwungen hätten, ein politisches Statement abzugeben. »Mein Ziel ist es, Musik für alle zu machen – egal welcher Rasse, Glaubensrichtung, egal aus welchem Land, welchem kulturellen Hintergrund.«

Matisyahu, der als Begründer des »chassidischen Reggae« gilt, habe sich geweigert, eine Resolution zu unterschreiben, die sich einseitig mit einem zu gründenden Staat Palästina solidarisiert, sagten die Initiatoren des größten Reggae-Festival der Welt, das im ostspanischen Benicàssim stattfinden soll.

»Nachdem wir immer wieder den Dialog (mit Matisyahu) gesucht hatten, war der Künstler nicht dafür zu haben, sich deutlich gegen den Krieg und für das Recht der Palästinenser auf einen eigenen Staat auszusprechen. Dementsprechend ist das Matisyahu-Konzert, das für den 22. August geplant war, abgesagt worden«, erklärten die Veranstalter weiter.

druck Spanische Medien berichten, dass sich die Festival-Veranstalter dem Druck der Antiisraelbewegung BDS – Boycott, Divestment, Sanctions – gebeugt hätten. Die spanische BDS-Bewegung bezeichnete Matisyahu, der keinen israelischen Pass besitzt, als »Zionist«, der »Apartheid und ethnische Säuberungen« unterstütze. Kolportiert wird auch, dass andere Musiker mit Boykott gedroht haben, sollte der Sänger auftreten. Namen dieser Künstler oder Bands wurden nicht genannt.

Scharfen Protest gegen Matisyahus Ausladung formulierte Ronald S. Lauder, Präsident des Jüdischen Weltkongresses. »Dies ist ein klarer Fall von Antisemitismus, und sonst nichts«, sagte Lauder. Die spanischen Behörden seien gefordert, »diesen traurigen Vorfall zu verurteilen und angemessene Maßnahmen gegen die Verantwortlichen in die Wege zu leiten«.

Schließlich werde das Festival auch mit staatlichen Geldern finanziert. Lauder warf den Organisatoren vor, den Sänger ausgeladen zu haben, »nur weil er Jude ist, und weil er sich weigert, sich mit der bösartigen und bigotten BDS-Bewegung gemein zu machen«. »Meine Musik sprich für sich selbst. Und ich lasse Politik aus meiner Musik heraus. Musik hat die Kraft, intellektuelle Ideen und Politik zu überschreiten. Sie kann Menschen in diesem Prozess vereinen«, schrieb der Sänger.

jüdisch Matisyahu, der in Berlin zuletzt zur Eröffnungsfeier der European Maccabi Games in der Waldbühen aufgetreten war, richtet seine Songs auch stark an der jüdischen Musiktradition aus. Sogenannte israelische Themen behandelt er nicht. Matisyahu, der aus dem amerikansichen Pennsylvania stammt, hat aber schon häufig Konzerte in Israel gegeben.

Das Rototom Sunsplash Festival gibt es seit 1994. Schon immer hat es sich politisch verstanden, und schon lange bietet es ein Forum für propalästinensische Aktivisten. ja

Japan

Jüdisch in Fernost

Etwa 1500 Juden sind im Land der aufgehenden Sonne zu Hause. Koscheres Leben ist schwierig. Und sogar hier hat sich seit dem 7. Oktober 2023 einiges verändert

von Eugen El  01.05.2025

Bern

Schweizer Juden reagieren auf Verbot der Terrororganisation Hamas

Deutschland hat die Terrororganisation schon kurz nach dem Angriff vom 7. Oktober 2023 verboten. Die Schweiz zieht jetzt erst nach

 30.04.2025

Großbritannien

Nike hat es »nicht böse gemeint«

Der Sportartikel-Konzern hing zum London Marathon ein Banner auf, das aus Sicht von Kritikern die Schoa lächerlich gemacht hat. Jetzt hat sich das Unternehmen entschuldigt.

 29.04.2025

Schweiz

Junger Mann wegen geplanten Anschlags auf Synagoge Halle verhaftet

Die Anschlagspläne soll er laut Staatsanwaltschaft zwischen Juli 2024 und Februar 2025 wiederholt in einer Telegram-Chatgruppe angekündigt haben

 29.04.2025

Sport

Nach Anti-Israel-Eklat: Jetzt sprechen die Schweizer Fechter

Bei der Nachwuchs-EM der Fechterinnen und Fechter kommt es in Estland zu einer viel diskutierten Szene. Nun haben sich die verantwortlichen Schweizer erklärt

 28.04.2025

Fecht-EM

Schweizer Fechter schauen bei israelischer Hymne demonstrativ weg

Nachdem die U23-Mannschaft der Schweizer Fechter gegen Israel protestierte, äußert sich nun der Schweizer Fechtverband und verurteilt den Vorfall

von Nicole Dreyfus  28.04.2025

Großbritannien

Israelfeindliche Aktivisten stören London-Marathon

Mitten im London-Marathon kommt es zu einer Protestaktion gegen Israel. Zwei Aktivisten springen auf die Strecke und streuen rotes Pulver

 27.04.2025

Essay

Wir gehen nicht allein

Zum ersten Mal hat unsere Autorin mit dem »Marsch der Lebenden« das ehemalige KZ Auschwitz besucht. Ein Versuch, das Unvorstellbare in Worte zu fassen

von Sarah Maria Sander  27.04.2025

Frankreich

Serge Klarsfeld: »Wir müssen vorbereitet sein«

Der Holocaust-Überlebende und Nazi-Jäger hat in »Le Figaro« einen dringenden Appell veröffentlicht und erneut für rechte Parteien geworben. Das Judentum sei bedrohter denn je, glaubt er

 25.04.2025